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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Gebote aufmerksam, die das Verhalten auf dem Gelände der Mine bestimmten. So spart man sich überflüssige Worte , dachte sie spöttisch.
    Draußen erwartete er sie bei einem weißen Geländewagen, auf dessen Kühlerhaube er einen Lageplan ausgebreitet hatte. »Auf dieser Übersichtskarte sehen Sie die Anlagen, für die Sie sich interessieren, wie ich Ihrem Brief entnommen habe.« Sie sah auf den ersten Blick, dass sich das Gelände über mehrere Quadratmeilen ausdehnte, und sie hatte keine Lust, den Tag mit unverbindlichem Sightseeing zu vertrödeln.
    »Ich möchte mich hier oben auf die Sulfattrennung und die Rückhaltebecken für den Abgang beschränken«, bemerkte sie ebenso kurz angebunden. »Und dann sollten wir uns unter Tage auf die Erweiterungsstollen konzentrieren, denke ich.«
    In den riesigen Wannen der Sulfattrennung wurden Uran und restliches Kupfer mit Schwefelsäure aus dem zerkleinerten Erz gelöst und anschließend getrennt. Der ganze Prozess erzeugte nicht nur gefährlich radioaktive und hoch giftige Sulfatlösungen, sondern verbrauchte auch Unmengen Wasser. Sie wusste, dass die Sicherheit der Anlagen wesentlich von den aufwendigen Schutzmassnahmen in diesem Bereich und von der kompromisslos sauberen Wiederaufbereitung des Wassers abhing. Trocken und sachlich erklärte ihr Reynolds den geschlossenen Kreislauf und die rigorosen Kontrollen. Er machte einen guten Job, wenn es darum ging, kritische Besucher zu beruhigen, aber sie ließ sich nicht so leicht blenden. Sie war hier, um den Schein vom Sein zu trennen.
    »Was passiert mit dem sauren, radioaktiven Abwasser, wenn es ins Grundwasser gelangt?« Zum ersten Mal lächelte er. Diese Frage hatte er erwartet.
    »Das geschieht nicht. Es sind zwei völlig getrennte Kreisläufe.«
    »Vor vier Jahren wurde nachgewiesen, dass eine Milliarde Liter in den Boden gesickert waren.«
    »Die Zahl ist bei weitem übertrieben. Unsere Messungen ergaben etwas über hundert Millionen Liter. Aber Sie haben recht, damals hatten wir ein Problem.« Er bedeutete ihr, ihm zu folgen und ging zu einem der schmalen Fenster. »Sehen Sie die großzügigen konzentrischen Auffangbecken dort drüben. Sie fassen Millionen von Tonnen und dienen einzig und allein der zusätzlichen Sicherheit, falls hier doch einmal ein Leck auftreten sollte. Diese Anlage wurde unmittelbar nach dem Vorfall errichtet, den Sie erwähnt haben.« Vorfall, ein netter Euphemismus für die jahrelange, massive Gewässerverschmutzung , ärgerte sie sich. Sie wandte sich wieder den Tanks der Sulfattrennung zu.
    »Wie hoch schätzen Sie die Auslastung?«
    »Die schätzen wir gar nicht, wir messen sie laufend, sehen Sie dort.« Er deutete auf die große Anzeigetafel, deren Leuchtziffern und Symbole fast die ganze Rückwand des Gebäudes bedeckten. »Aktuell 65%, Spitze über die letzten 72 Stunden 81%.« Ein gewisser Stolz in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Was heißt das, wenn Sie die Förderung wie geplant ausbauen?«, fragte sie ungerührt.
    »Nun ...« Er stockte zum ersten Mal. »Wir können ohne weiteres mit 90% und höher fahren.«
    »Aber Sie werden ausbauen müssen. Ich nehme an, die Pläne dazu finden sich auch in Ihrem Antrag für die erweiterten Schürfrechte.«
    »Natürlich«, murmelte er undeutlich. Es hörte sich nicht sehr überzeugend an, und sie konnte sich auch nicht erinnern, etwas davon gelesen zu haben. Sie machte eine Gedankennotiz.
    Schweigend fuhren sie an den besonders geschützten Lagerhallen für das kostbare Rohprodukt des Trennprozesses vorbei: Yellowcake, die gelbe Paste aus Uranoxid, Ausgangsmaterial für Brennstäbe und Bomben. Unweit der Hallen führte die Strasse über leicht abfallendes Gelände in ein Gebiet, das auf den ersten Blick wie eine Karstlandschaft anmutete. Sie zählte acht riesige Wasserbecken, große, kreisrunde Kraterseen. Was harmlos aussah wie überdimensionierte Schwimmteiche waren in Wirklichkeit die Lager für das Abfallerz, das bei der Urangewinnung nicht verwertet werden konnte. Sie wusste, dass dieser Abgang, wie die Bergleute den Abfall nannten, immer noch etwa einen Drittel des geförderten Uranerzes enthielt. Der Rest bestand aus radioaktivem Thorium, Polonium, Radium und anderen strahlenden Schwermetallen mit einer Halbwertszeit von mehreren tausend Jahren. Die übliche Technik bestand darin, dass man den Abgang in Gruben versenkte, die mit dicker Plastikfolie ausgelegt waren. Darüber kam eine Schicht Erde, dann füllte man die Gruben mit

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