Die Prinzessin
junger Captain ein. »Der älteste Bruder ist beim Geheimdienst, und sein derzeitiger Auftrag ist so geheim, daß nur der Präsident und zwei weitere Personen wissen, wo genau er sich aufhält. Der zweite Bruder liegt momentan im Lazarett. In der letzten Woche wurde ihm ein Bein amputiert. Der dritte hat im letzten Monat eine Engländerin geheiratet. Die Familie selbst weiß noch nichts davon.«
General Brooks erblaßte. »Hat er vielleicht Vettern?«
»Wir haben keine Zeit mehr!« rief Smith und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Dieser Montgomery wäre für unsere Zwecke ideal. Er ist ein Amerikaner wie aus dem Bilderbuch. Außerdem sieht er wirklich aus wie ein Märchenprinz.« Er hob verächtlich eine Braue, als die junge Helferin eifrig nickte. »Sein Intelligenzquotient ist überdurchschnittlich hoch, und er hat Vermögen. Unseren Berichten zufolge ist Lankonien wirtschaftlich am Ende. Das Geld der Montgomerys würde dem Land nur gut tun.«
»Außerdem wäre es ein sichtbares Zeichen amerikanischer Hilfsbereitschaft«, fügte General Brooks hinzu.
Smith überflog die Akte, die vor ihm lag, und meinte: »Wir können ihm nicht drohen, weil wir damit riskieren, daß wir die Unterstützung der Warbrooke-Reederei verlieren.«
»Oder die von Fenton-Taggert«, nickte der Captain.
»Deshalb werden wir ihn anlügen müssen.«
Auf einmal wurde es ganz still im Raum.
Smith fuhr fort: »Er kann die Prinzessin nicht ausstehen, richtig? Es ist ihm ganz egal, daß er König werden soll — also erzählen wir ihm, daß die ganze Heirat nur zum Schein stattfindet. Er soll ruhig denken, daß das eine wichtige Geheimmission ist. Er soll mit ihr Zusammenleben, ihr beibringen, wie eine Amerikanerin aufzutreten, und wenn sie wieder auf dem Thron sitzt, dann kann er verschwinden — genau das müssen wir ihm weismachen.«
»Aber wenn er in Lankonien ist, merkt er doch, daß die Eheschließung gültig ist und er König werden soll!« sagte General Brooks.
»So in etwa wird es sein, ja. Zuerst einmal müssen wir alles tun, um ihn mit ihr zu verheiraten. Sorgen können wir uns später machen.«
»Wird die Prinzessin dem denn zustimmen?« wagte der Captain zu fragen.«
»Sie würde ihre Seele verkaufen, wenn es um das Wohl ihres Landes geht«, schnaubte Smith. »Sie wird ihn schon hinters Licht führen, keine Sorge. Außerdem habe ich so ein Gefühl, daß sie gar nicht vorhat, Montgomery zum König zu krönen. Lassen sie uns aber jetzt herausfinden, wie er zu diesem Plan steht. Kommen Sie, gehen wir. Ich möchte ihm nicht allzuviel Zeit zum Nachdenken geben. Wie lange hat er nicht geschlafen?«
Der Captain sah kurz auf die Uhr. »Achtunddreißig Stunden, Sir.«
»Wie steht es mit Essen?«
»Er hat in den letzten zweiundzwanzig Stunden nur ein Sandwich und eine Cola zu sich genommen.«
Der Kongreßabgeordnete nickte beifällig. »Gehen wir!«
Aria hatte erhebliche Schwierigkeiten, ihr Erstaunen zu verbergen: »Sie sagen, Lieutenant Montgomery lehnt es ab, eine königliche Prinzessin zu heiraten? Er möchte nicht der Ehemann einer Königin werden?«
Die junge Armeeangehörige wagte es nicht, Aria die schrecklichen Dinge mitzuteilen, die J. T. über sie gesagt hatte — sie wäre unmenschlich, hart wie Granit und noch Schlimmeres.. . Dies alles verschwieg die junge Frau, sie erklärte Aria nur, wie man J. T. die Zustimmung zu einer Heirat mit Aria abgerungen hatte.
»Er glaubte also, es würde zu einer — wie lautet der richtige Ausdruck noch einmal — kommen?«
»Scheidung oder Annullierung, Königliche Hoheit.«
»Aber einem Mitglied des königlichen Hauses ist es verboten, sich scheiden zu lassen — egal aus welchen Gründen auch immer. Eine Prinzessin heiratet nur einmal in ihrem Leben.« Aria betrachtete das Bild von Präsident Roosevelt, das an der Wand hing. Nur zu gut erinnerte sie sich an die Tage auf der Mangroveninsel und an Montgomerys unmögliches Benehmen. Um ihr Land vor Unheil zu bewahren, hatte sie zugestimmt, ihn zu heiraten, zugestimmt, den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen — aber er weigerte sich, ihr Angebot anzunehmen!
»Ich werde ihm nicht sagen, daß die Eheschließung gültig ist«, flüsterte sie und senkte den Kopf.
»Es tut mir leid, aber es kommt noch mehr auf Sie zu.« Die junge Frau verfluchte im stillen Smith, der ihr diese unangenehme Aufgabe übertragen hatte. Sie mochte die Prinzessin, weil sie so große Opfer für ihr Land bringen wollte.
»Die Army hat für sie beide
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