Die Prinzessin
hatte, niemand wüßte von ihren »Unfällen«. Aber Walters hatte ihren Hund begraben. Wie viel »Niemande« im Palast wußten wohl noch »nichts« über diese Ereignisse?
»»Walters«, sagte J. T. schließlich, »»wer wohnt eigentlich noch in diesem Palast?«
Walters rasselte eine lange Liste von Namen herunter, die sich anhörten, als wären sie einem Märchenbuch entnommen. Da waren zuerst einmal drei jungen Prinzen — Nachkommen eines früheren Monarchen. Dann Arias Tante Bradley, die Herzogin von Daren, eine Frau, die mit nahezu allen Königshäusern der Welt verwandt war. »Natürlich nicht mit den asiatischen«, fügte Walters erklärend hinzu. »Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Sophie ist die Schwester des Königs, und Barbara — ein halbes Kind! — ist eine Tochter von Arias Onkel.«
»Wie sind eigentlich Arias Eltern gestorben?« fragte J. T.
»Ihr Vater zog sich eine Erkältung zu, doch er wollte die schon seit langem geplante Reise in die südlichen Provinzen nicht absagen. Zu allem Unglück regnete es auch noch, und er stand stundenlang in der Nässe, um die örtlichen Würdenträger zu empfangen. Zwei Wochen später starb er an Lungenentzündung.«
»Und ihre Mutter?«
»Krebs. Sie wäre zu retten gewesen, aber ihre Königliche Hoheit teilte niemanden ihre Beschwerden mit — bis sie zusammenbrach.«
J. T. dachte nach. Kein Wunder, daß Aria so kühl und beherrscht war — es lag ihr im Blut!
Nachdem er rasiert und angezogen war, führte Walters J. T. zum grünen Speisezimmer. Der Raum war für intime Familiendiners vorgesehen, aber er war größer als ein Basketballfeld.
Walters schaute auf seine Taschenuhr. »Wir sind ein wenig zu früh, Sir. Mitglieder des Königshauses sind immer auf die Minute pünktlich.«
»Ich werde daran denken«, erwiderte J. T. und hob eine Augenbraue.
Es verlangte ihn nach einer Zigarette, aber er beherrschte sich. Statt dessen dachte er an die Tischmanieren, die seine Mutter ihm beigebracht hatte. Auf keinen Fall wollte er Aria blamieren oder Julian Anlaß geben, ihn auszulachen. Außerdem versuchte er sich verzweifelt an den Namen des englischen Grafen zu erinnern, der sein Ahnherr gewesen war. Vielleicht würde das diese Lords und Ladies beeindrucken.
»Es ist soweit«, mahnte Walters und führte ihn zu dem Salon, in dem man sich vor dem Abendessen traf. »Viel Glück, Sir«, wünschte er J. T., als dieser den Raum betrat.
Aria gab ihr Glas einem livrierten Diener, ging J. T. entgegen und sagte laut: »Kommen Sie, ich werde? Sie allen vorstellen. Warten Sie.« Sie blieb stehen und flüsterte ihm zu: »Ich kann dich nicht als ... als ...«
Er brauchte einen Augenblick, um ihr Zögern richtig zu interpretieren. »Als J. T. vorstellen? Ja, warum denn nicht? Was hast du auf einmal gegen meinem Namen?«
»Initialen werden gewöhnlich auf die Unterwäsche gestickt«, erwiderte sie erbost. »Diese amerikanische Sitte, Vornamen abzukürzen, ist völlig absurd. Ich werde dich als Lieutenant Jarl Montgomery vorstellen — das heißt, wenn du diese Anleihe auf das Recht deiner Mutter erträgst.«
J. T. brach in lautes Gelächter aus. Alle Anwesenden starrten ihn an. »Schätzchen, du darfst mich nennen wie du willst«, flüsterte er und wollte ihren bloßen Oberarm berühren, doch ihr eisiger Blick ließ ihn innehalten. »Okay, Prinzessin. Fang mit dem Vorstellen an.«
Die erste in der Reihe war eine wunderschöne Frau. Sie war zwar schon über vierzig, aber J. T. bemerkte sehr wohl ihre herrliche cremefarbene Haut und ihren wundervollen Busen. Sie hielt J. T’s Hand ein paar Sekunden zu lange fest, und als sie ging, folgte er ihr mit seinen Blicken.
»Willst du vielleicht ein Verhältnis mit meiner Tante anfangen?« fragte Aria leise. »Laß dir sagen, daß sie viel älter ist als du.«
»Ein Wein muß auch erst reifen, ehe er trinkbar ist.«
Dann kam die Reihe an eine wohlgerundete kleine Nymphe namens Barbara. »Aber Aria, er ist ungeheuer gutaussehend! Wie nett von seiner Majestät, uns jemanden wie ihn zu schicken!« Sie hakte sich bei J. T. unter und wollte ihn wegführen.
Da flog die Tür auf, und Gena stürmte herein. »Entschuldige, Aria«, sagte sie hastig, dann griff sie nach J. T’s Arm. »Er gehört mir, Barbara! Wenn du es wagst, ihn noch einmal anzufassen, bekommst du eine blutige Nase!«
J. T. lächelte die beiden jungen Damen an. »Ich bin bereit, meine Gunst zwischen Ihnen beiden zu teilen«, meinte er zuvorkommend.
Aria wollte das
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