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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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mittlerweile zahlreiche Türme; in jedem Jahrhundert
waren einige hinzugekommen. Es gab Tortürme an den fünf großen Zugängen in der
äußeren Mauer, abgesehen von den verschiedenen Flusstoren entlang des Ufers.
Und daneben gab es noch zahlreiche kleine Türme in gewissen Abständen zwischen
den Toren, von denen manche bewohnbar waren. In einer Reihe dieser Türme waren
Wohnungen, hauptsächlich für städtische Beamte, doch einige standen auch
Handwerkern zur Verfügung.
    »Es
wäre schön, eine Aussicht zu haben, statt selbst eine zu bieten«, seufzte sie.
    »Wärest
du glücklich, wenn du einen dieser Türme hättest?«, hatte er sie gefragt.
    »Ja,
ich glaube, ich wäre es.«
    »Ich
denke nicht, dass eine große Chance besteht«, sagte er; doch heimlich versuchte
er, eine solche Wohnung zu beschaffen, und
wandte sich an Doyle, um ihn um Unterstützung zu bitten. Es wäre wundervoll,
Cecily auf diese Weise überraschen und ihr eine Freude machen zu können.
    Die
nächsten Monate waren besonders beschwerlich. Mehrere Male hörte er, er könne
eventuell einen Turm bekommen, doch es stellte sich jedes Mal als falsch
heraus. Erwar so entschlossen, seine Frau zu überraschen,
dass er ihr nichts von seinen Bemühungen erzählte, mit dem Ergebnis, dass sie
ihn oft plagte, er möge endlich eine Wohnung finden; und einige Male machte sie
sich selbst auf die Suche.
    Unterdessen
spitzte sich die Lage in England immer mehr zu. Heinrich VIII. zwang nicht nur
den gesamten Klerus, sich ihm zu unterwerfen, sondern er ernannte auch seinen
eigenen Erzbischof, der Heinrichs Ehe auflöste und ihn zuvorkommend mit Anna
Boleyn traute, die nun ihre früheren Skrupel überwunden haben musste, denn sie
war sichtbar schwanger. Noch schockierender war, als Anna im Mai 1533 mit allem
Pomp und formell zur Königin gekrönt wurde. Cecily war außer sich vor Abscheu.
    »Wenn
ich nicht bald einen Turm für sie finde, ist mein Leben nicht mehr lebenswert«,
gestand Tidy dem Ratsherrn Doyle an einem Junitag.
    »Zufällig
habe ich Neuigkeiten für Euch«, entgegnete der Ratsherr. »Eine Wohnung wird
demnächst frei, und ich kann sie für Euch reservieren. Ihr könnt sie schon bald
haben. An Fronleichnam.«
    *
* *
    Wenn Margaret Walsh
auf die letzten acht Jahre zurückblickte, konnte sie ziemlich zufrieden mit
sich sein. Das schlimmste Jahr war das gewesen, als Butler im Amt war. Obwohl
es keine Überraschung gewesen war, dass Doyle damals Mitglied des irischen
Parlaments werden sollte, während ihrem Mann dies nicht vergönnt war, hatte es
sie geschmerzt. Wenn sie gelegentlich Joan Doyle traf, begrüßte die Dublinerin
sie immer herzlich, als wären sie Freundinnen; doch Margaret hatte die Technik
eines rätselhaften Lächelns perfektioniert, und sobald es die Höflichkeit
zuließ, ging sie davon.
    Doch
als zwei Jahre später der Artillerist zum Lord Deputy ernannt wurde und Kildare
unter der Bedingung, dasser den Artilleristen
unterstütze, auf die Insel zurückkehren durfte, waren Walshes Hoffnungen auf
einen Sitz im Parlament wieder erwacht. Welcher Verdacht auch immer gegen Walsh
damals wegen seines Besuchs in Munster gehegt wurde, das Verstreichen einiger
Jahre und der Wechsel in der Administration hatten ausgereicht, ihn
auszulöschen. »Man hat mir gesagt, der Artillerist habe nichts gegen mich
einzuwenden«, erzählte er Margaret. »Und Kildare ist auf meiner Seite. Ich
glaube, es ist an der Zeit, einen neuen Versuch zu wagen.« Die Gelegenheit, ihm
zu helfen, bot sich ihr eines Tages im Frühling.
    »Ich
brauche dich«, kündigte Walsh an. »Du musst mit mir in die Burg von Dublin
gehen und nett zum Artilleristen sein.«
    Das
Fest fand in der darauf folgenden Woche statt. Obgleich die graue alte Burg
normalerweise dunkel und ziemlich heruntergekommen war, hatte man sich, wie
Margaret feststellte, enorme Mühe gegeben, den großen Burghof herauszuputzen;
und der mit Wandbehängen geschmückte und mit tausend Kerzen erleuchtete Saal
sah sehr festlich aus. Sie hatte sich den Kopf zermartert, was sie anziehen
solle. Sie hatte ihr bestes Kleid herausgeholt, das sie bisher wenig getragen hatte,
und machte einige geschickte Änderungen, fügte einen Einsatz aus neuer
Brokatseide vorne in der Mitte bis unten zum Saum ein, so dass es wie neu
aussah. Dank des Färbemittels, das ihr die älteste Tochter aufgetragen hatte,
betrat sie den Saal mit Haaren, die wieder fast den gleichen roten Farbton
hatten wie zehn Jahre zuvor. Sie hatte sogar Duft

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