Die Prinzessin
dieses Mannes hatte sie fast um den Verstand gebracht. Bei Graf Julian hatte sie nie so empfunden. Aber sie war auch niemals mit ihm allein gewesen. Selbst jetzt, während sie dicht neben J. T. saß, ließ jede Berührung ihr Herz schneller schlagen.
Als sie endlich allein im Wagen saßen, wollte sie sich bei ihm entschuldigen, aber er kam ihr zuvor und sagte: »Setz dich weit weg von mir! So weit, wie es möglich ist!«
Aria tat, wie ihr befohlen, und erwiderte kein Wort.
Die nächsten zwei Tage waren grauenvoll. Aria machte mit Bonnie und Dolly einen Einkaufsbummel und ging mit ihnen schwimmen, aber es machte ihr keinen Spaß. J. T. war wieder so kühl wie früher und machte keine Scherze mehr. Er war ungeduldig, wenn er ihr zeigte, wie man kochte oder die Wäsche wusch.
»Aber ich habe doch erst gestern das Geschirr abgewaschen«, protestierte Aria.
»O ja, aber es muß auch heute sein. Dreimal am Tag, sieben Tage in der Woche!«
»Du machst einen Scherz, nicht wahr? Wenn ich jeden Tag spülen, Staub wischen, Wäsche waschen, das Essen kochen und die Lebensmittel einkaufen muß — wann, bitte, finde ich dann noch Zeit, ein Buch zu lesen, einen Einkaufsbummel mit Dolly und Bonnie zu machen, oder dergleichen? Wann darf ich Aria sein und nicht Mrs. Montgomery, die darüber nachdenkt, welches Spülmittel das beste ist?«
»Ich muß zur Arbeit.«
An diesen Tag kam Mrs. Humphreys, die J. T. engagiert hatte. Sie putzte und bereitete das Abendessen vor.
Am Abend schmückte Aria den Tisch mit Kerzen und Blumen und bemühte sich, eine behagliche, anheimelnde Atmosphäre zu schaffen. Doch als J. T. heimkam, schaltete er die elektrische Deckenbeleuchtung ein und blies die Kerzen aus.
Sie wußte, daß er sehr wütend auf sie war, und sie wünschte sich, ihn wieder lachen zu sehen. Er dachte, daß ihre Ehe zeitlich begrenzt wäre, aber sie wußte es besser. Seltsamerweise haßte sie ihn nicht mehr, obwohl er ihr noch immer ein Rätsel war.
Sie servierte ihm gerade die Vorspeise, kalten Hummer, als ihr ein Gedanke durch den Kopf schoß.. Sie streckte die Brust heraus, verstellte die Stimme und fragte lässig: »Was hättest du denn lieber — diesen kleinen alten Hummer oder mich bedauernswertes Wesen?«
Ihre gelungene Parodie auf Dollys Sprechweise zauberte ein kleines Lächeln in sein Gesicht.
Zufrieden setzte sie sich zu ihm. »Was machen amerikanische Ehepaare eigentlich, wenn sie allein sind?
»Meistens gehen sie zusammen ins Bett. Was anderes fällt mir auch nicht ein.«
Sie blinzelte. »Finden amerikanische Frauen ihr Leben nicht langweilig? Putzen sie wirklich gern?«
J. T. lächelte wieder. »Vielleicht ist >gern< nicht das richtige Wort. Was macht denn eine Prinzessin den ganzen Tag?«
»Wir haben viel Sport getrieben. Meine Schwester und ich sind geritten, hatten Fecht- und Tanzunterricht.«
»Aha. Deswegen siehst du so —«, er brach ab.
»Wie sehe ich aus?«
Er grinste. »In einem Badeanzug siehst du sehr gut aus.«
»Danke.«
»Ich höre dieses Wort zum ersten Mal von dir.«
»Du hast es ja auch zum ersten Mal verdient«, konterte sie.
»Oh. Wenn ich dir das Leben rette, verdiene ich also keinen Dank?«
»Also, ich finde, daß du schlimmer warst als die Entführer! >Atme, tu’s für Daddy Montgomery<«, äffte sie ihn nach.
Er wollte etwas erwidern, doch dann hielt er inne. »Würdest du gern die Pläne für den neuen Tanker sehen? Vielleicht vertreibt das etwas die Langeweile?«
»Ja, sehr gern!«
Sie setzten sich auf die Couch und beugten sich über die Konstruktionspläne für das erste Schiff, auf dem Seewasser in Trinkwasser verwandelt werden konnte und das deshalb dringend an der Front gebraucht wurde. J. T. leitete den Umbau.
»Könnte man so etwas auch an Land machen?« fragte sie interessiert.
»Es wäre wahrscheinlich sogar einfacher als auf einem Schiff. Warum?«
»Eine der größten Einnahmequellen von Lankonien sind die Weintrauben, aber in den letzten fünf Jahren herrschte eine anhaltende Dürre. Wenn wir nun eine solche Anlage hätten, könnten wir die Weinberge bewässern.«
»Du solltest vielleicht ein paar Tage Ingenieure zu Rate ziehen, aber ich bin der Meinung, es ließe sich machen.«
»Würdest du das nachprüfen? Ich meine, wenn wir nach Lankonien fahren — würdest du dann meinem Land helfen?«
»Ich werd’s versuchen!«
Sie lächelte ihm dankbar zu. »Es würde unendlich viel für mein Volk bedeuten, wenn du es tätest! Dolly hat mir erzählt, daß
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