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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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besten Handschuhe in ganz Dublin her; MacGowan und Dame Doyle empfahlen ihn
allen ihren Freunden; er hatte bereits einen Lehrjungen in der Werkstatt. Und
er war auch ein tüchtiges, aufstrebendes Mitglied seiner Handwerksgilde
geworden; an Festtagen sah ihn Cecily in der strahlenden Tracht seiner Gilde so
zufrieden mit sich das Haus verlassen, dass es sie rührte. Und
selbstverständlich hatte er die Bürgerrechte der Stadt.
    »Euer
Mann macht sich gerade einen guten Namen«, sagte Dame Doyle zu ihr, als sie
sich eines Tages auf der Straße trafen. »Ihr müsst sehr stolz auf ihn sein.«
    War
sie es? Sie wusste, dass sie es sein sollte. Vereinte er nicht alles in sich,
was einen guten Dubliner Handwerker ausmachte? Fleiß, Zuverlässigkeit. Wenn sie
ihn abends mit den beiden Töchterchen auf den Knien in seinem Stuhl sitzen sah,
verspürte sie höchstes Glück und Seelenfrieden; dann ging sie zu ihm, küsste
ihn, und er lächelte glücklich zu ihr hoch; insgeheim betete sie um weitere
Kinder in der Hoffnung, ihm auch einen Sohn schenken zu können, den er sich so
sehnlich wünschte, wie sie wusste – obwohl er es abstritt. Ja, ihr Ehemann war
ein guter Mann, und sie liebte ihn. Sie konnte reinen Gewissens zu ihrem
Beichtvater gehen in der Gewissheit, dass sie nie kühl zu Tidy war, ihm nie
ihren Körper verwehrte und nur ganz selten ärgerlich oder gereizt war. Was könnte sie beichten, außer dass sie sich
von Zeit zu Zeit – vielleicht sogar recht oft – wünschte, er wäre anders?
    Ihre
erste ernsthafte Auseinandersetzung hatte jedoch mit ihrem eigenen Leben
überhaupt nichts zu tun. Es ging dabei um Ereignisse im fernen England.
     
    Den meisten Leuten in
Dublin war es so vorgekommen, als wäre in den letzten acht Jahren nichts
Außergewöhnliches passiert. Noch immer herrschte Rivalität zwischen den Butlers
und den Fitzgeralds. Da die Butlers auf das Misstrauen bauten, das König
Heinrich VIII. gegenüber der Familie Fitzgerald wegen ihrer Intrigen mit dem
Ausland hegte, hatten sie ihn überzeugen können, ihnen eine Zeit lang das Amt
des »Lord Deputy«, des Gouverneurs, zuzusprechen, doch sie hatten es nicht
lange behaupten können. In Dublin selbst war es relativ ruhig gewesen, aber
draußen im Hinterland hatten die irischen Verbündeten der Fitzgeralds von den
schwächeren Stammesoberhäuptern und Landbesitzern Schutzgelder erpresst –
»Black Rent«, schwarzes Pachtgeld, nannten sie es; und ein Mal hatten sie einen
der Anführer der Butlers entführt und ihn monatelang gegen Lösegeld gefangen
gehalten. In Dublin betrachtete man diese faulen Tricks mit gequälter
Belustigung. »Die trauen sich was, diese Männer«, sagten die Leute. Denn in
Irland steckte in diesen Plänkeleien immer auch ein sportliches Element. Hatten
denn nicht schon seit Menschengedenken tapfere junge Keltenkrieger ihre Feinde
überfallen?
    König
Heinrich VIII. in London und seine ordnungsliebenden Staatsbeamten verstanden
jedoch keinen Spaß. »Wir haben es Euch bereits früher gesagt, wenn Ihr Euch
nicht selbst regiert, werden wir von England aus über Euch herrschen«, erklärte
er. 1528 traf ein englischer Beamter ein, um die Amtsgewalt auf der Insel zu
übernehmen. Natürlich wollte ihn keiner in Dublin haben; zudem kam er mit einem
enormen Handicap.
    Wenn
König Heinrich einen königlichen Beamten entsandte, der in seinem Namen
regieren sollte, dann war dieser Beamte mit seiner königlichen Machtbefugnis
ausgestattet, und jedermann, unabhängig davon, wer er war, hatte ihm Folge zu
leisten. Doch in Irland sah man das ganz anders. Die Ahnentafeln der irischen
Oberhäupter reichten, und sei es nur in der Phantasie, zurück bis in die Nebel
der keltischen Zeit. Sogar die englischen Magnaten wie die Butlers und die Fitzgeralds
waren Aristokraten, als sie vor mehr als drei Jahrhunderten auf die Insel
kamen. Die irische Gesellschaft war seit jeher aristokratisch und hierarchisch
geordnet. Irische Bedienstete in traditionellen irischen Häusern mochten zwar neben
ihren Herren essen und schlafen, doch die Familie des Oberhaupts wurde mit
Ehrerbietung behandelt. Es war etwas Rätselhaftes.
    Der
neue Gouverneur war ein Hauptmann der Artillerie gewesen. Ein schroffer Soldat,
dessen Blut feuerrot und nicht blau war. »Ich bin hierher gekommen, um Euch die
englische Ordnung zu bringen«, ließ er die Iren wissen. »Ach, tatsächlich?«,
fragten sie. »Irische Fürsten sollen das Knie vor diesem Mann von niedriger
Geburt beugen?

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