Die Prinzessin
zukünftige König von Lankonien eine ganz weiße Weste haben.
»Und überprüfen Sie auch noch diesen Montgomery«, wies Smith die Ermittlungsbeamten an. »Ich möchte wissen, ob er den Mund halten kann.«
Drei Tage lang wurde Aria in ihrer Hotelsuite wie eine Gefangene festgehalten. Vor ihrer Tür standen zwei schwerbewaffnete Soldaten Tag und Nacht Wache, und auch auf der Straße waren Soldaten postiert. Am Morgen des zweiten Tages wurde ein großer Packen Zeitschriften mit besten Grüßen von General Brooks für sie abgegeben.
Aria setzte sich hin und bekam zum ersten Mal einen echten Einblick in das Leben der Amerikaner. Sie schienen ihr ziemlich frivol zu sein und sich hauptsächlich für Filmstars und Nachtklubsängerinnen zu interessieren. In einem der Magazine fand Aria aber auch einen Artikel über Lankonien und die königliche Familie.
Am vierten Tag erschienen um sechs Uhr früh zwei Mitglieder des weiblichen Hilfskorps und halfen Aria beim Ankleiden. Sie waren sehr geschickt, sehr kühl und taten ohne Umschweife alles, was Aria ihnen befahl.
Um acht Uhr saß sie im Pentagon mit den sechs Männern, die ihr schon von der Befragung vertraut waren. Sie eröffneten ihr, daß sie einen Amerikaner heiraten und ihn zum König ernennen sollte.
Aria zeigte nicht, wie schockiert sie über diesen Vorschlag war. Diese Amerikaner schienen wirklich zu glauben, daß sie alles von ihr verlangen könnten! Geduldig versuchte sie, ihnen zu erklären, warum ein amerikanischer Ehemann für sie völlig unpassend wäre. »Mein Gatte wird lediglich Prinzgemahl, und kein Amerikaner hat ein Königreich, das mit meinem vereint werden könnte.«
»Das >Reich von Amerika« wäre aber ihr Verbündeter«, entgegnete ein Mann bissig.
»Ich kann mich zu einem solchen Schritt nicht bereit erklären.« Sie war am Ende ihrer Geduld. »Ich bin schließlich schon verlobt und werde bald heiraten. Mein Volk würde es ebensowenig gutheißen, wenn ich die Verlobung löse, wie mein Großvater.« Sie war sicher, daß damit die Angelegenheit erledigt war, aber sie täuschte sich. Ein Kongreßabgeordneter namens Smith erklärte ihr den vollkommenen absurden Vorschlag: »Wenn wir sie einfach gegen die Doppelgängerin austauschen, ohne zu wissen, wer die Verschwörung inszeniert hat, befänden Sie sich in höchster Gefahr... Sie brauchen nur einen kleinen Fehler zu begehen, und Sie sind erledigt.«
»Erledigt?« fragte Aria indigniert.
»Eine tote Prinzessin eben. Denn eines steht fest: Derjenige, der sie ermorden wollte, will nicht, daß Amerika das Vanadium bekommt. Wir vermuten, daß jemand, der Ihnen nahesteht, der Drahtzieher ist.«
Aria antwortete nicht, aber sie wußte, daß der Mann recht hatte. Sie fühlte, daß sie blaß wurde. Es war nicht nötig, den Männern zu erzählen, daß es ihre Cousine Cissy war, die ihre Position eingenommen hatte, denn Cissy hatte diese Intrige bestimmt nicht angezettelt. Sie war ein nervöses, überängstliches Geschöpf, und sie konnte nur Arias Pflichten übernehmen, wenn ihr jemand genau vorschrieb, was und wie sie es zu tun hatte.
»Wir haben ein paar Trümpfe in der Hand«, sagte ein großer, grauhaariger Offizier. »Niemand weiß, daß Sie noch am Leben sind. Also wird man auch nicht nach Ihnen suchen.«
»Jetzt erkläre ich ihnen den Plan, den wir gemeinsam ausgearbeitet haben«, ließ ein anderer Mann verlauten. »Wir lassen die Betrügerin in Ruhe ihre Reise beenden und schnappen sie uns auf der Rückfahrt nach Lankonien. Zur gleichen Zeit etwa werden Sie in Lankonien einreisen. Wir glauben, daß jemand an Sie herantreten und Sie bitten wird, den Platz der vermißten Prinzessin einzunehmen.«
»So können wir herausfinden, wer das Attentat und die Entführung geplant hat«, ergänzte Smith.
General Brooks räusperte sich: »Der einzige Haken ist nur, daß Sie als Amerikanerin mit einem amerikanischen Ehemann auftreten müssen.«
Aria war nicht sicher, ob sie das alles verstanden hatte — die Sache war zu verworren. »Aber ich bin keine Amerikanerin. Wieso sollte man mich dann für eine halten?«
»Wir werden Ihnen beibringen, sich wie eine Amerikanerin zu benehmen.«
»Aber warum?« fragte sie kläglich. Auf einmal hatte sie grenzenloses Heimweh. Sie war es leid, sich ständig fremden Sitten und Gebräuchen anpassen zu müssen, und in einer fremden Sprache zu sprechen, wobei sie sich jedes Wort dreimal überlegen mußte. Sie hatte es satt, mit Menschen umzugehen, deren Handlungsweise
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