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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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desto mehr schien Conall ihn auf rätselhafte Art auszuspielen. Der
Gesandte des Hochkönigs stieß einen Kriegsschrei aus, stürmte spritzend durchs
Wasser, schlug und hieb, setzte jeden Trick ein, den er kannte. Doch sonderbar,
sein Schwert traf immer nur auf Conalls Klinge oder Schild. Dann erlahmte
Conalls Kraft. Sein Schild senkte sich, und sein Schwert hing schlaff herab.
Sein Gegner erkannte die Chance und schlug blitzschnell zu – und traf ins Leere.
Es war, als hätte sich Conall für einen winzigen Moment in Nebel verwandelt.
Ich kämpfe nicht gegen einen Krieger, dachte Finbarr, sondern gegen einen
Druiden.
    So setzte sich dieser
wunderliche Wettkampf noch eine Weile fort, und wer weiß, wie er geendet hätte,
wenn Conall nicht aufgrund eines Schicksalsschlags, als er einen Schritt
zurückwich, auf einem Stein ausgeglitten wäre. Wie der Blitz hatte Finbarr
zugestoßen und ihn am Arm getroffen. Als Conall zurückfiel und seinen Schild
hob, versetzte ihm Finbarr einen Hieb ins Bein und schlug ihm eine klaffende
Wunde. Conall sprang dennoch wieder auf und parierte die nächsten Schläge –
aber er hinkte. Zu seinen Füßen verbreitete sich Blut im Wasser. Er wich noch
weiter zurück, doch diesmal, das spürte Finbarr, aus echter Not. Eine rasche
Finte, und er traf ihn noch einmal, diesmal an der Schulter. Sie kämpften
weiter, Schlag um Schlag, aber so geschickt Conall auch parierte, Finbarr
konnte spüren, dass sein Gegner allmählich schwächer wurde.
    Jetzt hatte er ihn. Er
wusste es. Das Ende war nur noch eine Frage der Zeit. Lange Augenblicke
verstrichen. Sie bewegten sich noch weitere zwanzig Schritte zurück, wobei
Finbarr in dem flachen Wasser, das rot vom Blut seines Freundes war, mehr und
mehr an Boden gewann. Conall glitt immer wieder aus, drohte zu stürzen.
    Und nun, da der Sieg
zum Greifen nahe war, brachen sich in ihm all die Enttäuschungen des
vergangenen Jahres und die vielen Jahre der Eifersucht, die ihm aber nie recht
bewusst geworden war, Bahn. Immer hatte sich alles um den Prinzen gedreht!
    »Glaub ja nicht, dass
ich dich töten werde«, schrie Finbarr. »Das werde ich nicht tun. Du und
Deirdre, ihr werdet gefesselt und zu Fuß hinter meinem Wagen trotten und mit
mir zum König kommen.« Und bei diesen Worten schwang er sein Schwert in die
Höhe und stürzte sich auf seinen Gegner, um ihn endgültig unschädlich zu
machen.
    Er bekam die Klinge
nie zu sehen. Sie zuckte so geschwind, dass er sie in seiner Kampfeswut einen
Moment lang nicht einmal spürte. Aber sie stieß durch seine Brust und
durchschnitt alles Gewebe direkt über dem Herzen, so dass Finbarr zunächst
rätselnd die Stirn runzelte, als ihm bewusst wurde, dass irgendetwas aufgehört
hatte. Dann spürte er einen gewaltigen, rot stechenden Schmerz und stellte
fest, dass er zu ersticken drohte, dass seine Kehle und sein Mund voller Blut
waren und dass alles von ihm fortrann wie ein Fluss, während er kopfüber in das
flache Wasser sackte. Er fühlte noch, wie er auf den Rücken gedreht wurde, und
sah Conalls Gesicht unendlich betrübt auf sich herabblicken. Jetzt begann
dessen Gesicht undeutlich zu werden und zu verschwimmen.
    »Oh, Finbarr. Ich
wollte dich nicht töten.«
    Warum sagte Conall
das? Hatte er ihn denn getötet? Er versuchte den verschwommenen Umrissen etwas
zu sagen.
    »Conall…«
    Dann rissen sich
seine Augen weit auf, und das Licht wurde gleißend hell.
    Conall trug die
Leiche mit dem Wagenlenker zu dem Streitwagen, damit sie zum König
zurückgebracht würde. Erst da bemerkte Conall, dass Cuchulainn, sein Jagdhund,
an den Wagen angebunden war und auf seinen Herrn wartete. Conall warf einen
letzten traurigen Blick über den Liffey und begab sich hinkend auf den Rückweg
zu Deirdre und der Insel.
    * * *
    Mit
seinem einen Auge hatte Goibniu sie alle im Blick: den Hochkönig, die Königin, die
Häuptlinge und die Druiden.
    An jenem Nachmittag
hatte der Wagenlenker nach zwei Tagen anstrengender Fahrt mit Finbarrs Leichnam
völlig erschöpft das Lager des Königs erreicht. Nun waren die Frauen damit
beschäftigt, den Leichnam zur Beisetzung herzurichten. In der großen Halle mit
ihren Wänden aus Weidengeflecht redeten alle durcheinander.
    Mindestens zwanzig
junge Männer wollten Conall zum Kampf stellen. Den Verräter zu besiegen, der
den edlen Finbarr getötet hatte – was für eine Chance für junge Burschen, die
nach Ruhm dürsteten!
    Auch Larine, Conalls
Freund, war da. Er machte eine traurige Miene, sagte

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