Die Prinzen Von Irland
besser«,
entgegnete er. »Ich habe mir die Sache sorgfältig überlegt, und mein Entschluss
steht fest.«
»Dein Entschluss
steht fest?«, platzte Ronan verbittert heraus. »Und wie lautet er? Haben wir
das nicht zu entscheiden, wenn du von uns gegangen bist?«
Noch nie hatte
Deirdre ihren Bruder so respektlos mit seinem Vater sprechen hören, doch Fergus
nahm es gelassen hin. »Du bist natürlich erzürnt«, sagte er ruhig.
»Laß doch Morna
Häuptling werden«, mischte sich Rian nun mit leicht flehender Stimme ein. »Was
würde einer von uns beiden denn mit dem Häuptlingsamt anfangen?« Plötzlich
wurde Deirdre klar, dass Rian womöglich lieber Morna als Häuptling sähe, als
unter der Herrschaft seines Bruders stehen zu müssen. Während sie die beiden
Brüder musterte, wurde ihr klar, wie geschickt der alte Häuptling die Regelung
der Nachfolge eingefädelt hatte. Ronan hätte nicht nur einen erbärmlichen
Häuptling abgegeben, sondern keiner ihrer Leute würde ihren Bruder als
Häuptling akzeptieren, sobald ihnen zu Ohren käme, dass Fergus eigentlich Morna
dazu bestimmt hatte.
Und in dem Schweigen,
das nun folgte, wurde dies wohl Ronan allmählich klar. Nach einer Weile sagte
er mit einem Seufzen:
»Gut, dann soll’s
eben der Junge werden, wenn es dein Wunsch ist.« Und er warf seinem Neffen ein
gequältes Lächeln zu. »Du wirst ein guter Häuptling sein, Morna. Das will ich
auf keinen Fall bestreiten.« Und um sein Gesicht zu wahren, fügte er hinzu:
»Sofern man dich ein wenig anleitet.«
»Das hatte ich
gehofft zu hören«, meinte Fergus. »Du hast so viel Klugheit bewiesen, Ronan,
wie ich es von dir erwartet habe.«
Und nun stützte sich
der alte Häuptling mit einer Hand auf Mornas Arm und erhob sich langsam. Da er
seit fast einem Monat ohne fremde Hilfe keinen Schritt mehr getan hatte, ahnten
alle, wie viel Mühe ihn dies kosten musste. Immer noch in seinen Umhang
gehüllt, stand Fergus wie eine Statue da, ausgezehrt, aber voller Würde.
»Bring uns den
Trinkschädel«, befahl er seiner Tochter; und als sie ihm das Gefäß gebracht
hatte und vor ihn hinhielt, legte er seine Hand darauf und hieß seine Söhne und
Morna, dasselbe zu tun. »Nun schwört«, befahl er ihnen. »Schwört, dass Morna
der Häuptling sein wird.«
Nach dem Schwur
umarmten sie einander und beteuerten, wie klug ihre Entscheidung sei. Fergus
kehrte an seinen Platz zurück, um sich auszuruhen. Und Deirdre, die sich
unschlüssig war, ob sie über das gerade Geschehene glücklich war oder nicht,
bewegte nur eine Frage: Ronan hatte Morna zwar gnädig den Vortritt gelassen –
aber würde er sein Wort auch halten?
*
* *
Am
folgenden Nachmittag traf ein schnelles und prunkvolles Gefährt ein. Morna und
seine Onkel waren auswärts beim Vieh; Fergus war im Haus geblieben, aber
Deirdre, die vor der Tür des Rath in der Sonne saß und ein Hemd flickte, hatte
den unbegleiteten Wagen voller Neugier näher kommen sehen. Es kam nicht häufig
vor, dass sich ein so edles Gefährt hierher verirrte. Neben dem Wagenlenker
stand ein junger Edelmann etwa in Mornas Alter; er hatte einen langen dunklen
Schnauzbart, trug einen feinen grünen Mantel um die Schultern, und während er
auf Deirdre herabblickte, fragte er mit kräftiger Stimme, ob dies das Haus des
Fergus sei.
»Ja, das ist es, aber
er ist krank. Was wünscht Ihr von ihm?«
»Ich denke, das geht
dich nichts an«, entgegnete der junge Krieger, der sie offenbar für eine
Sklavin hielt, wegwerfend. »Aber ich bin gekommen, um Morna, Conalls Sohn, zu
finden.«
»Morna?« Sofort wurde
sie argwöhnisch und überlegte noch, was sie antworten sollte, als ihr Vater mit
schwacher Stimme von drinnen herausrief: »Wer ist es, Deirdre?«
»Nur ein Reisender,
Vater«, rief sie zurück, »der gerade des Weges kam.«
»Dann lass ihn
eintreten«, rief er schwach, aber darauf war ein Husten und angestrengtes
Röcheln des Häuptlings zu vernehmen, der versuchte, wieder zu Atem zu kommen,
so dass es ihr leicht fiel, eine entschlossene Antwort zu geben.
»Ich bin Deirdre,
Tochter des Fergus. Wie Ihr hören könnt, steht es sogar sehr schlimm mit meinem
Vater«, und mit gedämpfter Stimme fügte sie hinzu, »und er wird wohl kaum noch
viele Tage leben. Ihr könnt also mir Eure Nachricht mitteilen.«
Der Bote machte ein
verstimmtes Gesicht, aber er konnte ihr kaum widersprechen.
»Ich habe eine
Botschaft des Königs zu überbringen. Er geruht auf Tara das feis abzuhalten. Und er
lässt bitten,
Weitere Kostenlose Bücher