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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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wieder das Wort ergriff.
    »Ich
habe seiner Mutter versprochen, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten
wird.«
    »Ich
weiß.« Larine überlegte. »Aber habt Ihr auch einen Eid darauf geschworen?«
    »Nein«,
antwortete der König bedächtig, »das habe ich nicht. Aber nur deshalb nicht,
weil dies nicht notwendig war, da sie ja meine Schwester war.«
    »Wie
dem auch sei, Ihr seid also nicht gebunden.«
    Wieder
trat ein langes Schweigen ein. Und wenn sie auch nur ein wenig länger in aller
Ruhe allein miteinander gesprochen hätten, dann hätte der Hochkönig, so schien
es Larine, womöglich noch an Ort und Stelle Conalls Wunsch erfüllt.
    Es
musste ein Wink des Schicksals gewesen sein, dass just in diesem Moment die
Königin erschien. Nach den üblichen Begrüßungen sah sie Larine misstrauisch an
und fragte, worüber sie gesprochen hatten.
    »Über
Conalls Wunsch, ein Druide zu werden«, antwortete er ruhig.
    »Nicht
bevor er mir diesen Stier gebracht hat«, rief sie wütend.
    * * *
    »Dein Onkel hat sich
noch nicht entschieden«, erzählte Larine später Conall.
    »Und
die Königin?«
    »Die
Königin schien sehr aufgebracht zu sein«, gab der Druide zu.
    Das
war noch stark untertrieben. Natürlich wusste Larine über die Launen der
Königin Bescheid, dennoch war er schockiert gewesen, wie grob sie ihren Gemahl
beschimpft hatte. Er habe ihr persönlich versprochen, Conall loszuschicken,
schrie sie ihm ins Gesicht, er sei ein nichtswürdiger Verräter. Ihr Gemahl
hatte versucht, etwas zu entgegnen, aber sie unterbrach ihn mit einem
stürmischen Wortschwall, der den tieferen Grund des geplanten Rinderraubs
enthüllte: der königlichen Autorität Geltung zu verschaffen. Und hier konnte
Larine nicht leugnen, dass der Standpunkt der Königin richtig war: Prinz Conall
war der Mann, um den unverschämten Häuptling in seine Schranken zu verweisen.
Indem sie den Hochkönig in Gegenwart eines Druiden mit Beleidigungen
überhäufte, machte sie es ihrem Gemahl schwer, nachzugeben und zugleich seine
Würde zu bewahren. Von alledem sagte Larine aber Conall kein Wort, sondern
berichtete nur: »Der Hochkönig wird sich später entscheiden.« Und er fügte
hinzu: »Aber er hat mir versprochen, dass er zuerst vertraulich mit dir
sprechen wird.«
    »Ich
hatte keine Ahnung von diesem Plan, den schwarzen Stier zu rauben«, gestand
Conall.
    »Er
ist auch noch geheim, und du darfst sie nicht wissen lassen, dass ich dir davon
erzählt habe.« Larine hielt inne. »Du könntest ja den Stier beschaffen, Conall,
und dann den Hochkönig bitten, dich von deinen weiteren Pflichten zu entbinden.
Dagegen könnte die Königin nichts einwenden.«
    Conall
schüttelte den Kopf und seufzte. »Ich kenne die beiden besser als du. Wenn es
mir gelingt, den Stier zu entführen, werden sie von mir, bevor der Monat um
ist, eine nächste Heldentat verlangen. Eine Aufgabe wird der anderen folgen. Schande
über mich, wenn ich darin versage; und Ehre, wenn ich sie erfolgreich meistere
– Ehre für mich selbst, aber vor allem für meinen Onkel, den Hochkönig. Dieses
Spiel wird nie ein Ende nehmen, bis ich sterbe.«
    »Es
könnte aber auch anders ausgehen.«
    »Nein,
Larine. Genau so wird es ausgehen. Es gibt nur einen Weg, diesem Treiben ein
Ende zu setzen, und der ist, gar nicht erst anzufangen.«
    »Du
kannst dich nicht weigern.«
    Conall
brütete eine Weile schweigend vor sich hin.
    »Vielleicht
kann ich es doch«, murmelte er dann.
    Am
besten, dachte der Druide bei sich, erzähle ich dem König von alledem kein
Wort.
    Der
Winter war fast vorüber, und noch immer war der Neffe des Hochkönigs nicht
gekommen. An manchen Tagen, so dachte Fergus bei sich, sah Deirdre blasser aus
als der Mond. Sogar ihren Brüdern fiel auf, wie traurig sie war. Es war eine
schlechte Idee, dachte ihr Vater, dass ich sie mit zum Lughnasa–Fest nach
Carmun genommen habe. Sie wäre Conall besser nie begegnet.
    Zuerst
hatte er angenommen, dass Conall bald kommen würde. Deirdre war schließlich
nicht auf den Kopf gefallen; dass sie das Interesse des jungen Mannes
überschätzt hatte, konnte er sich nicht vorstellen. Aber die Zeit verging, ohne
dass der Prinz ein Lebenszeichen von sich gegeben hätte. Der Häuptling ließ
diskret Nachforschungen über ihn anstellen. Er hatte von den gessa der Druiden erfahren,
mit denen Conalls Leben belegt war, und hatte seine Tochter behutsam davor
gewarnt. »Männer, die von einem Schicksal dieser Art gezeichnet sind«, gab er
ihr zu

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