Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
Vom Netzwerk:
Firma unternimmt.«
    »Ach so, verstehe. Da wird es wohl manchmal hoch hergehen.«
    »Besonders wenn der Lange Pete aufkreuzt«, grinste der Wirt. »Er kann einfach nicht aufs Maul hocken und lässt sich um alles in der Welt nicht von seinen Verschwörungstheorien abbringen.«
    »Was denn zum Beispiel?«, fragte sie beiläufig.
    »Behauptet neuerdings steif und fest, die geplante Erweiterung zerstöre unsere Wasserversorgung.
    »Natürlich ohne Beweise?«
    »Klar, hat auch schon einige blaue Flecke deswegen. Aber er ist ein guter Kunde.«
    Daisy war nachdenklich geworden. Vielleicht lag doch ein Körnchen Wahrheit in den Gerüchten, die der lange Pete verbreitete. Vielleicht hatte sie doch etwas übersehen. Sie hatte es plötzlich eilig, wieder auf ihr Zimmer zurückzukehren, wollte ihr Material nochmals in aller Ruhe studieren, allerdings nicht ohne sich anständig von den spendablen Jungs zu verabschieden. Sie schlenderte an ihren Tisch, nahm einen der Dartpfeile und fragte mit entwaffnendem Lächeln:
    »Was soll ich werfen?« Nach einer Schrecksekunde grölten alle gleichzeitig los:
    »Bullseye! 25! Double 8!«
    »Was denn nun?«, fragte sie ruhig. Einer der Jungs war vor Aufregung aufgesprungen und hatte einen Satz zur Seite gemacht. Schwer atmend, mit rotem Gesicht, keuchte er:
    »Lasst doch die Lady in Ruhe.« Sie lächelte beschwichtigend und sagte kurz entschlossen:
    »Also, fünfzig in einem Wurf, O. K., Gentlemen?« Lautstarke Zustimmung, dann wurde es mäuschenstill, als sie an die Linie trat und seelenruhig auf die Mitte der Scheibe zu zielen begann. Sie nahm sich Zeit. Für mehr als einen der Beobachter war die Spannung nur noch mit einem kräftigen Schluck Bier zu ertragen. Sie warf. In elegantem Bogen flog der Pfeil direkt ins Zentrum des Ziels: Bullseye, fünfzig Punkte. Sie hatte es nicht verlernt, obwohl sie etwas aus der Übung war. Ein unbeschreiblicher Tumult hob an. Auch die Gäste an den anderen Tischen sprangen auf und applaudierten frenetisch, als hätte sie die Meisterschaft gewonnen. Kaum hatte sich der Lärm etwas gelegt, winkte sie dem Wirt und bestellte eine Runde für alle, worauf sie sich freundlich winkend zurückzog.
    »Sie sind schwer in Ordnung, Lady!«, rief ihr einer der Gäste mit heiserer Fistelstimme nach. Die Jungs werden nun einiges zu reden haben , dachte sie zufrieden schmunzelnd. Sie liebte solche Spiele.
    Im Zimmer setzte sie sich an den Schreibtisch und breitete die Landkarte der Umgebung von Roxby Downs aus. Die Koordinaten der Probestollen, die sie mit dem INS gemessen hatte, waren säuberlich eingezeichnet. Auch diesmal fiel ihr nichts Besonderes daran auf, bis sie nochmals den Antrag Saitous für die Erweiterung der Schürfrechte aufschlug. Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Die von ihr eingezeichneten Stollen befanden sich an einer völlig anderen Stelle, als im Antrag beschrieben, viel weiter talwärts, außerhalb des für die Erzförderung freigegebenen Gebiets. Sie führten mitten in die Grundwasserfassung, die ein riesiges Einzugsgebiet bis hinunter nach Adelaide mit Trinkwasser versorgte.
    »Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte sie kopfschüttelnd. »Gute Nacht! Sie hatte die Kröte gefunden. Wenn stimmte, was sie hier eingezeichnet hatte, würde es diese geplante Erweiterung von Saitous Mine nicht geben. Jetzt musste sie schnell handeln, denn die Einsprachefrist lief bald ab. Sie stellte den Wecker auf halb sieben und legte sich schlafen. Die Zeit für die Rückreise war noch nicht gekommen.
    Am nächsten Morgen brach sie zeitig auf. Sie wollte die Stelle am Ende des Probestollens oberirdisch erkunden, musste sicher sein, dass sie die Landkarte nicht täuschte. Sie fuhr die Strasse zurück, die zur Mine führte, ohne das GPS Navigationsgerät aus den Augen zu lassen. Einige Kilometer vor der Einfahrt zum Minengelände drosselte sie die Geschwindigkeit, um die Abzweigung der Nebenstrasse nach Osten nicht zu verpassen. Diese Naturstrasse sollte sie nahe an die gesuchte Stelle führen, sofern die Karte stimmte. Die Strasse erwies sich als staubige Piste, kaum von der Umgebung zu unterscheiden. Langsam begann das Gelände abzufallen, und gleichzeitig wurde das Buschwerk dichter und grüner. Sie näherte sich offenbar dem weiten Tal, wie es auf der Karte eingezeichnet war. Sie hielt an und stieg aus. Das GPS Display zeigte an, dass sich das Ziel etwa einen Kilometer nordöstlich ihres Standorts befand, die Strasse aber führte weiter nach

Weitere Kostenlose Bücher