Die Prinzessin
Ruine überhaupt so etwas wie ein Telefon gibt!«
»Wir sind moderner, als du glaubst«, erwiderte sie und reckte ihr Kinn. »Gute Nacht, Lieutenant Montgomery!« Sie wollte gehen.
»Warte«, rief er und legte die Hand auf ihren Arm. Er betrachtete sie lange. Dann sagte er rauh: »Los jetzt.«
Wie von Furien gehetzt, rannte sie los. Nur weg von ihm! >Ich werde Julian schon lieben lernen«, flüsterte sie vor sich hin. Julian würde sie diesen unhöflichen Amerikaner vergessen lassen, der für kurze Zeit ihr Gatte gewesen war. J. T. hatte doch behauptet, sie wäre kalt! Gut, sie würde ihm schon zeigen, wie stolz eine Kronprinzessin sein konnte! Ganz gleich, was sie zusammen erlebt hatten, von jetzt an würde sie ihn behandeln, als wäre er ihr niedrigster Untertan!
Vor ihren Gemächern war niemand zu sehen — nur der Gardeoffizier vom Dienst. Sie mußte ungesehen an dem Mann vorbeikommen! Da benutzte Aria einen Trick, den sie in einem amerikanischen Film gesehen hatte: Sie nahm ein wertvolles, ovales Stück Malachit von einem Tisch und rollte es der Wache vor die Füße. Er bückte sich danach, und diesen Augenblick der Unaufmerksamkeit nutzte Aria, um in ihr Zimmer zu schlüpfen. Mit klopfendem Herzen lehnte sie sich in ihrem Zimmer an die geschlossene Tür.
Natürlich mußte sie sich jetzt zuerst umziehen. Wie gut, daß sie in Amerika gelernt hatte, sich allein anzuziehen und ihre Kleider in Ordnung zu halten. Zuerst bürstete sie den Morgenrock aus, dann wechselte sie das Nachthemd. Die Pantoffeln steckte sie in die Ärmel eines Parademantels.
Es war schon spät, als sie endlich in das warme Bett neben die schlafende Gena schlüpfte. Sie mußte wieder an die Nächte denken, die sie mit J. T. verbracht hatte. Doch dann rief sie sich zur Ordnung. Die Rolle dieses Mannes in ihrem Leben war ausgespielt. Es gab wichtigere Dinge im Leben, als zusammen ins Bett zu gehen!
Morgen früh würde sie sich mit Julian treffen. Er würde ihr helfen, diesen Amerikaner zu vergessen.
»Ihre Hoheit!«
Aria schlug schläfrig die Augen auf. Ihre Zofe stand vor dem Bett. »Graf Julian wartet bereits ungeduldig auf Sie!«
Verschlafen stieg Aria aus dem Bett und wankte benommen ins Bad. Langsam kamen ihr wieder die Ereignisse der vergangenen Nacht zu Bewußtsein. Heute morgen fing ihr neues Leben an — mit Julian würde sie einen romantischen Ritt durch den dämmrigen Bergwald machen!
Sie zappelte ungeduldig, als die Zofen sie ankleideten.
Im Reitdreß eilte sie zu den Ställen.
»Guten Morgen, Hoheit«, begrüßte Julian sie. Als der Stallbursche kurz in einer Box verschwand, beugte er sich jedoch zu ihr und raunte: »Oder sollte ich besser sagen >mein Liebling?« Du siehst bezaubernd aus!«
Aria errötete. »Wenn wir allein sind, darfst du mich nennen, wie du willst.«
»Dann würde ich dich am liebsten jetzt schon >meine Frau« nennen«, rief er forsch aus. »Reiten wir jetzt? In einer Stunde können wir schon im Wald sein — allein. Und dann haben wir viel Zeit für uns.«
Aria wurde immer verlegener.
»Nun, Graf, mit »allein« meinen Sie doch sicher uns drei, nicht? Ich reite nämlich mit!« J. T. trat aus dem Schatten der Stalltür.
»Sie??« ächzte Aria.
»Du kennst diesen Mann?« fragte Julian und sah prüfend von einem zum anderen.
Arias Augen wurden schmal. »Ich hatte das Pech, ihn in Amerika kennzulernen. Wir hatten — ähm — geschäftlich miteinander zu tun.«
J. T. lächelte. »Es geht um den Verkauf des lankonischen Vanadiums.«
Julian trat entschlossen vor und ergriff Arias Arm. »Ihre Königliche Hoheit wird sich um Sie kümmern, wenn Sie Ihren Morgenritt beendet hat.«
»Nein«, sagte J. T. und baute sich vor den Pferden auf. »So nicht. Wissen Sie, es gab da ein paar Schwierigkeiten in Amerika, und wir...
»Schwierigkeiten?« fragte Julian betroffen. »Was meint er damit?«
»Nichts Besonderes«, wiegelte J. T. ab, noch ehe Aria sich einschalten konnte. »Ein paar Leute haben der Prinzessin Ungelegenheiten bereitet. Damit unsere Interessen gewahrt werden, entsandte Amerika zwei Soldaten, um zu beweisen, daß wir es ernst meinen. Mein Kollege bleibt beim König, und ich soll die Prinzessin bewachen.«
Julian verstärkte seinen Griff an Arias Arm. »Ich bin sicher, daß Ihre Regierung es gut gemeint hat, aber in meiner Begleitung ist Ihre Königliche Hoheit vollkommen sicher und bedarf keines weiteren Schutzes.«
Julian wollte zu den Pferden gehen, doch J. T. stellte sich ihm in den
Weitere Kostenlose Bücher