Die Prinzen Von Irland
mit bewaffneten Männern.«
»Ich
werde Lord Thomas sagen, dass Ihr den Eid freiwillig leistet, wenn Euch das
zufrieden stellt«, entgegnete O’Byrne gewandt.
Es
schien Walsh nicht zufrieden zu stellen, denn er sah ernstlich ungehalten aus.
Er ging zur Tür und bat seine Frau, sie möge alle Männer in die Halle rufen,
und blieb bei der Tür stehen, bis alle im Raum versammelt waren. Dann trat er rasch
an den Tisch, knallte seine Hand auf das Evangelienbuch und erklärte: »Ich
schwöre auf die Bibel, für Lord Thomas Fitzgerald dieselbe Liebe, denselben
Respekt und dieselbe Treue zu haben, die ich stets seinem Vater, dem Grafen von
Kildare, entgegengebracht habe und noch immer entgegenbringe.« Er nahm das
heilige Buch und gab es O’Byrne mit Entschiedenheit zurück. »Ich habe
geschworen, wozu man mich angesichts meiner allseits bekannten Zuneigung nie
hätte auffordern dürfen. Aber ich schwöre dennoch mit Freude. Und nun«, sagte
er kühl, »wünsche ich Euch einen guten Tag.« Mit einer knappen Verbeugung
deutete er an, dass O’Byrne nun gehen solle.
»Das
reicht nicht«, sagte Sean O’Byrne.
»Es
reicht nicht?« Es geschah nicht oft, dass William Walsh wütend wurde, doch nun
war es offensichtlich so weit. Einige von O’Byrnes Männern schauten verlegen
zur Seite. »Seid Ihr hergekommen, um mich zu beleidigen?«, rief er. »Ich habe
geschworen. Ich schwöre nicht noch einmal. Wenn Lord Thomas an meiner Loyalität
zweifelt – was er nicht tut –, dann soll er herkommen und es mir offen ins
Gesicht sagen. Das ist alles.« Und wütend wollte er aus der Halle stolzieren.
Doch
O’Byrne stellte sich vor die Tür.
»Der
Eid fordert, dass Ihr Lord Thomas und auch dem Heiligen Vater und dem Kaiser
des Heiligen Römischen Reiches, Karl von Spanien, die Treue schwört«, sagte er
ruhig.
Diese
Trias war wohl durchdacht. Hatte man einmal auf sie geschworen, war der Rückweg
zum englischen König ausgeschlossen. In Zusammenhang mit König Heinrich
bedeutete dies: Wer den Eid leistete, schwor Hochverrat, auf den die Angst
erregende Strafe stand, gehängt, auseinander gezogen und gevierteilt zu werden.
Durchschaute man diesen Zusammenhang, flößte der Eid mit seiner Endgültigkeit
Furcht ein.
Doch
Walsh war nun so hitzig, dass er kaum zuhörte.
»Ich
schwöre Euch gar nichts mehr«, schrie er mit hochrotem Kopf. »Soll doch Lord
Thomas mit tausend Mann herkommen, und soll er mir den Kopf abschlagen, wenn er
an mir zweifelt. Aber ich lasse mich nicht von Euch, O’Byrne, wie einen
Schurken behandeln. Ihr verlasst mein Haus!«
Doch
O’Byrne rührte sich nicht vom Fleck. Er zog sein Schwert.
»Ich
habe schon bessere Männer als Euch getötet, Walsh«, behauptete er gefährlich,
»und auch schon größere Häuser als dieses hier angezündet« – dabei schaute er
zu Margaret. »Ihr habt die Wahl.«
Schweigen.
Walsh stand ganz still da. Margaret sah ihn ängstlich an. Niemand sprach ein
Wort.
»Ich
tue es angesichts Eurer Schwertspitze«, stieß Walsh mit grenzenlosem Abscheu
hervor. »Ihr seid Zeugen, wie mich dieser Mann behandelt«, sagte er mit Blick
in die Runde der versammelten Männer.
Einen
Augenblick später nahm ihm O’Byrne den Eid ab, und Walsh, dem Würde und
Verachtung im Gesicht stand, sprach mit der Hand auf der Bibel fast tonlos die
Worte nach. Dann zog die Patrouille ab. Erst als sie außer Sicht war, sprach Walsh.
»Ich
bin erleichtert, dass Richard heute in Dublin ist. Ich hoffe, dass nicht auch
er diesen Eid leisten muss.«
»Einen
Augenblick hatte ich Angst, du würdest es nicht tun«, sagte Margaret.
»Ich
war versucht, es nicht zu tun«, erklärte ihr Mann. »Der Eid, den ich freiwillig
abgegeben habe, dass ich Lord Thomas unterstütze, wie ich seinen Vater
unterstützt habe, war unverfänglich. Kildare war schließlich der Stellvertreter
des Königs in Irland. Doch ich hatte schon von ihrem neuen Eid gehört, und ich
wusste, welch eine Ungeheuerlichkeit er ist. Die Reverenz vor dem Kaiser ist
der schlimmste Teil. Sie bedeutet schlicht und einfach Hochverrat.« Er
schüttelte den Kopf. »Da O’Byrne mir schon keinen Ausweg ließ, so habe ich
zumindest Zeugen, dass der Eid mir unter Zwang abgepresst wurde. Darum habe ich
alle ins Haus gerufen. Sollten sich die Dinge für Lord Thomas schlecht
entwickeln, kann ich vielleicht meinen Kopf retten.«
Voll
Bewunderung sah Margaret ihren Mann an.
»Es
war mir nicht klar, dass das deine Absicht war. Du hast sehr
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