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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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begonnen, und so hatte Deirdre es schließlich
verkauft. Sie hatte ihren Brüdern angeboten, eine andere Frau zu kaufen, aber
irgendwie war das Thema aus dem Blick geraten, und sie hatten es nie wieder ins
Gespräch gebracht. Sie hörte, dass sie Weiber gefunden hatten, wenn sie auf dem
Viehtrieb unterwegs waren oder die Jahresfeste besuchten, aber nie hatten sie
eine Ehefrau heimgeführt. »Bringt zu viel Ärger«, hatten sie zu Deirdre
gemeint. »Keine andere könnte jemals so gut wie du den Haushalt führen.« In
gewisser Weise, dachte Fergus’ Tochter, sollte sie dankbar sein, dass sie in
ihrem kleinen Reich keine Rivalin hatte. Ihre Brüder hatten den Eindruck
erweckt, sie seien glücklich und zufrieden, auf die Jagd zu gehen und sich um
Fergus’ Viehherde zu kümmern, die inzwischen beachtlich angewachsen war.
    War ihr Vater aber
nicht dennoch enttäuscht gewesen, dass seine Söhne es nicht fertig gebracht
hatten, ihm Enkelkinder zu bescheren? Wenn ja, so hatte er es nie
ausgesprochen; und da er in all den Jahren, die ins Land zogen, Ronan und Rian
nie gedrängt hatte, doch endlich zu heiraten, war ihr klar geworden, dass er
sich über seine Söhne seinen eigenen Reim gemacht hatte.
    Jetzt ergriff Fergus
das Wort: »Es geht mit mir zu Ende. Nur noch ein paar Tage – dann wird’s Zeit
für einen neuen Häuptling der Ui Fergusa.«
    Auf der Insel war es
Brauch, dass ein Clan seinen Häuptling aus dem Kreise der Familie wählte –
normalerweise die männlichen Nachkommen bis zum Vetter zweiten Grades ein und
desselben Urgroßvaters. Im Fall des kleinen Clans, der über Dubh Linn herrschte,
gab es abgesehen von Deirdres Brüdern jedoch weder von Fergus, dem Vater des
Fergus, noch von seinem Großvater, von dem der alte Trinkschädel stammte,
lebende männliche Nachkommen. Nach Deirdres Brüdern würde daher der Clan,
sofern sie keine männlichen Erben zeugten, vor einem Problem stehen.
    »Obwohl ich sehr,
sehr alt geworden bin«, hob Fergus hervor, »hat es bisher nie einen
ausersehenen tanaiste gegeben.« Dies war der anerkannte Erbe eines Häuptlings. Es war durchaus
üblich, dass ein Clan bereits während der Herrschaft eines Häuptlings, ja sogar
von dem Moment an, wo der Häuptling gewählt war, einen Erben ernannte. »Selbst
unter der Annahme, dass einer von euch beiden, Ronan oder Rian, mein Nachfolger
wird, gäbe es außer dem Sohn eurer Schwester Deirdre keinen, der nach euch
dieses Amt erbt.«
    »Das könnte nur Morna
sein«, bestätigte Rian. »Morna würde nach uns Häuptling werden.«
    »Würde er ein guter
Häuptling sein?«, fragte er.
    »Der beste. Das steht
außer Frage«, antwortete Ronan.
    »Dann hört, was ich vorschlage.«
Er blickte sie ruhig an. »Lasst Morna an eurer Stelle Häuptling werden. Bedenkt
es wohl: Wenn ihr ihn selbst wählt, kann niemand ihm sein Recht streitig
machen. Ihr beide liebt ihn wie einen Sohn, und er achtet euch wie Väter.
Stellt euch geschlossen hinter Morna, und der Clan des Fergus wird stark und
mächtig sein.« Er verstummte und blickte aufmerksam von einem zum anderen.
»Dies ist mein letzter Wunsch.«
    Deirdre war
überrascht. Sie war immer davon ausgegangen, dass Morna, wenn es an der Zeit
war, seine beiden Onkel beerben würde. Aber sie erkannte den Sinn hinter den
Worten des Greises. In Wahrheit war nämlich keiner von ihnen wirklich reif für
die Rolle eines Häuptlings, und in ihrem tiefsten Innern wussten sie beide das
vermutlich selbst. Aber sich auf diese Weise die Hände binden zu lassen – ihre
Ansprüche aufzugeben und an den Sohn ihrer Schwester abzutreten, der noch nicht
erwachsen war? Das war hart. Während des langen Schweigens, das nun folgte,
wusste Deirdre selbst nicht genau, was sie davon halten sollte. Würde diese
Regelung nicht böses Blut machen und Morna vielleicht sogar in Gefahr bringen?
Sie fragte sich gerade, ob sie ihren Vater bitten sollte, die Sache noch einmal
zu überdenken, als Ronan sich zu Wort meldete.
    »Er ist noch zu
jung«, erklärte er entschlossen. »Aber wenn ich Häuptling bin, kann er zu
meinem Tanaiste ernannt werden. Was ist dagegen einzuwenden?«
    Deirdre starrte ihn
sprachlos an. Ronan war bleich geworden; Rian machte eine unwohle Miene. Morna
sah sie besorgt und verunsichert an.
    »Ich würde lieber
noch warten«, sagte er respektvoll zu seinem Großvater. »Ronans Vorschlag würde
mich glücklich machen.«
    Aber der alte Mann
schüttelte den Kopf, obwohl er seinem Enkel ein Lächeln zuwarf.
    »So ist es

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