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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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wieder
herausstieg, klebte es mir überall nass am Körper.« Sie warf einen Blick zu ihm
hinüber, um sich zu vergewissern, dass der Bischof sie nicht hören konnte.
»Und… da sah ich, wie seine Augen aufleuchteten. Er hat es deutlich bemerkt,
verstehst du, was ich meine?«
    Und nun warf Larine
zum ersten Mal seit seiner Ankunft den Kopf zurück und lachte.
    »Oh, das hat er, da
bin ich sicher, Deirdre. Und ob er das bemerken würde!«
    Schon bald nach der
Morgendämmerung brachen sie auf. Bischof Patrick versprach Deirdre, dass er ihr
ihren Sohn sicher und wohlbehalten zurückschicken würde, und Morna nahm
zärtlich Abschied von seiner Mutter.
    Gegen Mittag legten
die Reisenden eine Rast ein, und Larine wandte sich leicht gereizt an den
Bischof:
    »Ich war denn doch
ein wenig verwundert, dass Ihr Euch entschieden habt, meinen Rat zu übergehen.
Ja, ich war sogar einigermaßen enttäuscht. Ich hatte mir erhofft, einen jungen
Christen zum Hochkönig nach Tara entsenden zu können. Aber alles, was ich
vollbrachte, war, Euch eine Hand voll neu Bekehrter in einem kleinen Rath an
einer Furt zu bringen.«
    Bischof Patrick hörte
ihm ruhig zu.
    »Ihr seid daher
wütend gewesen.«
    »Ja, das war ich.
Warum habt Ihr das getan?«
    »Ich habe es deshalb
getan, weil ich der Meinung war, dass die Frau Recht hatte. Ich bin auf diese Insel
zurückgekehrt, Larine, um den Heiden die Frohe Botschaft des Evangeliums zu
bringen. Und nicht, um Märtyrer zu schaffen. Gottes Ratschlüsse
sind unerforschlich, wir dürfen nicht zu ehrgeizig sein.« Er hielt kurz inne
und sah Larine lächelnd an. »Morna ist ein Häuptling. Die Furt ist eine Stelle,
an der sich wichtige Wege kreuzen. Wer kann schon wissen, was Dubh Linn einmal
wert sein wird?«

IV
  DIE WIKINGER
     

1
~ 981 ~
    Der rothaarige Junge starrte auf das Schiff.
    Es war fast
Mitternacht. Das Meer sah aus wie verstaubtes Silber, der Himmel wie bleiches
Grau. Hier in Dyflin war die Nacht im Juli so gut wie verbannt. Nur etwa eine
Stunde lang herrschte gerade so viel Dunkelheit, dass man ein paar Sterne sehen
konnte; aber für den Rest der kurzen Zeit, in der die Sonne nicht schien, war
die Welt erfüllt von jenem seltsam leuchtenden Grau, das für die
Mittsommernächte der nördlichen Meere typisch ist.
    Lautlos glitt das
Schiff dahin, vorbei an bleichen Sandbänken. Ohne die Ruder einzusetzen, ließ
die Besatzung das Schiff von der Brise am nördlichen Ufer entlang in die
Liffey–Mündung treiben.
    Harold hätte um diese
Zeit eigentlich in seinem Bett liegen und schlafen müssen. Aber manchmal,
besonders in Sommernächten wie dieser, schlich er sich aus dem Haus, holte sein
Pony von der Weide und ritt hierher zur Küste, um das endlose, silbergraue
Wasser der Bucht zu beobachten, das ihn mit einer magischen Kraft, von der er
nichts begriff, ebenso anzuziehen schien, wie die Gezeiten auf unsichtbare
Weise vom Mond angezogen werden.
    Es war das größte
Schiff, das er je gesehen hatte. Seine lang gestreckten Konturen glichen einer
riesigen Seeschlange; sein hoch gezogener, geschwungener Bug schnitt so
gleichmäßig durch das Wasser wie eine Axt durch flüssiges Metall. Sein riesiges
quadratisches Segel ragte hoch über der Sandbank hervor und verdeckte ein Stück
Himmel, und selbst in diesem Zwielicht konnte er erkennen, dass es schwarz und
ockerfarben wie getrocknetes Blut war – denn es war ein Wikingerschiff.
    Aber Harold hatte
keine Angst, denn er war selbst ein Wikinger, und diese Gewässer wurden nun
einmal von den Wikingern beherrscht.
    Und so sah er
furchtlos zu, wie die schwarze Seeschlange mit ihrem Segel an ihm vorüberglitt.
Er wusste, dass sie nicht nur bewaffnete Männer – denn es herrschten
gefährliche Zeiten sondern auch reiche Ware mit sich führte. Vielleicht konnte
er am nächsten Tag seinen Vater dazu überreden, ihn zum Hafen mitzunehmen,
damit er es sich ansehen konnte.
    *
* *
    Er
war froh, dass sein Vater ihn mit zum Hafen nahm. Es war bereits heller Tag,
als sie von ihrem Hof aufgebrochen waren und durch die Ebene der Vogelscharen
ritten. Der Himmel war strahlend blau, und die Sonne schien auf das rote Haar
seines Vaters.
    Niemand kommt meinem
Vater gleich, dachte Harold, keiner ist so tapfer und stark wie er. Wenn Harold
ihm auf dem Hof zur Hand ging, trieb sein Vater ihn häufig dazu an, etwas
länger zu arbeiten, als er wollte. Aber wenn er bedrückt war, erzählte Olaf,
sein Vater, ihm eine Geschichte, die ihn zum Lachen brachte. Und wenn

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