Die Prinzessin
unter Bewachung. Eine Angehörige des weiblichen Hilfskorps ließ ihr ein Bad ein und durchsuchte Arias Garderobe. Um Mitternacht schließlich sank sie todmüde in ihr Bett.
Die Luft in dem großen Konferenzraum des Pentagons war blau von Zigarrenqualm. Der Mahagonitisch quoll über vor leeren Gläsern, vollen Aschenbechern und halbvertrockneten Sandwiches.
»Die Angelegenheit stinkt zum Himmel«, tat General Lyons kund und schob den feuchten Zigarrenstummel von einem Mundwinkel in den anderen.
»Ich glaube, daß wir alle Veranlassung haben, ihre Geschichte zu glauben«, urteilte der Kongreßabgeordnete Smith. Er war der einzige der sechs Männer, der noch halbwegs frisch aussah. »Haben Sie die Narbe auf ihrer linken Hand gesehen? Nach all unseren Informationen zog sie sich die Wunde bei einem Jagdausflug zu, als sie zwölf Jahre alt war.«
»Aber wer weiß schon, welche Prinzessin für Amerika von Vorteil wäre«, gab General O’Connor zu bedenken. »Lankonien selbst hat für uns eine geringe Bedeutung — aber wir brauchen das Vanadium dringend. Wenn die falsche Prinzessin es uns überläßt, dann sollten wir uns besser nicht in diese Angelegenheit einmischen.«
»Lankonien liegt nahe bei Deutschland und Rußland. Die Russen sind zwar derzeit unsere Verbündeten, aber es ist immerhin ein kommunistisches Land.«
»Wer weiß schon, was mit Lankonien nach dem Krieg passiert? Sagen wir mal, daß wir der echten Prinzessin helfen, auf den Thron zu kommen — was dann? Schließlich ist sie mit dem halben deutschen Adel verwandt. Was passiert, wenn sie einen Deutschen heiratet?«
Die sechs Männer redeten jetzt alle auf einmal.
General Brooks schlug mit der Faust auf den Tisch. »Meine Herren, ich sage Ihnen, daß wir sie dringend brauchen, und zwar in ihrer rechtmäßigen Stellung! Sie haben doch alle ihr Versprechen gehört, daß sie uns, vorausgesetzt, wir helfen ihr, das Vanadium geben will. Natürlich würden unsere Interessen am besten gewahrt, wenn sie einen Amerikaner heiraten würde.«
»Einen Amerikaner?« ächzte Smith fassungslos. »Diese europäischen Blaublütigen heiraten doch nur untereinander! Woher, in Gottes Namen, sollen wir denn einen amerikanischen Prinzen nehmen?«
»Dieses kleine Mädchen würde alles tun, um ihrem Land zu helfen«, behauptete General Brooks. »Wenn wir ihr sagen, daß wir ihr nur helfen, wenn sie einen Amerikaner heiratet und ihn später zum König macht — dann wird sie es tun, glauben Sie mir!«
»Aber man sagt doch, daß sie schon verlobt ist.«
»O ja. Ich habe ihn kennengelernt«, erwiderte General Brooks verächtlich. »Ein pompöser, lächerlicher Zwerg, der alt genug ist, ihr Vater zu sein. Er ist nur auf das Geld unserer Prinzessin aus.«
»Unsere Prinzessin?« fragte General Lyons spitz.
»Jawohl, unsere Prinzessin! Das wird sie nämlich sein, wenn wir helfen und einen Amerikaner an ihre Seite setzen. Ich denke übrigens auch an die Einrichtung von militärischen Stützpunkten in Lankonien -direkt neben Deutschland und Rußland.«
Die Männer nickten.
»Also, wer kommt als zukünftiger König in Frage?« wollte Smith wissen.
»Einer, dem wir absolut vertrauen können. Jemand, der an Amerika und amerikanische Werte glaubt.«
»Natürlich muß er aus einer erstklassigen Familie stammen«, ergänzte General Brooks. »Wir können der Prinzessin keinen Gangster oder Halbidioten zum Heiraten anbieten. Nur der Beste ist gut genug für den Thron von Lankonien.«
General Attenburgh gähnte und meinte: »Ich schlage vor, wir vertagen die Sitzung bis morgen. Bis dahin können wir uns überlegen, wen wir in Betracht ziehen können.«
Bereitwillig stimmten die anderen dem Vorschlag zu.
Am nächsten Morgen trafen sich sechs unausgeschlafene Männer, um wieder zu beraten. Vier von ihnen hatten — natürlich ohne die genauen Fakten preiszugeben — ihre Ehefrauen gefragt, welcher Amerikaner sich nach ihrer Meinung am besten zum König eignen würde. Die Damen schlugen Clark Gable und Cary Grant vor... Nach über vier Stunden harter Diskussion blieben schließlich sechs Namen übrig: Zwei junge Kongreßabgeordnete; ein nicht mehr ganz so junger Geschäftsmann; drei Abkömmlinge aus den ältesten Familien Amerikas. Alle konnten sich darauf berufen, daß ihre Ahnen auf der Mayflower nach Amerika gekommen waren.
Die Namen wurden an ein Gremium, das gründliche Nachforschungen über die Vergangenheit der Männer anstellen sollte, weitergegeben. Natürlich mußte der
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