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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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verlassen
hatte. Sie war allein. Conall war gegangen und würde bis zu der Zeremonie bei
den Druiden bleiben. Sie begriff, wie groß ihre Macht und die des Königs und
wie furchtbar erst recht die Macht der Götter war. Aber aus einem einfachen
Instinkt heraus wusste sie auch noch etwas anderes: Ganz gleich, wie man es
erklären würde, er hatte sie im Stich gelassen.
    Und während sie die
ganze Nacht hindurch darüber nachdachte, kam es ihr immer wieder zu
Bewusstsein: In der ganzen Zeit auf der Insel und sogar noch nach Larines
Besuch hätte er immer noch fliehen können. Natürlich, er hatte sein Wort
gegeben. Der König und die Götter selbst hatten ihm dies Versprechen
abgetrotzt. Aber sie hätten alle gemeinsam über das Meer fliehen können. Conall
hatte die Chance gehabt, und er hatte sie nicht genutzt. Er hat sich für die
Götter entschieden, dachte sie, für den Tod entschieden, statt für mich. Das
war alles, was sie wusste. In ihrem Innern verfluchte sie ihn und die Druiden
und sogar die Götter.
    Und so verfolgte sie
sein Sterben mit Verbitterung und mit Zorn. Und der Zorn schützte sie für eine
Weile vor dem Schmerz.
    Kurz bevor sie an
jenem Nachmittag zur Heimfahrt aufbrachen, hatte sie noch eine unerwartete
Begegnung.
    Deirdre stand allein
an einem der beiden Streitwagen, als sie sah, wie sich die Königin näherte. Sie
hielt es für besser, ihr nicht unter die Augen zu treten, und suchte nach einer
Möglichkeit zu entrinnen; aber die ältere Frau hatte sie bereits erblickt und
trat direkt auf sie zu. Also wich Deirdre nicht von der Stelle und hoffte auf
das Beste. Zu ihrer Verwunderung begrüßte die Königin sie, als sie
herangetreten war, mit einem eher freundlichen Nicken.
    »Heute ist gewiss ein
trauriger Tag für dich, Deirdre, Tochter des Fergus. Ich bedaure die Drangsale,
die über dich hereingebrochen sind.« Sie sah der Tochter des Fergus ohne jede
Bosheit in die Augen. Deirdre fragte sich, was sie ihr antworten sollte.
Immerhin war sie die Königin. Sie musste ihr gegenüber Respekt zeigen. Aber sie
konnte sich nicht dazu überwinden.
    »Auf Eure
Glückwünsche kann ich verzichten«, zischte sie verbittert. Dies war nicht die
Art, wie man mit einer Königin sprach, aber es war ihr gleichgültig. Was hatte
sie noch zu verlieren?
    »Du bist also immer
noch erzürnt über mich«, bemerkte die Königin mit ziemlicher Ruhe. Deirdre traute
ihren Ohren nicht.
    »Habt Ihr nicht
gesagt, Ihr würdet mich töten?«, platzte sie heraus.
    »Das ist wahr«,
stimmte ihr die Königin zu, »aber das ist lange her.«
    »Bei den Göttern«,
schrie Deirdre, »Ihr seid wahrhaftig eine sonderbare Frau.«
    »Zumindest bewies er
eine edle Haltung im Tod«, sagte sie. »Du kannst stolz auf ihn sein.«
    Darauf hätte Deirdre
sich nur zu verneigen und irgendeine Höflichkeit zu murmeln brauchen, aber ihr
Zorn hatte sie nun vollends überwältigt, und sie konnte sich nicht mehr zurückhalten.
    »Stolz auf einen
toten Mann«, schrie sie. »Der nützt mir viel, wenn ich allein in Dubh Linn
sitze.«
    »Er hatte keine Wahl,
verstehst du.«
    »Und ob er sich
entscheiden konnte!«, schrie sie wütend. »Und er hat sich entschieden. Aber er
entschied sich nicht für mich und für sein Kind. Eine herrliche Entscheidung!«
    Diesmal war sie zu
weit gegangen, und sie wusste es. Sie hatte das Hochkönigtum, die Druiden und
Tara beleidigt. Halb herausfordernd, halb ängstlich wartete sie darauf, dass
der Zorn der Königin auf sie niederfuhr.
    Einige Augenblicke
schwieg die Königin. Sie hatte ihren Kopf gesenkt, als sei sie tief in
Gedanken. Und dann sagte sie, ohne aufzublicken: »Hast du über die Männer nicht
Bescheid gewusst, Deirdre? Sie lassen uns immer im Stich.«
    Und damit entfernte
sie sich.

4
    Am
Tag der Mittwintersonnenwende gebar Deirdre im Rath ihres Vaters in Dubh Linn,
von wo aus man die Furt namens Ath Cliath überblickte, das Kind. Wie sie es
erwartet hatte, war es ein Sohn. Für sie sah er bereits bei der Geburt Conall
ähnlich. Sie wusste nicht, ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht.
    Das Wetter war
herrlich in jenem Frühling – und auch im Sommer. Die Ernte wurde, obwohl sie
nicht besonders gut ausfiel, nicht vernichtet. Und die Männer sagten, dies sei
Conall, dem Sohn des Morna und Neffen des Hochkönigs, zu verdanken, denn er
habe Einfluss auf die Götter.

III
  DIE MISSION DES SANKT
PATRICK
     

~ 450 ~
    Sein erster Besuch auf der fernen westlichen
Insel hatte nichts Gutes verheißen, und

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