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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Niemals.« Sie nannten ihn verächtlich den Artilleristen. Und
obwohl er sein Bestes gab und Kildare ihn auf König Heinrichs Befehl hin wenn
auch widerwillig – unterstützte, dauerte es nicht lang, bis sie ihn zugrunde
richteten.
    König
Heinrich VIII. war wütend. Und hätte er nicht mit anderen Problemen in seinem
Reich zu kämpfen gehabt, hätte er sicherlich strengere Maßnahmen ergriffen. Da
er jedoch weder das Geld noch die Kraft hatte, sich tiefer in die irischen Angelegenheiten
zu verstricken, gab er die Insel ungeduldig an Kildare zurück. »Soll er doch
dort vorläufig regieren, bis uns etwas Besseres einfällt«, erklärte er
mürrisch. Die Iren glaubten erneut bewiesen zu haben, dass der englische König
sich nie gegen sie durchsetzen könne. Ob zum Guten oderzum
Schlechten, Kildare war wieder da. Alles war wie immer.
    Doch
in England bahnten sich größere Veränderungen an.
    Zu
der Zeit, als der Artillerist nach Irland kam, ließ der König verlauten, dass
er seine langjährige Ehe mit seiner spanischen Königin Katharina von Aragon
aufzulösen wünsche. Schon gab es Aufruhr in London, wo die fromme Königin sehr
beliebt war. In Irland fühlten sich jedoch nur wenige Leute betroffen. Hier
hatte man Scheidung nie als etwas Schockierendes empfunden. Sogar im strikteren
englischen Pale wussten die meisten Leute, dass
Eheannullierungen den Aristokraten und Fürsten in der Regel gewährt wurden; und
der König glaubte ohnehin, er habe stichhaltige Gründe für die Auflösung dieser
Ehe. Es war eine Angelegenheit zwischen dem englischen König und dem Heiligen
Vater. Im Übrigen war man in Dublin viel zu sehr damit beschäftigt, den
Artilleristen loszuwerden, als dass man sich in besonderem Maße Gedanken um
Königin Katharina machte.
    *
* *
    Warum sollte König
Heinrich VIII. der Grund für einen Streit zwischen Cecily und ihrem Mann
gewesen sein? In Wahrheit wusste sie es selbst nicht genau. Es hatte so harmlos
mit ihrer beiläufigen Bemerkung angefangen, dass es wohl kaum richtig sein
könne, wenn der König nach all den Jahren seine treue Frau verstoße.
    »Ach!«
Tidy hatte sie eine Spur herablassend angesehen. »Aber du musst doch seine
Schwierigkeiten bedenken. Er hat nur eine Tochter und braucht unbedingt einen
Sohn.«
    »Wirst
du mich verstoßen, wenn ich dir nur Töchter gebäre?«, fragte sie.
    »Sei
nicht töricht, Cecily«, erwiderte er. »Ich bin doch kein König.«
    Warum
irritierte sie seine Art? War es dieser Hauch vonSelbstgefälligkeit
in seiner Stimme? Seit er sich in der Gilde einen Namen gemacht hatte, war er
in ihren Augen manches Mal ein bisschen überheblich.
    »Seine
Tochter könnte Königin werden. Es hat schon früher eigenständig regierende
Königinnen gegeben«, wandte sie ein.
    »Du
verstehst die Situation in England nicht«, entgegnete er aufgeblasen. Jetzt war
es ganz eindeutig. Er sprach mit ihr, als wäre sie ein Dummkopf. Sie sah ihn
wütend an. Für wen hielt er sich denn eigentlich? Aber war da nicht schon immer
etwas Verächtliches in seiner Haltung ihr gegenüber gewesen, vor allem seit
jenem Zwischenfall mit dem safrangelben Tuch vor ihrer Heirat? Dennoch lag ihr
nicht daran, mit ihrem Mann zu streiten, also antwortete sie nicht.
    Mit
der Zeit wurden die Ereignisse in England immer empörender. Jede Form von Druck
wurde auf die arme Königin ausgeübt, um sie dazu zu bewegen, ihre Position
aufzugeben; doch ihr spanischer Stolz und ihre Frömmigkeit ließen sie völlig
rechtens erklären, sie sei so lange König Heinrichs treue Gemahlin, bis der
Heilige Vater ihr etwas anderes sage. Unterdessen sei der König, hieß es, von
einer jungen Lady namens Anna Boleyn verhext worden und wolle sie so schnell wie
möglich heiraten. Doch auch wenn der Papst willens war, sich der Sache
anzunehmen, hatte er Heinrich noch immer nicht die Annullierung gewährt,
obgleich der König angedeutet hatte, er würde sich ohnehin nicht von seinen
Plänen abhalten lassen. Cecily war schockiert.
    »Wie
kann der König auch nur daran denken, seine Hure« so nannten viele Leute Anna
Boleyn, trotz ihrer wohl bekannten Weigerung, sich dem König ohne Ehering
hinzugeben –»wie kann er nur daran denken, sie zu ehelichen, bevor der Heilige
Vater seine Entscheidung bekannt gegeben hat?«, fragte sie.
    »Du
hast nicht die Situation des Papstes bedacht«, erwiderte Tidy ziemlich
überheblich. Und er erklärte, dass derneue König von
Spanien, der Königin Katharinas Neffe war, zusammen mit dem Titel

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