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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Übrigen von uns. Aber verschont mir Morna
damit.« Es war heraus, sie konnte es nicht verhindern.
    »Ihn verschonen ?«
Bischof Patrick starrte sie entgeistert an. »Verschonen!« Sie sah den furchtbaren Zornesblitz in
den Augen des alten Mannes. Er trat mehrere Schritte auf sie zu, und einen
Moment lang glaubte sie, er könnte sie vielleicht gar schlagen oder wie ein
Druide einen Fluch über sie aussprechen. Stattdessen hielt er plötzlich inne,
schüttelte den Kopf, da er sich offenbar wieder gefasst hatte, und warf sich zu
ihrem größten Erstaunen vor ihr auf die Knie.
    »Vergib mir,
Deirdre«, sagte er, »vergib mir meinen Zorn.«
    »Warum…« Sie wusste
nicht, was sie sagen sollte.
    »Ich habe darin
versagt, dein Herz zu rühren. Es ist meine Schuld, nicht die deine. Was mich in
Zorn versetzt hat, war mein eigenes Versagen.«
    »Was Ihr gesagt habt,
war wunderbar«, protestierte sie heftig. »Es ist nur…«
    Er hatte sich wieder
erhoben und schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab.
    »Du hast mich nicht
verstanden«, brummte er. Dann wandte er sich an Morna. »Du bist nun der
Häuptling der Ui Fergusa«, sagte er mit feierlichem Ernst. »Ist es dein Wunsch,
dass deine Familie getauft wird?«
    »Ja«, antwortete
Morna.
    »Und wenn du aus
meinen Händen die Taufe empfängst, wirst du dich dann in Dingen, die die
Religion betreffen, meiner Autorität unterwerfen und meine Anweisungen
befolgen, wie es diese jungen Prinzen tun?«
    »Ja, das will ich«,
sagte Morna.
    »Dann komm«, befahl
der Bischof, »und ich werde dir sagen, was zu tun ist.«
    Für die Taufe, der
sie sich nun unterziehen sollten, war ein einfaches Untertauchen im Wasser
notwendig. Ein Blick auf die Untiefen am Ufer des Liffey hatte Bischof Patrick
überzeugt, dass der Fluss kein besonders passender Ort war. Die drei Quellen in
der Nähe des Rath, die er nun kurz inspizierte und segnete, waren auch nicht
geeignet. Aber der dunkle Teich Dubh Linn, so entschied er, würde sich für die
Sache bestens eignen. Daher wies er sie an, sich umgehend dort zu versammeln.
    Und so begab sich an
jenem strahlend sonnigen, wenn auch etwas kalten Herbstnachmittag eine kleine
Gruppe, bestehend aus Deirdre, ihren zwei Brüdern und Morna, unter ihren
Umhängen nur mit einem leinenen Hemd am Leib und in Begleitung ihrer Sklaven,
die ein halbes Dutzend zählten, zum Ufer des Dubh Linn hinunter, um sich taufen
zu lassen. Und einer nach dem anderen stiegen sie in sein dunkles und schon
sehr kaltes Wasser, in dem Bischof Patrick stand, ließen sich einen fröstelnden
Augenblick lang unter seine Oberfläche sinken und tauchten, von Patrick
eigenhändig im Namen Jesu Christi getauft, wieder auf zum Licht.
    Rasch trockneten sie
sich ab. Alle außer Deirdre schienen vor Freude zu strahlen. Die Gruppe wollte
sich gerade wieder auf den Rückweg zum Rath hinaufbegeben, als sie überraschend
von Deirdres jüngerem Bruder Rian angehalten wurde.
    »Stimmt es, dass nur
Christen in dieses gute Land kommen?«
    »Ja, das stimmt«,
versicherten sie ihm.
    »Und alle anderen
kommen in jenes Land mit dem Feuer?«
    Auch das stimmt,
meinten sie.
    »Aber was wird dann
aus meinem Vater«, fragte er aufrichtig besorgt. »Das bedeutet doch, dass
Fergus in dieses Feuer kommt.« Und nachdem er sich eine Weile mit seinem Bruder
beraten hatte, teilte Ronan diese Ansicht: Ihr Vater weile bei den Göttern der
Familie. Was immer der neue Bischof davon halten möge, diese Götter seien schon
immer da gewesen und würden die ihnen Anbefohlenen auf ihre Weise auch
beschützen. Aber wenn Dubh Linn und der Rath des Fergus christlich würde, dann
beleidige man damit die alten Götter. Fergus würde somit einsam und verlassen
gewissermaßen auf dem Trockenen sitzen. Dann würden die alten Götter vermutlich
nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, und der neue christliche Gott werde
ihn ins Höllenfeuer verbannen.
    »Das können wir nicht
zulassen«, protestierte Rian. Und Ronan nickte mit besorgtem Gesichtsausdruck.
    Obwohl Deirdre dies
verlegen machte, bemerkte sie, dass keiner der Priester im Mindesten überrascht
zu sein schien. Tatsächlich hörten sie solche Einwände nicht zum ersten Mal.
Wenn wir erlöst werden, so fragten sich manche Bekehrten, welches Schicksal
trifft dann unsere Vorfahren? Wollt ihr uns etwa sagen, sie seien sündhaft oder
gottlos gewesen? Die Antwort der Missionare auf diese Frage lautete, dass Gott
denjenigen, die ohne eigenes Verschulden nicht die Möglichkeit fanden,

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