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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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sie mit einem fragenden Blick.
    »Tut mir leid, ich bin zurzeit etwas – abgelenkt.«
    »Kann ich mir vorstellen. Wie geht’s deinem Gast?« Renate errötete leicht und wehrte ab:
    »Gut, aber es geht nicht um Daisy. Du bist schuld, du hast mir einen Floh ins Ohr gesetzt. Ich zerbreche mir den Kopf, wie wir die Produktion der Nanobags aufgleisen könnten.« Lauren lächelte geheimnisvoll. »Was, glaubst du nicht mehr daran?«
    »Doch, im Gegenteil.« Sie winkte Renate in ihr Büro und schloss die Tür. »Ich habe Neuigkeiten.« Als sie ihr von Michaels Million erzählte, fiel ihr die junge Frau spontan um den Hals.
    »Du wirst wohl auf mich verzichten müssen in Portugal«, rief sie übermütig und wollte hinausstürmen.
    »He, warte, ich bin noch nicht fertig.«
    »Entschuldige, ich hätte mir denken können, dass ein Haken dabei ist«, brummte Renate enttäuscht.
    »Nein, du verstehst mich falsch.« Sie zögerte. »Ich – wollte nur fragen, was deine Freundin gesagt hat zu den Ereignissen in Australien.« Das war nicht die Frage, die sie eigentlich stellen wollte, und Renate begriff schnell.
    »Er wird in den nächsten Tagen zu Besuch kommen«, lachte sie. »Sobald die Anhörung in Adelaide vorbei ist.« Sie drehte der verblüfften Lauren den Rücken zu und stolzierte erhobenen Hauptes hinaus. Charlie auf dem Weg hierher! Sie musste sich erst einmal setzen.
Adelaide
    Der Mob vor den mächtigen Säulen des Parlamentsgebäudes in Adelaide bestand aus zwei eindrucksvollen Gruppen erzürnter Leute, die sich lautstark anschrien. Auf handgemalten Transparenten machten sie ihre diametral entgegengesetzten Anliegen in wenigen Worten klar: Stoppt die Verseuchung! Rettet die Arbeitsplätze! Oder auch Saitou = Strahlende Zukunft! war auf den Tafeln zu lesen. Charlie war froh, schon im Gebäude zu sein, bevor jemand auf die Idee kam, den Worten Taten folgen zu lassen und Steine oder Bierflaschen zu werfen. Er vertrat die UNEP bei dieser Anhörung vor dem Parlamentsausschuss, die nicht zuletzt durch die dramatischen Ereignisse in Saitous Mine ausgelöst worden war. Er hatte gegen den massiven Widerstand einiger Lobbyisten darauf gedrängt, dass auch Pete aussagen durfte. Sein Bericht und Daisys schriftliche Erklärung mit den unwiderlegbaren Beweisen für Saitous Täuschungsmanöver sollten auch die Skeptiker überzeugen, die normalerweise nur an Profite und ihre Wiederwahl dachten.
    So war es denn auch. Nach zwei mühseligen Stunden war die Sache gelaufen, die Erweiterung der Mine zumindest auf absehbare Zeit auf Eis gelegt. Beide verließen das Gebäude durch einen Hinterausgang und verschwanden sogleich wieder im nächsten Pub. Ein zufrieden strahlender Pete klopfte Charlie auf die Schulter und sagte stolz, das volle Pint Coopers in der anderen Hand: »Denen haben wir’s gezeigt, was, Mate?«
    »Du bist aber auch schwer umzubringen, Pete«, grinste Charlie und leerte die Hälfte seines Glases auf einen Zug.
     

KAPITEL 8
     
München
    L auren stand unschlüssig vor dem Spiegel. War dieses Kleid angemessen, zu langweilig, zu sexy? Sollte sie etwas Rouge auflegen? Es war zum Verzweifeln. Nie in den letzten Jahren hatte sie sich in wenigen Minuten zwei, dreimal umgezogen und ihr Spiegelbild verwünscht, als wäre sie Schneewittchens eitle Stiefmutter. Endlich fand sie eine Kombination aus rotem Spaghettitop mit nicht allzu schwindelerregendem Ausschnitt und apartem, weißem Blumenrock, die sie ohne Naserümpfen ertrug. Schon auf der Strasse zum Institut, drehte sie sich nochmals um, eilte ins Haus zurück, kontrollierte, ob sie abgeschlossen hatte. Sie konnte sich an nichts mehr erinnern, seit sie dem Spiegel den Rücken gekehrt hatte. Ihre Gedanken kreisten nur noch um das Wiedersehen mit Charlie, der heute Morgen kurz in ihrem Büro vorbeischauen wollte, wie er sich ausdrückte. Ihr Verhalten war kindisch, das wusste sie, aber die Schmetterlinge in ihrem Bauch widersetzten sich jeder Vernunft, wie vor einem Date. Die Tür war wie gewohnt verschlossen. Kopfschüttelnd wollte sie wieder umkehren, als ihr einfiel, was sie vergessen hatte. Die Blumen! Sie holte die Vase mit den Schmucklilien und dem süßlich duftenden Jasminzweig aus der Wohnung, die sie eigens für diesen Tag gekauft hatte, um ihren Schreibtisch herauszuputzen.
    Zwei Stunden später saß sie im Büro und betrachtete den Blumenstrauß mit zunehmendem Befremden. Ihr Besucher war noch nicht aufgetaucht, hatte sich nicht gemeldet, schien sich in Luft

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