Die Prinzessin
wieder wohlauf war.
Einem Amerikaner wie J. T. fiel es schwer, zu verstehen, was sie diesen Menschen bedeutete. So brach ein alter Mann, der in einem Rollstuhl saß, in Tränen aus, als Aria seine Hände umfaßte. »Ich habe nicht vergebens gelebt«, stammelte er, »Mein Leben war nicht umsonst.«
J. T. versuchte sich zu vergegenwärtigen, welche Reaktionen der Anblick des Präsidenten bei den Amerikanern hervorrief. Etwa die Hälfte von Ihnen würde die Gelegenheit wahrnehmen und dem Präsidenten mitteilen, was er ihrer Meinung nach falsch machte. Außerdem kam noch hinzu, daß der Präsident nun vier Jahre Amtszeit hatte. Aber Aria würde ihr ganzes Leben an der Macht sein — wie lange diese Zeitspanne auch immer dauern mochte.
Viele Menschen säumten die Straßen, und Aria suchte ihre Nähe, wann immer sie konnte. Schließlich gingen sie in die Akademie der Wissenschaften, um einem langweiligen Vortrag über Insekten zu lauschen. J. T. stand an der Wand und gähnte so laut, daß Lady Werta herumfuhr und ihn mißbilligend anstarrte.
Um Viertel vor sieben bestieg Aria einen alten, auf Hochglanz polierten Rolls-Royce, um zum Palast zurückzufahren. J. T. boxte sich durch die Menschenmenge, öffnete den Wagenschlag und setzte sich neben Aria und Lady Werta.
»Hinaus!« kreischte Lady Werta. »Halten Sie sofort an«, befahl sie dem Chauffeur.
»Es ist schon gut«, sagte Aria ruhig.
»Nichts ist gut«, schniefte Lady Werta. »Sie dürfen nicht mit ihm zusammen gesehen werden! Die Leute werden Verdacht schöpfen, und dann bekommen wir die echte Prinzessin nie zurück. Wir werden sie nie wiedersehen!«
Aria wollte gerade begütigend Lady Wertas Hand tätscheln, als J. T. warnend den Kopf schüttelte. »Was willst du eigentlich?« fragte sie böse und spielte Kathy Montgomery — was ihr nicht leicht fiel. »Ich habe dir doch deutlich gesagt, daß ich dich nie Wiedersehen will, oder?«
»Ja schon, aber der alte König hat mich angeheuert, die Prinzessin zu beschützen, und das kann ich nicht, wenn du dich immer mitten unter den Leuten aufhältst!«
»Sie muß schließlich ihre Pflichten erfüllen«, rief Lady Werta aufgebracht.
J. T. wollte eigentlich noch mehr sagen, aber er schwieg. Besaß denn keiner von diesen Leuten auch nur einen Funken Verstand? Konnten sie nicht sehen, daß ihre angebetete Prinzessin sterben würde, wenn man sie nicht ausreichend bewachen konnte?
Später ließ er sie nur ungern im Palast allein, um sich in seinem Zimmer umzuziehen.
Ein kleiner Mann in graugoldener Livree stand mitten im Raum, als er hereinkam.
»Was tun sie hier?« fragte J. T. mißtrauisch.
»Seine Majestät hat mich gebeten, während Ihres Aufenthaltes in Lankonien für Sie zu sorgen. Ich heiße Walters, und ich werde Ihnen beim Ankleiden helfen, Botschaften übermitteln und Ihre Befehle ausführen. Seine Majestät hat mir aufgetragen, höchst diskret zu sein. Ich habe mir in der Zwischenzeit erlaubt, Ihnen ein Bad einzulassen und Ihre Ausgehuniform zu bügeln.«
»Ich brauche niemanden«, begann J. T., doch dann runzelte er nachdenklich die Stirn. Vielleicht konnte ihm ja Walters doch von Nutzen sein.
»Ich darf Ihnen einen Brief von Seiner Majestät übergeben.«
In dem versiegelten Brief stand, daß J. T. Walters unbedingt trauen konnte, weil der König ihm von der ganzen Sache berichtet hatte. Außerdem sei er sehr geschickt darin, Informationen aufzuschnappen.
J. T. fing an sich anzuziehen und stieß unwirsch Walters Hände fort, als der ältere Mann begann, sein Hemd aufzuknöpfen.
»Haben Sie schon gehört, was heute passiert ist?« fragte er Walters.
»Es wurde darüber geredet, daß ihre Königliche Hoheit einen Unfall hatte.«
J. T. sah Walters prüfend an. »Was haben Sie noch gehört?«
»Graf Julian erzählte, sie hätten sich verirrt, aber ich habe gehört, daß er Lady Bradley anvertraute, man hätte auf die Prinzessin geschossen. Der Graf schien der festen Überzeugung zu sein, es sei ein Jagdunfall gewesen.« Walters wandte sich ab, als J. T. sich fertig auszog und in die Badewanne stieg.
»Und was glauben Sie?« fragte J. T.
»Ich war es, der ihren Hund begrub, Sir. Irgend jemand hatte ihn der Länge nach aufgeschlitzt und unter das Bett Ihrer Königlichen Hoheit gelegt, während sie schlief. Sie rief mich und bat mich, den Kadaver fortzubringen, ehe jemand ihn sehen könnte.«
J. T. ließ sich nachdenklich in das warme Wasser gleiten. Er erinnerte sich daran, daß Aria ihm gesagt
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