Die Prinzessin
oben sitzen und mich ausschimpfen, oder willst du absteigen und mich küssen?«
Zuerst wirkte er sehr schockiert, doch dann stieg er sehr schnell ab und riß sie in seine Arme. »Du hast dich sehr verändert«, murmelte er, ehe er sie küßte. »Laß uns das Hochzeitsdatum festsetzen, mein Liebling«, flüsterte er ihr ins Ohr und preßte sie an sich. »Ich weiß nicht, wie lange ich mein Verlangen, dich ganz zu besitzen, noch zügeln kann!«
Aria legte den Kopf zurück, so daß er ihren Hals mit kleinen Küssen bedecken konnte. Wie gut das tat!
»Hier kommt ein wilder Reiter!« J. T. fegte wie eine Rakete auf die Lichtung, und er machte fast ebensoviel Lärm. Aria hatte ihr Pferd angebunden, doch Julian seines nicht. Es erschrak so sehr, daß es den Pfad zurückgaloppierte.
»Holen Sie mir mein Pferd zurück!«, befahl Julian J. T. mit zornrotem Gesicht.
J. T. sah ihn zerknirscht an. »Es tut mir leid, Graf, aber ich darf die Prinzessin nicht allein lassen. Ich fürchte, Sie müssen es selbst wieder einfangen! Ich leihe Ihnen mein Pferd. Himmel! War das ein Ritt! Wohl an die zwanzig Mal habe ich gedacht, daß ich runterfalle! Und jetzt bin ich total erledigt!«
Aria starrte ihn an. Er log offensichtlich, denn er sah überhaupt nicht erschöpft aus. Tatsächlich wirkte er, als würde er zu neuen Schandtaten bereit sein.
»Sind Sie okay, Prinzessin?« fragte er sie.
»Für Sie immer noch: Ihre Königliche Hoheit«, herrschte sie ihn an, dann wandte sie sich an Julian: »Ich werde mit dir gehen, um dein Pferd einzufangen. Sie«, sagte sie zu J.T., »bleiben hier.«
J. T. senkte die Augen. »Ich wünschte, das wäre möglich, Ihre Königliche Mächtigkeit, aber. ..«
»Ihre Königliche HOHEIT«, schrie Julian aufgebracht.
»Aria, ich weigere mich entschieden, auch nur eine Minute länger mit diesem ordinären Schwachkopf zusammenzubleiben! Sobald wir wieder im Palast sind, werde ich der amerikanischen Regierung telegrafisch meinen Protest übermitteln! Komm jetzt, Aria. Sie bleiben hier!«
Julian wollte Aria mit sich ziehen.
»Liebling, es tut mir leid«, sagte Aria. »Sobald das Vanadium verkauft ist und wir wieder Geld in der Staatskasse haben, schicke ich ihn heim.«
»Ich glaube nicht, daß ich fähig bin, ihn noch so lange zu ertragen. Er ist ein ungebildeter, plumper Trottel! Er ist noch dümmer als der Großteil unserer Landbevölkerung!«
»Oh, nicht alle sind dumm«, berichtigte Aria. »Und in Amerika habe ich Menschen von hoher Intelligenz kennengelernt.«
»Menschen kennengelernt? Waren das etwa die »Schwierigkeiten«, die dieser Idiot so beredt beschrieben hat?« Er sah sie mißtrauisch an.
»Nun, nein ... ich ... ich meine ...
»Sehen Sie sich das an!« rief J. T. »Graf, ich habe Ihr Pferd gefunden!« Er trabte neben dem Hengst, wie der Page eines Ritters. »Ein gefährlicher Gaul«, bemerkte J. T. ängstlich, »bin verdammt froh, daß ich ihn nicht reiten muß. Hier, Graf.« Er übergab dem kleineren Mann die Zügel. »Ich habe eine Flasche Whisky dabei. Wollen Sie mithalten?«
»Mithalten? Whisky?« fragte Julian spöttisch. Aria, wir müssen jetzt umkehren. Ich will sofort das Telegramm abschicken. Oder nein — besser ich funke diesen amerikanischen Präsidenten — wie war noch sein Name? Roosevelt. Ich werde ihn anfunken und dagegen protestieren, daß er uns in eine solche Lage gebracht hat.«
»Sie können mit Präsident Roosevelt Funkkontakt aufnehmen?« fragte J. T. staunend. »Sie müssen ein mächtiger Mann sein! Das gleicht ihre geringe Körpergröße wieder aus, nicht?«
Aria trat zwischen die beiden Männer, als Julian seine Reitpeitsche hob. »Julian, bitte. Damit würdest du nur die amerikanische Regierung brüskieren. Laß mich mit ihm sprechen. Bitte!«
Julian drehte sich auf dem Absatz um und ging zum Bach.
»Du benimmst dich wie ein Trottel«, zischte sie ihn an, als sie allein waren. »Und wo hast du so gut reiten gelernt?«
Er grinste ihr fröhlich zu. »In Colorado auf dem Rücken der gemeinsten Wildpferde, die meine Taggert-Vettern auftreiben konnten.«
»Daß du hier den einfältigen Idioten spielst, ist schon schlimm genug — aber deine Eifersucht ist unerträglich!«
Sein Lächeln verschwand augenblicklich. »Eifersucht! Woher, zum Teufel, weißt du eigentlich so genau, daß nicht gerade dein kleiner Graf dich umbringen will? Vielleicht hat er ja die Entführung in Key West arrangiert?! Vielleicht will er dich aus dem Weg räumen, damit er deine
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