Die Prinzessin
ihr vollkommen fremd war, Sie wollte nach Hause.
General Brooks drückte ihre Hand, und sie entzog sie ihm nicht. »Wenn wir die Doppelgängerin verschwinden lassen und Sie auf der Szene erscheinen und sich verhalten, wie Sie es immer tun, schöpfen die Attentäter natürlich Verdacht. Sie werden erneut versuchen, Sie umzubringen, und sie könnten dieses Mal Erfolg haben. Deshalb wollen wir eine Situation schaffen, in der eine Frau gebraucht wird, die so aussieht wie Sie! Also übergeben wir den Verschwörern eine Amerikanerin, die sie erst zur Prinzessin ausbilden müssen.«
»Mich zur Prinzessin ausbilden?« Die Absurdität dieser Vorstellung riß sie aus ihrer trüben Stimmung.
General Brooks lächelte ihr zu, aber die anderen Herren musterten sie mit ernsten Gesichtern.
Aria entschloß sich, den Plan in Erwägung zu ziehen, und versuchte, sich Klarheit zu verschaffen. »Also zuerst soll ich lernen, mich wie eine Amerikanerin zu benehmen, und dann werde ich zur Prinzessin umerzogen?«
»Glauben Sie, daß Sie das schaffen?« fragte der Kongreßabgeordnete Smith.
Sie sah ihn von oben herab an. »Ich glaube, die Rolle der Prinzessin werde ich ausgezeichnet spielen können.«
Alles lachte — ausgenommen Smith.
»Aber für diese Aktion brauche ich doch keinen amerikanischen Ehemann«, sagte Aria. Wenn sie dem Plan im großen und ganzen folgte, würden, so hoffte sie, vielleicht die lächerlichen Bestandteile unter den Tisch fallen.
General Lyons beugte sich vor. »Tatsache ist, daß wir Sie nur dann unterstützen, wenn Sie willens sind, einen Amerikaner neben sich auf den Thron zu setzen. Wenn Sie dem nicht zustimmen, können Sie durch diese Tür da hinausgehen, und wir werden abstreiten, Sie je gesehen zu haben!«
Sie brauchte eine Weile, um das zu verdauen. Das war doch sicher nicht ernst gemeint! »Aber ich habe Ihnen doch bereits das Vanadium zugesichert!« meinte sie hilflos.
Smith sah sie kalt an. »Wir wollen mehr. Das Vanadium ist jetzt, während des Krieges, gut und schön. Aber nach dem Krieg möchten wir Militärstützpunkte in Ihrem Land einrichten. Wir sind sehr daran interessiert, die Russen und die Deutschen aus der Nähe beobachten zu können.«
»Wenn Sie diesen Krieg gewinnen«, gab Aria ärgerlich zu bedenken. »Wenn Deutschland Sieger ist, kann sich Lankonien keinen amerikanischen Prinzgemahl leisten!«
»Wir werden den Krieg nicht verlieren, und wir reden nicht über einen Prinzgemahl, sondern von einem König«, erwiderte Smith kühl.
»Ich kann nicht —«, begann Aria, aber dann hielt sie inne. Sie verlangten so viel! Nicht nur diplomatische und militärische Zugeständnisse, sondern auch persönliche Opfer! Sie starrte auf ihre Hände. Wenn sie nicht zustimmte — was blieb ihr dann noch? Amerika war das seltsamste Land, das sie kannte, und wenn sie hier für immer leben müßte ...
Sie sah auf und bemerkte, daß alle Blicke auf sie gerichtet waren. Die Tür öffnete sich, eine Frau in Uniform trat ein und flüsterte General Brooks etwas ins Ohr. Er nickte den anderen zu.
»Prinzessin«, sagte er und erhob sich, »wir müssen Sie leider für eine Zeit allein lassen. Eine Wache wird Sie zu einem Ruheraum geleiten.«
Die Männer verließen das Zimmer. Amerikanische Manieren jagten ihr zwar immer noch einen Schauer über den Rücken, aber wenigstens hatte sie jetzt Zeit, die Angelegenheit in Ruhe zu überdenken. Sie folgte willig einer Wache in einen Warteraum.
Die sechs Männer betraten ein Zimmer, in dem vierzehn total übermüdete Unteroffiziere saßen. Keiner von ihnen hatte in den letzten drei Tagen ein Auge zugemacht, weil sie die Informationen über den zukünftigen Ehemann von Prinzessin Aria gesammelt hatten.
Als die sechs Männer eintraten, erhob sich die Gruppe müde und salutierte. Ein Lieutenant, der Papiere in der Hand trug, trat vor.
»Nun, was haben sie herausgefunden?« fragte Smith ungeduldig.
»Ich fürchte, es sieht nicht sehr gut aus, Sir. Zum ersten: Charles Thomas Waiden«, las der Oberleutnant vor und führte den makellosen Stammbaum dieses jungen Mannes auf.
»Hört sich gut an, finde ich«, urteilte General Brooks. »Was stimmt denn mit ihm nicht?«
»Er ist, nun, Sir, er ist homosexuell.«
So ging es weiter. Der Geschäftsmann hatte mit sechzehn eine Frau geheiratet, die dem käuflichen Gewerbe angehörte, und zahlte Unsummen, damit sie ihn in Ruhe ließ. Eine Scheidung hatte nie stattgefunden. Ein anderer war notorischer Spieler; der vierte
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