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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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die Ausgabe von GamePro und pflückte sie aus dem Regal. »Schieß los. Gib’s mir. Was muss ich tun?«
    »Pokern.« Triumphierend verschränkte Max die Arme vor der Brust.
    »Pokern«, sagte Alfredo.
    »Du erzählst Jose …«
    »Tariq«, verbesserte Alfredo.
    »Du erzählst Tariq, du würdest für ihn eine Willkommensparty schmeißen. Diese meschuggenen Typen kann man leicht beeindrucken. Glaub mir, ich weiß Bescheid. Du erzählst ihm, du würdest ihm zu Ehren eine Party schmeißen, aber nicht so eine mit Tröten und lustigen Hüten. Eine Pokerrunde, ja? Wir machen das unterm Laden, im Keller. Räumen ein bisschen um. Holen uns bei Costco einen schönen Tisch mit grünem Filz. Klar? Laden ein paar von deinen Freunden ein, paar von seinen. Reißen ein paar Bierchen auf. Wird super.«
    »Und dann?«, sagte Alfredo. »Knöpfen wir jedem Spieler fünfzig Mäuse ab? Behalten außerdem zehn Prozent der Gewinne ein?«
    »Zehn Prozent kommt mir ein bisschen viel vor.«
    Über ihren Köpfen breitete Max’ Idee die Flügel aus, und Alfredo legte an.
    »Pokern, ich weiß nicht«, sagte Alfredo. Seinen Freunden würde es schon einen Riesenspaß machen, an einer illegalen Pokerrunde teilzunehmen, dachte er, aber er wollte Max dafür bestrafen, seinen Schnojz in etwas zu stecken, das ihn nichts anging. »Die Typen, die ich kenne? Wenn die Karten spielen, dann im Internet.«
    »Das ist nicht dasselbe«, rief Max. Auf seiner Zungenspitze zitterte ein Marshmallow. »Wo bleibt im Internet die Kameradschaft? Wo das Gefrotzel?«
    Während Alfredo auf die Tür zuging, hielt er die GamePro in die Höhe. »Die nehm ich mit.«
    »Geht an Sinn und Zweck der Übung total vorbei, das Internet. Da gibt’s keine Geschichten.«
    »Tut mir leid, Max. Aber die Pokernummer ist ein Blindgänger.«
    »Bessere Idee jedenfalls als deine Piñata«, sagte Max, die dicke Unterlippe vorgeschoben wie ein schmollendes Kind.
    »Die Piñata war ein ›vielleicht‹«, sagte Alfredo. »Die hängt quasi noch in der Luft.« Er lachte über seinen eigenen Witz, wozu er auch sonst neigte.
    »Wo willst du mit der Zeitschrift hin?«, fragte ihn Max, aber da war Alfredo bereits draußen. Die Tür schlug hinter ihm zu.
    E ine Stunde später trat Max auf den Gehsteig, die Markise des Süßwarenladens hinter ihm leuchtete gelb-rot, sein zweiundsiebzigjähriges Gesicht schweinchenrosa, und er sah hocherfreut aus. Alfredo, der das Geld kassierte, stand auf der einen, und Winston, der für die Drogen zuständig war, auf der anderen Straßenseite. Als Winston von seiner Zeitschrift aufblickte, lächelte er und winkte, und Max winkte ebenso energisch zurück. Es war drei Uhr morgens.
    »Fredo, alte Säge!«, sagte Max. Mit schwingenden Armen, das Becken ausgestellt, stolzierte er zu Alfredo hin. Hätte womöglich noch ein Liedchen gepfiffen, wären da nicht die Marshmallows gewesen. »Was geht ab, Kollege? Alles klar im BH?«
    »Falls du wegen Prostata-Wachstumshemmern gekommen bist«, sagte Alfredo. »Die führen wir nicht.«
    Die Männer standen Schulter an Schulter und starrten auf die Straße, als warteten sie auf den Bus. »Weißt du, warum dir die Poker-Idee nicht gefallen hat?«, sagte Max.
    »Warum hat mir die Poker-Idee nicht gefallen?«
    »Weil sie langweilig ist«, sagte Max. Er griff sich an den Sack und drückte zu. »Hat keine Eier.«
    »Irgendwie hab ich das Gefühl – bin mir da allerdings nicht ganz sicher – aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass du eine neue Idee hast, stimmt’s?«
    »Ich weiß, du bist sehr beschäftigt«, flüsterte Max und blickte nach links und rechts den verwaisten Gehsteig entlang. »Aber ich würde dir gerne was zeigen.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und spazierte auf seinen Laden zu, mit der Haltung eines Mannes, der davon ausgeht, dass man ihm ohne Wenn und Aber folgt. Winston ging offensichtlich ebenfalls davon aus. Er steckte einen Finger zwischen die Seiten von GamePro , um den Artikel wiederzufinden, und bestellte bei Alfredo blökend eine Coke light. Sonst noch jemand? Sonst noch Aufträge für den Laufburschen? Aber ja! Eine Taube, die unter einer Klimaanlage kauerte, hob einen müden Flügel und bat, um fünf geweckt zu werden. Die Laternen wollten neue Glühbirnen. Die Reifen der geparkten Autos mehr Luft. Und falls Alfredo nicht zu beschäftigt war, könnte er wohl bitte die Mülleimer an der Ecke leeren? Es hörte nie auf. Wenn er die Augen schloss, sah er Funken, kleine Lichtnovas. In den letzten anderthalb

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