Die Prinzen Von Irland
Kaiser des
Römisch–Deutschen Reiches auch riesige Herrschaftsgebiete der Familie Habsburg
in anderen Teilen Europas geerbt habe. Die stolze Habsburger–Familie sei zu
stark. Der Kaiser würde nie dulden, dass seine Tante von dem aufstrebenden
Tudor–König des kleinen England verstoßen würde. »Der Papst wagt nicht, den
Kaiser vor den Kopf zu stoßen, darum kann er Heinrich die Aufhebung der Ehe
nicht gewähren.« Und dann fügte er unnötigerweise hinzu: »Das weiß doch jeder.«
Aber
für Cecily war dies nicht der Punkt. Heinrich VIII. forderte den Papst heraus.
Und als König Heinrich erklärte, er sei der Oberste Kirchenherr der englischen
Kirche und nicht der Papst, und dann dem Heiligen Vater mitteilte, er solle ihn
ruhig exkommunizieren – »Da ich mir gar nichts daraus mache« –, war Cecilys
Empörung und Verachtung für den König auf dem Höhepunkt. Der englische Kanzler,
Sir Thomas More, legte plötzlich sein Amt nieder. »Zumindest More ist ein
wahrer Katholik«, meinte sie. Doch was war mit den übrigen Untertanen König
Heinrichs? Was war mit den englischen Katholiken in Dublin und im Pale?
»Du
und deine Freunde, ihr habt mir gesagt, ich wäre zu irisch«, legte sie ihrem
Mann dar. »Kamen denn nicht die Engländer überhaupt erst mit dem päpstlichen
Segen nach Irland, um die wahre Kirche zu verteidigen? Und nun bin ich es, die
gegen diese Schändlichkeit protestiert, während ich von keinem von euch auch
nur ein Wort höre.« Und da sie merkte, dass er darauf keine Antwort hatte, fuhr
sie fort: »Es heißt, die Hure Boleyn sei auch eine lutheranische Ketzerin.«
»Das
bedeutet noch lange nicht, dass es wahr ist«, entgegnete er heftig. Aber sie
wusste, dass auch er diese Geschichten gehört hatte. Und als ein Gerücht zum
Hafen drang, der spanische König würde ins englische Königreich einmarschieren und suche Unterstützung in Irland, äußerte sie gereizt: »Soll
er kommen.«
»Lieber
Gott, so etwas darfst du nicht einmal denken«, rief er voll Entsetzen. »Das
wäre Verrat! Wie kannst du nur so etwas Gottloses sagen?«
»Etwas
Gottloses?«, gab sie zurück. »Und ist es gottlos von der armen Königin
Katharina, sich zu weigern, ihr Ehegelöbnis und den Heiligen Vater zu
verleugnen und sich selbst zu einer Häretikerin wie König Heinrichs Hure zu
machen?«
Cecily
sah die Grausamkeit des englischen Königs. Die unglückliche Königin Katharina
von Aragon war in England ausgenutzt worden – ebenso wie sie, Cecily, Jahre
zuvor auf unerhebliche Weise ausgenutzt worden war, als man sie dummerweise
verhaftet hatte. Es war doch immer dasselbe, die Tyrannei der Männer, die
niemals zufrieden sein würden, bis sie jede Frau gezwungen hätten, sich ihrer
Torheit zu unterwerfen. Sie bewunderte die Königin dafür, dass sie für die Wahrheit
und ihre Rechte eintrat; und gewiss bewunderte sie auch die Wenigen, die wie
Thomas More mutig zu ihren Überzeugungen standen. Doch was die übrigen Männer
anging, ob nun in England oder in Dublin, die meinten, alles zu wissen,
erkannte sie nun, dass sich hinter ihren großen Tönen nur Feigheit verbarg. Und
der Gedanke, dass ihr Mann kein Deut besser sei als die anderen, war
schmerzlich. Als die Jahre dieser stürmischen Ereignisse vorüber waren, liebte
sie ihren Mann darum insgeheim weniger – ohne es aber ihrem Beichtvater und
kaum sich selbst einzugestehen.
Bald
nach diesem letzten Gespräch wünschte sich Cecily ein neues Haus.
Ihre
Wohnung lag außerhalb der Stadtmauern in der »Liberty«, im Freibezirk von Sankt
Patrick, und bestand aus einer Werkstatt und zwei Zimmern. Sie waren dort ganz glücklich,
doch die Räume waren nicht groß und konnten von jedem in dem kleinen Hof
eingesehen werden; die Kinderwurden größer, und daher
geschah es nicht ohne Grund, dass Cecily eines Tages zu ihrem Mann sagte: »Wir
brauchen mehr Platz.« Tidy hatte in den letzten beiden Jahren gespürt, dass Cecily
manchmal gereizt und unzufrieden war, doch er hatte nie gewusst, wie er dagegen
angehen könnte; darum war er sehr froh über die Chance, etwas unternehmen zu
können, was sie offensichtlich glücklich machte. Er sah sich auf der Stelle
nach einer neuen Bleibe um. Nach einem Monat hatte er noch immer nichts
Passendes gefunden, und er fragte sich, was er machen solle. Da sagte Cecily
plötzlich, als sie eines Tages in die alte, von Mauern umgebene Stadt gingen:
»Ich wollte, wir könnten in einem dieser Türme leben.«
An
Dublins Stadtmauer gab es
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