Die Prinzessin
Wachen vorübergingen, drückte sie sich atemlos in eine Nische.
Sie öffnete die Tür zu >Rowans Zimmer«. Das große, handgeschnitzte Himmelbett war mit kostbarem rotem Brokat verkleidet. Die Wände bedeckte schimmernde rote Seide.
J. T. hatte ein Handtuch um seine Hüften geschlungen, sein Haar war naß. »Was tust du hier?« fragte sie und lehnte sich gegen die Tür.
»Die Königliche Hoheit persönlich! Na, das ist vielleicht eine Begrüßung! Ich habe mich gerade gefragt, ob ich nicht an einer Klingelschnur ziehen und mir eins von diesen adretten Zimmermädchen kommen lassen soll, damit sie mir mein Bett wärmt. Aber zu mir kommt die Prinzessin! Los, Schätzchen, zieh dich aus und laß uns zur Sache kommen. Ich bin bereit.«
»Lieutenant Montgomery«, zischte sie durch die Zähne. »Was tust du in Lankonien?«
J. T. rubbelte seelenruhig seine Haare trocken. »Ich bin nicht hier, weil ich es selbst so wünschte. Mein Präsident und dein König haben um meine Dienste gebeten. Sie sind anscheinend immer noch, der festen Überzeugung, daß dein Leben in Gefahr ist. Ich soll dich beschützen und gleichzeitig etwas für... ähm .. . deine Untertanen tun.«
»Aber mein Großvater weiß doch von nichts!«
»Er weiß anscheinend genug, um sich einige Dinge zusammenzureimen«, entgegnete J. T. schnell.
»Du kannst nicht bleiben. Es ist unmöglich. Ich werde gleich morgen früh deinen Rückweg nach Amerika arrangieren. Gute Nacht, Lieutenant.«
J. T. erwischte sie, als sie gerade aus dem Zimmer gehen wollte, und zog sie zurück. Sein Handtuch verrutschte, und er hielt es mit einer Hand fest, während er die andere hinter ihren Kopf an die Wand stützte. »Ich habe es dir doch erklärt! Es war nicht meine Idee, verdammt, sondern ein Befehl von Präsident Roosevelt. Es ist meine Pflicht, dein Leben zu beschützen. Man scheint der Meinung zu sein, ich wäre von größerem Nutzen für mein Land, wenn ich dir hier in Lankonien die runtergefallenden Taschentücher hinterhertrage! Also bleibe ich.«
Sie duckte sich unter seinem Arm weg und flüchtete an die gegenüberliegende Wand. »Wie lange mußt du bleiben?«
»So lange, bis ich weiß, daß du in Sicherheit bist, oder bis dein Großvater mir erlaubt, abzureisen.«
»Du wirst gewisse Regeln einhalten müssen. Du kannst dich nicht so überheblich wie sonst benehmen, und du wirst mich korrekt ansprechen.« Sie drehte sich herum und bemerkte, daß seine Augen schmal wurden. »Die Zeit in Amerika ist unwiederbringlich vorbei! Hier bin ich die Kronprinzessin -nicht deine Frau.«
J. T. sagte nach einem Augenblick der Stille: »Ich habe dich damals geheiratet, um meinem Land zu helfen. Jetzt unterstütze ich meine Heimat, indem ich bleibe. Mehr nicht. Soweit es mich betrifft, ist unsere Ehe beendet.«
»Schließt das auch deine Eifersucht mit ein?« fragte sie und hob eine Augenbraue. »Graf Julian und ich bereiten nämlich unsere Hochzeit vor. Er stammt aus einer sehr edlen, alten Familie, und ich werde es nicht zulassen, daß du ihn in den Swimmingpool wirfst.«
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, sagte er. Seine Augen funkelten zornig. »Ich mag zwar eifersüchtig auf die Verehrer meiner Frau sein, aber ihre Königliche Hoheit erregt keine Gefühle dieser Art!« Er sah sie abschätzig an, und sein Gesichtsausdruck machte deutlich, was er von dem züchtigen, hochgeschlossenen Nachthemd und dem prächtigen Brokatmorgenrock hielt.
Sie wandte sich ab, weil sein Anblick sie an die Nächte erinnerte, die sie miteinander verbracht hatten. »Mit welcher Geschichte führst du dich im Palast ein?« fragte sie.
»Meine Regierung hat mich hergeschickt, um das Vanadium zu kaufen. Ich soll mich aber auch nach Orten umsehen, die für einen Militärstützpunkt geeignet sind. Der König hat dich gebeten, mir Escalon und das Umland zu zeigen, weil Amerika beabsichtigt, Lankonien zu kaufen.«
»Was?« Sie wirbelte zu ihm herum. «Amerika will mein Land kaufen?«
»So heißt es. Aber ich kann dich beruhigen — nachdem, was ich hier gesehen habe, wird nichts draus. Wir haben nämlich gerade eine Wirtschaftskrise hinter uns und möchten nicht in eine neue geraten. Aber wir haben so genug Gründe, um viel Zeit miteinander zu verbringen. Du wirst mir die Abrechnungsbücher des königlichen Haushalts zeigen und alles über das Land erzählen. Außerdem sollst du sehr nett zu mir sein.«
»Ich... ich glaube nicht, daß das machbar ist. Mein Großvater hat doch keine Ahnung von
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