Die Prinzen Von Irland
sich an die Arbeit, ein Festmahl vorzubereiten. Morna hatte
sich inzwischen der Gesellschaft der jungen Fürstensöhne angeschlossen, die das
Gefolge des Bischofs bildeten. Deirdre hörte sie draußen miteinander sprechen
und lachen und spürte, dass Morna von den Gästen beeindruckt war.
Erst nachdem er sich
ein wenig ausgeruht hatte, ließ Patrick, der nun viel frischer aussah, durch
einen seiner Priester Larine und Morna zu sich rufen und bat auch Deirdre dazu.
Als die vier am Feuer versammelt waren, wandte er sich an Morna.
»Du wirst dich
erinnern, dass du versprochen hast, mir zu gehorchen«, begann er.
Morna verneigte sich.
»Sehr gut«, fuhr der
Bischof fort. »Dann will ich dir sagen, was ich wünsche: Du wirst mich morgen
begleiten. Ich möchte, dass du dich diesen jungen Männern anschließt, die mit
mir reisen, und dass du eine Zeit lang bei uns bleibst. Würde dir das
gefallen?«
»Ja, und ob mir das
gefallen würde!«, sagte Morna mit Begeisterung.
»Freu dich nur nicht
zu sehr«, warnte Bischof Patrick ihn. »Ich habe dir nämlich auch gesagt, dass
Opfer vonnöten sind, und ein solches ist nun zu erbringen.« Er machte eine
Pause. »Du wirst nicht nach Tara gehen.«
Deirdre starrte ihn
sprachlos an. Nicht nach Tara gehen? Hatte sie ihn recht verstanden? Morna ließ
den Kopf sinken, und Larine machte ein entsetztes Gesicht.
»Ich soll nicht zu
dem feis gehen?«
»Nein, das sollst du
nicht. Ich verbiete es dir.«
Larine öffnete den
Mund und wollte etwas einwenden, aber Bischof Patrick warf ihm einen einzigen
Blick zu, worauf er schwieg.
»Aber der
Hochkönig…«, begann Morna zaghaft.
»Er wird deine
Abwesenheit vermutlich bemerken. Aber da du morgen nicht mehr hier sein wirst,
wird jeder Reisende, der auf dem Weg nach Tara die Furt passiert, berichten,
dass du gar nicht in Dubh Linn anzutreffen wärst. Und selbst wenn der Hochkönig
beizeiten erfährt, dass du mit mir fortgezogen bist«, meinte er schmunzelnd,
»so ist er es doch bereits gewohnt, dass ich ihm Kummer bereite. Schließlich
war ich es, der ihm Larine weggenommen hat. Mir wird man Vorwürfe machen, nicht
dir. Dessen kannst du sicher sein. Du wirst ihn vermissen, nehme ich an.«
Ja, sie würde ihn
vermissen. Sie würde ihn sogar ungeheuer vermissen. Aber er würde wenigstens
nicht in Tara sein. Das war das Einzige, worauf es ankam. Sie konnte es kaum
glauben.
»Und wo wird er dann
sein?«, fragte sie.
»Oben im Norden und
Westen bei mir. Ich habe mächtige Beschützer, Deirdre. Er wird sicher sein.«
»Und werde ich…«
»Ihn Wiedersehen? Ja,
das wirst du. Habe ich ihm nicht gesagt, er soll seine Mutter ehren? Ich werde
ihn nach einem Jahr zu dir senden. Du und deine Brüder, ihr werdet bis dahin,
so nehme ich an, in Dubh Linn allein zurechtkommen?«
»Ja«, sagte sie
dankbar. »Das werden wir.«
Morna blickte
niedergeschlagen drein, aber der Bischof blieb hart. »Du hast geschworen, dass
du gehorchst«, erinnerte er ihn streng. »Nun musst du deinem Schwur Folge
leisten.« Dann lächelte er freundlich. »Gräm dich nicht wegen Tara, junger
Freund. Noch bevor das Jahr vorüber ist, werde ich dir, und das versprech ich
dir, sogar noch schönere Dinge zeigen.«
Es wurde ein
gemütliches kleines Festmahl, das sie alle in jener Nacht im Rath genossen. Die
Gesellschaft war in fröhlicher Stimmung. Deirdre war so erleichtert, dass sie
über das ganze Gesicht strahlte. Ihr Bruder Ronan wirkte angesichts der
Aussicht, ein Jahr lang als Häuptling zu fungieren, ebenfalls zufrieden. Und
sogar Mornas Miene hellte sich in der Gesellschaft der jungen Edelleute
sichtlich auf. Das Mahl war vorzüglich zubereitet, Ale und Wein flössen in
Strömen. Und wenn der alte Trinkschädel, der matt in seinem Winkel leuchtete,
bei einem solchen christlichen Festschmaus auch wie fehl am Platz wirkte, so
schien sich doch niemand daran zu stören.
Als sie auf die
aufregenden Ereignisse des Tages und die wunderliche Wendung zurückblickte, die
sie genommen hatten, blieb Deirdre nur noch eine Sache rätselhaft. Gegen Ende
des Abends vertraute sie sich Larine an, der ihr ihren Gefühlsausbruch vor der
Ankunft des Bischofs verziehen zu haben schien.
»Du hast uns gesagt,
Bischof Patrick sei ein strenger und enthaltsamer Mann? Berührt er denn nie
eine Frau?« Dies war eine Seite der neuen Religion, die sie ein wenig
befremdlich fand.
»Ja, das stimmt.«
»Aber als ich ins
Wasser stieg, verstehst du, da hatte ich nur mein Unterhemd an. Als ich
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