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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Verehrung geworden. Bei seiner Frau, die all
dies Unheil ausgelöst zu haben schien, wurden die Männer dagegen nervös.
    »Ihr denkt wohl, ich
bin ein Vogel, der Unglück bringt?«, sagte sie einmal einem jungen Adligen. »Habt
Ihr etwa Furcht vor mir?«
    »Ich fürchte mich vor
niemandem«, entgegnete er empört. Und mied fortan doch ihre Nähe.
    Nach ein, zwei Jahren
hatte sie aufgehört, auf die Feste zu gehen.
    Wer blieb also noch
übrig? Ein paar biedere Seelen in der Gegend von Dubh Linn. Zwei kräftige
Bauern, ein verwitweter Fischer mit drei Booten – doch für die konnte sie sich
nicht erwärmen. Einmal hatte ihr Vater einen Händler aus Britannien mit nach
Hause gebracht, der ihm einige Sklaven verkauft hatte. Der war schon
interessanter gewesen. Aber sie hätte über das Meer ziehen müssen, um mit ihm
zu leben. Sie war gerührt, dass ihr Vater so etwas in Betracht gezogen hatte,
denn sie wusste, wie sehr er sie brauchte und wie sehr er seinen kleinen Enkel
liebte; er hatte kein allzu trauriges Gesicht gemacht, als sie sich entschied,
in Dubh Linn zu bleiben.
    Morna hatten sie ihn
genannt, nach Conalls Vater. Seine ersten zwei Jahre waren für sie besonders
schwer gewesen. Er besaß ihre eigenartig grünen Augen, aber in allem anderen
war er geradezu das Ebenbild seines Vaters. Jedes Mal wenn sie in sein kleines
Gesicht sah, hatte sie Visionen, dass auch ihn das Schicksal seines Vaters
erwartete. Albträume hatten ihr den Schlaf geraubt – Albträume von Tara, von
Blut und frühem Tod. Sie fürchtete, die Druiden würden ihr eines Tages auch
noch ihren Sohn entreißen. Ein Jahr nach Mornas Geburt hatte Larine ihr wie
versprochen einen Besuch abgestattet. Sie wusste, dass er es gut meinte, aber
sie konnte seinen Anblick nicht ertragen und sagte zu ihrem Vater, er möge ihn
bitten, wieder zu gehen. Fergus machte sich Sorgen, dass dies, wenn Larine sich
beleidigt fühlte, womöglich einen Druidenfluch auf sie ziehen könnte, aber
Larine schien verstanden zu haben. Seither hatte sie ihn nicht mehr zu Gesicht
bekommen.
    Morna ging schon früh
mit Fergus auf die Jagd. Zu ihrer Erleichterung zeigte ihr Sohn keinerlei
Anzeichen, sich abzusondern oder in bedrückte Stimmungen zu verfallen. Er fischte
gern, suchte Vogelnester oder schwamm in den Wassern des Liffey oder des
Meeres. Als er sechs Jahre alt war, hatte sie ihn zu ihren Lieblingsausflügen
auf den Gipfel der Halbinsel mitgenommen, von wo aus man die kleine Insel
überblickte. Auch ihre Brüder waren freundlich zu ihm. Sie brachten ihm bei,
wie man Fische fängt und das Vieh treibt, und er lachte über jeden ihrer
Scherze. Als er zehn war, zog er begeistert mit ihnen los, wenn sie das Vieh zu
den Sommerweiden trieben, was einen ganzen Monat oder noch länger dauern
konnte.
    Aber vor allem war es
Fergus, der die Erziehung des Jungen in die Hand nahm. Morna schien seinem
Großvater neue Lebensfreude eingehaucht zu haben, und dieser hatte ganz
besondere Qualitäten in dem Jungen entdeckt. Fergus war entzückt, wie rasch
sein Enkelkind lernte. Mit sechs Jahren kannte es sämtliche Geschichten von
Cuchulainn, den sagenhaften Königen der Insel und der alten Götter auswendig.
Morna konnte die Geschichten der Familie seiner Mutter vortragen, darunter auch
die, wie Eric, der Krieger, erschlagen wurde. Fergus brachte ihm bei, mit einem
Schwert umzugehen und einen Speer zu schleudern. Und natürlich wollte Morna
wissen, ob auch sein eigener Vater ein großer Krieger gewesen war.
    Deirdre war
unschlüssig gewesen, was sie darauf antworten sollte, aber Fergus hatte seine
Neugier ohne Mühe befriedigt. »Er kämpfte in allen möglichen Schlachten«,
pflegte er lässig zu sagen. »Aber sein größter Kampf war der gegen Finbarr. Ein
Furcht erregender Mann. Dein Vater tötete ihn hier ganz in der Nähe, an der
Küste, nicht weit von der Ebene der Vogelscharen entfernt.«
    Morna wurde niemals
müde, den Einzelheiten dieses Kampfes zu lauschen, zu denen sich bald noch
zusätzlich das Erschlagen eines Meeresungeheuers gesellte. Und so war es kaum
verwunderlich, dass der Junge davon träumte, ebenfalls ein Krieger und ein Held
zu werden.
    »Genau diesen Wunsch
hegte ich auch als kleiner Junge«, erklärte Fergus seinem Enkel. »Aber Krieger
fahren zumeist über das Meer, um anderer Leute Hab und Gut zu plündern; sieh
dir dagegen all das Vieh an, das wir hier besitzen. Dies ist der Ort, den du
einst verteidigen musst.«
    Was seinen Großvater
so stark beeindruckte, waren

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