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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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dich daran fest. Das vertreibt die Albträume«, wisperte sie und küsste sie sanft auf die Lippen. Daisy schlang ihre Arme um sie und zog sie ungestüm an sich.
    »Heute bleiben wir den ganzen Tag im Bett, was hältst du davon?«, schwärmte sie. Renate unterbrach ihr Zungenspiel mit Daisys Ohrläppchen und antwortete leise:
    »Geht leider nicht, meine Schöne. Heute steht ein Dreipunkteprogramm auf dem Plan, und das beginnt jetzt.« Es war kurz nach sieben, Zeit, aufzustehen.
    »Ach, du und dein Ordnungswahn.«
    »Sei nicht so ungeduldig. Erstens gibt’s was zu essen, mir knurrt der Magen. Zweitens werden heute die restlichen Möbel geliefert, da kannst du dich beim Einrichten nützlich machen, das lenkt ab, und drittens muss ich um elf zu Laurens Sitzung. Die dauert bis zwölf, halb eins, danach bin ich wieder ganz für dich da, mein Schatz.«
    »Na wunderbar, dann warte ich solange hier«, antwortete Daisy gähnend und rollte sich auf die andere Seite.
    »Hättest du wohl gerne, wie?«, lachte sie und zog ihr die Decke weg. »Raus jetzt, unter die Dusche. Wir wollen doch nicht, dass die Transporteure eine halbnackte Frau im Bett finden.« Widerwillig stand ihre schläfrige Freundin auf und wankte unsicher hinaus. Beim Anblick ihrer anmutigen Silhouette strömte eine wohlige Wärme durch ihren Körper. Es kostete sie einige Überwindung, Daisy nicht ins Bad zu folgen. Sie war rundum glücklich. Glücklich, dass ihre Liebste das schreckliche Abenteuer in Australien letztlich heil überstanden hatte und glücklich, dass sie ihren langen Erholungsurlaub bei ihr verbrachte. Und sie freute sich wie eine frisch verheiratete Braut darauf, die neue Wohnung endlich einzurichten. Bis jetzt standen nicht viel mehr als ein Bett, ein Küchentisch und ein paar Stühle in den kahlen Räumen. Selbst auf die weiteren Einkaufsbummel, die zweifellos nicht zu umgehen waren, freute sie sich gegen jede Gewohnheit. Mit Daisy machte alles entschieden mehr Spaß. Sie war selbst an einem Wendepunkt ihres Lebens angekommen. Die Dissertation abgeschlossen, noch unsicher, welche Richtung sie einschlagen sollte. Die Türen für eine Karriere in der Forschung an der Universität standen weit offen, aber Laurens Idee mit der Vermarktung ihrer Erfindung in einem eigenen Start-up-Unternehmen reizte sie ebenso. Der Gedanke ließ sie nicht mehr los, vor allem nicht, seit sie mit Daisy darüber gesprochen hatte. Völlig verblüfft hatte sie festgestellt, dass ihre Freundin einen Abschluss als CFA, Chartered Financial Analyst, besaß und sich bestens auskannte mit sämtlichen Varianten von Firmenkonstruktionen, Finanzierungen und Rechtsfragen, alles Themen, die sie bis jetzt sorgfältig gemieden hatte. Wenn sie Daisy überreden könnte, mitzumachen, hätte sie den besten Geschäftspartner, den sie sich vorstellen konnte. Sie selbst besaß das Wissen, das Produkt und den Willen, einen solchen Schritt zu wagen. Ein paar fähige Mitarbeiter sollten sich im Umfeld der Universität leicht finden lassen. Im Grunde fehlte ihr nur das Geld für dieses Unternehmen. Ohne beträchtliche Investitionen war nichts zu machen.
    »Wovon träumst du?«, fragte Daisy lächelnd, als sie mit leerem Blick am Frühstückstisch saß.
    »Vom Geld«, seufzte sie, und sie meinte es durchaus ernst.
    »Du enttäuschst mich. Eine solch materialistische Einstellung passt überhaupt nicht zu dir.«
    »Ich weiß, aber ohne geht’s nun mal nicht. Ich denke die ganze Zeit über diese Firma nach.« Daisy nickte gedankenverloren. Schließlich sagte sie mit ernster Stimme:
    »Ich habe auch nachgedacht.« Renate horchte auf.
    »Über die Firma?«
    »Ja. Ich hätte große Lust, einzusteigen. Ich glaube, diese UNEP Einsätze sind auf Dauer nichts für mich, weißt du.« Renates Herz machte einen Sprung. Das war ein unmissverständliches Angebot, doch bevor sie antworten konnte, bemerkte Daisy mit verlegenem Lächeln: »Geld habe ich leider auch keins.«
    »Am Geld allein kann’s nicht liegen, pflegte mein alter Herr jeweils zu sagen. Hoffentlich hat er sich nicht geirrt.«
    Es klingelte. Die Möbel waren da.
     
    Lauren hörte entspannt und nur mit halbem Ohr zu, als ihr Materialprüfer über die jüngste Versuchsreihe berichtete. Die neue Truppe von Wissenschaftlern und Technikern hatte sich überraschend schnell und reibungslos mit ihren Ideen und Plänen angefreundet. Das Team setzte die Arbeit, die sie in Osaka abrupt beenden musste, mehr oder weniger nahtlos und mit großem

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