Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
Vom Netzwerk:
Klinikums, das auch zur LMU gehörte, begannen ausgedehnte Felder und Wiesen, und den Horizont bildete die leuchtende Kette der Alpen. Immer wieder schweifte ihr Blick hinaus aufs weite Land. Sie musste sich zwingen, den nicht immer sehr fesselnden Referaten zu folgen, und sie war Schmidt ehrlich dankbar, als er sie aufforderte, etwas über ihre Forschung zu berichten. Die Truppe, die hier arbeitete, unterschied sich nicht von ähnlichen Teams in anderen Ländern. Auf kleinstem Raum waren fünf Nationen versammelt, Chemiker, Physikerinnen, Computerfachleute und Laborpersonal aus Deutschland, England, den USA, China und Indien. Und, wie Lauren beim Rundgang durch die Labors beruhigt feststellte, fehlten auch modernste Analysegeräte wie der dringend benötigte Laserscanner nicht.
    »Hier könnten Sie Ihre Zelte aufschlagen«, sagte Schmidt und unterstrich es mit einer einladenden Geste, als sie ein leeres, helles Eckbüro betraten. »Sie sehen, es ist alles bereit für Sie.« Verglichen mit dem kleinen Raum ohne Aussicht in Osaka war dies ein luxuriöses Penthouse, in dem sie sich sofort wohl fühlte.
    »Gefällt mir sehr gut«, gab sie unumwunden zu. »Ich bewundere Ihre perfekte Organisation, aber noch mehr beeindruckt mich, dass hier solche Räume überhaupt noch frei sind. Das muss das Schlaraffenland sein.«
    »Schlaraffenland, ausgezeichnet!«, lachte Schmidt. »Ich muss Ihnen leider gestehen, dass der Eindruck täuscht. Wir haben ein wenig nachgeholfen, als wir vernahmen, dass Sie sich für uns interessierten. Ein paar Leute mussten etwas zusammenrücken.«
    Ihr Entscheid war gefallen. Nicht nur gefiel ihr, was sie bisher gesehen und gehört hatte, Schmidt und seine Leute würden sie offensichtlich auch mit offenen Armen aufnehmen.
    »Sie beschämen mich, Dr. Schmidt.«
    »Ach was, wir bemühen uns einfach, eine optimale Umgebung für optimale Arbeit zu schaffen. Reiner Selbstzweck«, schmunzelte er. Er zeigte auf ein Nebengebäude. »Lassen Sie uns in die Cafeteria rüber gehen, da können wir alles Weitere besprechen.« Das Campusrestaurant lag gleich neben der lichtdurchfluteten Bibliothek im Haus, wo sich auch die Hörsäle befanden. »Das Essen hier ist ganz passabel, und die Bedienung ist beängstigend zuvorkommend. Deutsche Besucher sind oft geradezu schockiert, wenn sie freundlich nach ihren Wünschen gefragt werden.«
    »Daran habe ich mich glücklicherweise in Japan bereits gewöhnt. Ich glaube, da hätte ich keine Anlaufschwierigkeiten«, lächelte sie.
    »Anlaufschwierigkeiten kann ich mir bei Ihnen ohnehin nicht vorstellen.« Er schaute sie prüfend an und fragte nach kurzem Zögern: »Was ist nun Ihr Eindruck von uns?«
    »Ich habe mich entschieden«, antwortete sie ohne Umschweife. »Ich möchte die Stelle annehmen, vorausgesetzt, dass es keine administrativen Hindernisse gibt.« Schmidt strahlte über beide Backen. Er streckte ihr die Hand entgegen und rief erleichtert aus:
    »Sehr gut, ausgezeichnet! Sie werden es nicht bereuen. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit, Dr. Griffith.« Es gab viel zu besprechen, und sie taten es in einer gelösten, fast schon freundschaftlichen Atmosphäre. Nach ihrer Zusage taute er richtiggehend auf. Freimütig erzählte er von den Höhen und Tiefen des Instituts, und als sie sich gegen drei Uhr am Nachmittag verabschiedete, glaubte sie die künftigen Mitarbeiter schon gut zu kennen.
    »Nun bleibt nur noch, eine vernünftige Wohnung zu finden«, sagte sie, bevor sie das Haus verließen. »Ich denke, das Büro am Hauptsitz wird sich darum kümmern können.« Er blieb unvermittelt stehen und schlug sich an die Stirn.
    »Ich Trottel, dass ich nicht daran gedacht habe! Kommen Sie mit, wir gehen nochmals kurz in mein Büro. Wir haben natürlich eine Liste für Sie zusammengestellt. Das gehört hier zum Service.«
    »Ihre perfekte Organisation überrascht mich schon wieder«, sagte sie anerkennend, als er ihr die ausführlichen Prospekte mehrerer empfohlener Wohnungen und Häuser in die Hand drückte. Zwei der Objekte befanden sich in unmittelbarer Nähe des Campus, an einer Adresse mit dem romantischen Namen Am Ährenfeld.
    »Hoffentlich haben Sie Zeit für ein wenig Sightseeing am Wochenende«, bemerkte Schmidt, als er ihr die Hand drückte. Es war Freitag, aber sie wollte am Samstag nochmals nach Cardiff fliegen, bevor sie nach Japan zurückreiste. »Nun, dann klappt’s bestimmt das nächste Mal. Sie werden noch genügend Gelegenheit haben, München

Weitere Kostenlose Bücher