Die Prinzen Von Irland
und brüllten ihm Beleidigungen zu. Da rannte mein Großvater
zu seinem eigenen Schiff und bat die Leute, Sigurd zu verfolgen; aber sie
weigerten sich, und er konnte nichts tun. Aber alle hatten gesehen, was
geschehen war; und Sigurd und sein Sohn wurden auf allen nördlichen Meeren als
Feiglinge bekannt.
Im Laufe der Jahre
hörte mein Großvater immer wieder etwas von ihnen. Eine Weile befanden sie sich
auf der Isle of Man, die zwischen uns und Britannien liegt; dann in England, in
York. Aber sie ließen sich nie in Dyflin blicken. Und nachdem mein Großvater
gestorben war, hörten wir nichts mehr von ihnen. Bis vor fünf Jahren, als ein
Kaufmann mir erzählte, dass Sigurds Enkel in Waterford lebt. Ich habe daran
gedacht, dorthin zu fahren, aber…«
Er zuckte die
Schultern. »Das alles ist schon viel zu lange her. Ich dachte mir, der
Enkelsohn in Waterford weiß vielleicht überhaupt nichts von der Sache. Ich
betrachtete sie als erledigt und machte mir ihretwegen keine Sorgen mehr – bis
heute.«
»Aber Sigurds Familie
hat sie nicht vergessen.«
»Offenbar nicht.«
»Wenn du dich
entschlossen hast, sie zu vergessen, warum hat es dann dieser Junge nicht auch
getan?«
»Seine Familie verlor
damals ihre Ehre, Harold, nicht die unsere. Er scheint zumindest mehr Stolz als
seine Vorfahren zu besitzen. Diese hat ihr übler Ruf nie bekümmert; aber ihn
offensichtlich schon. Daher muss er sich für ihre Schande rächen, indem er dich
tötet.«
»Er will mir den Kopf
abschlagen und ihn allen Leuten zeigen?«
»Ja.«
»Also werde ich eines
Tages gegen ihn kämpfen müssen?«
»Es sei denn, er
ändert seine Meinung. Aber das glaube ich nicht.«
Harold überlegte. Er
hatte ein wenig Angst; aber wenn dies sein Schicksal war, dann musste er tapfer
sein, und das war ihm bewusst.
»Was soll ich also am
besten tun, Vater?«
»Dich auf die Stunde
der Wahrheit vorbereiten.« Sein Vater sah einen Augenblick zu ihm herab. »Wenn
du kämpfst, Harold, dann wirst du siegen.«
*
* *
Goibniu,
der Schmied, starrte auf den Grabhügel und packte seinen Sohn am Arm. »Sieh dir
das gefälligst an!«
Der sechzehnjährige
Junge begriff nicht, was seinen Vater so zornig stimmte. Angestrengt versuchte
er herauszufinden, wohin sein Vater genau schaute.
Die prähistorischen
Grabhügel über dem Boyne hatten sich seit Patricks Zeiten nicht wesentlich
verändert. Hie und da hatten sich einige weiter abgesenkt. Die Eingänge waren
inzwischen verschüttet; aber davor lagen noch zahlreiche weiße Quarzsteine auf
dem Boden und funkelten auf, sobald das Sonnenlicht sie traf. In den Wassern
des Boyne unterhalb der Hügel gingen die Lachse und Schwäne immer noch ihrem
lautlosen Treiben nach. Aber irgendetwas hatte Goibniu missfallen. Anders als
sein ferner Vorfahre konnte der Schmied mit beiden Augen sehen. Aber sobald er
etwas eingehender betrachtete, pflegte er ein Auge zu schließen und durch das
andere zu schielen, das dabei ungewöhnlich weit aufgerissen wirkte. Dieser
Blick verunsicherte die Leute stark, und dies nicht ohne Grund, denn nie
entging ihm etwas.
»Sieh dir den Gipfel
an, Morann.« Goibniu hielt den Arm seines Sohns mit einem Griff, so fest wie
ein Schraubstock, während er ungeduldig auf die Stelle zeigte, die er meinte.
Und nun sah der junge
Mann, dass der Gipfel eines der Grabhügel aufgewühlt worden war. Mehrere grob
geschichtete Steinhaufen auf der Graskuppel verrieten, dass jemand versucht
hatte, von oben in die Grabkammer einzubrechen.
»Barbaren! Heiden!«,
schrie der Schmied. »Das sind die verfluchten Ostmänner gewesen.«
Etwa ein Jahrhundert
davor hatte eine Bande von Wikingern herausfinden wollen, wie die riesigen
Grabanlagen konstruiert waren und ob sie irgendeinen Schatz enthielten. Da sie
nicht wussten, dass es an der Seite einen verborgenen Eingang gab, hatten sie mehrere
Tage lang versucht, von oben hineinzugelangen.
»Haben sie was
erbeutet?«, fragte Morann.
»Nein, das nicht. Je
tiefer du eindringst, desto größer werden die Steine. Ich habe nachgesehen.
Irgendwann haben sie aufgegeben.« Er verfiel einen Moment lang in Schweigen und
platzte dann heraus: »Wie können sie es wagen, sich an den Göttern zu
vergreifen!«
Streng genommen hatte
er keinen Grund, sich aufzuregen. Obwohl die Familie des Schmieds wie viele
andere nach Patricks Missionstätigkeit noch mehrere Generationen lang standhaft
geblieben war, bevor sie widerwillig die neue Religion annahm, war sie nun seit
fast vier
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