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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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denn Sie wissen noch lange nicht, welcher Name zu welcher zerebralen Kapsel gehört.«
    »Und Sie stehen hier und sagen mir, daß Sie diesen … diesen Akt willkürlicher Verschleierung begangen haben … ohne mich zu konsultieren?«
    »Vor einem Jahr haben Sie sich noch kein bißchen für Ewige-Weisheit interessiert«, erwiderte Schwester Bishop unverzagt. »Genau vor einem Jahr, Mr. Flaxman, rief ich Sie an und wollte Ihnen den Fall schildern, aber Sie sagten, ich sollte Sie mit diesen alten Skeletten in Ruhe lassen, und die Gehirne könnten verdammt tun, was ihnen Spaß macht. Sie sagten – und ich zitiere wörtlich, Mr. Flaxman –: ›Wenn diese Blech-Egos, diese eingemachten Alpträume, als Kampfcomputer in die französische Fremdenlegion eintreten oder sich Raketen zulegen und durch das Weltall sausen wollen – ist mir doch egal!‹«
     
     

17
     
    Flaxmans Blick bekam etwas Glasiges – vielleicht erschütterte ihn die Vorstellung, von dreißig maskierten Autoren auf den Arm genommen zu werden, in einem Zeitalter, da Schriftsteller nur überlebensbunte Stereobilder auf der Rückseite von Taschenbüchern waren; vielleicht machte ihm auch seine eigene rätselhafte Natur zu schaffen, die ihn dreißig eingemachte Gehirne als schreckliche Ungeheuer und dann wieder als kommerziell wertvolle schöpferische Genies sehen ließ.
    Wieder ergriff Cullingham das Wort.
    »Ich bin sicher, daß wir das Problem der Anonymität auch später noch besprechen können«, sagte die ruhigere, sanftere Hälfte des Raketen-Verlages. »Vielleicht gehen die Gehirne noch selbst von ihrer Haltung ab, wenn sie erfahren, daß ihnen frischer literarischer Ruhm winkt. Aber auch wenn sie die strikte Anonymität wahren wollen, läßt sich das Ganze leicht bewerkstelligen. Wir bringen dann ihre Werke einfach unter der Verfasserbezeichnung ›von Gehirn Eins und G. K. Cullingham‹, ›von Gehirn Sieben und G. K. Cullingham‹ und so weiter.«
    »Mensch!« sagte Gaspard laut und nicht ohne Ehrfurcht, während Zane Gort sotto voce anmerkte: »Ein wenig eintönig, würde ich sagen.«
    Während der große blonde Lektoratsleiter nur märtyrerhaft lächelte, errötete Flaxman loyal und brüllte: »Hören Sie, mein lieber Freund Cully hat in den letzten zehn Jahren alle Wortmaschinen des Raketen-Verlages programmiert, und es ist wirklich Zeit, daß ihm dafür etwas literarische Anerkennung zuteil wird. Die Autoren haben den Programmierern jetzt hundert Jahre die Schau gestohlen – und davor den Redakteuren! Selbst einem holzköpfigen Flitterautor und einem Roboter mit Johansson-Block als Gehirn müßte klar sein, daß die Eierköpfe eine Menge Programmier-, Redaktions- und Trainingsarbeit bringen – nennen Sie es, wie Sie wollen –, und Cully ist der einzige, der das kann. Ich will kein Wort der Kritik mehr hören!«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Schwester Bishop in das nachhallende Schweigen, »es ist Zeit für Rostchens Schau-schau. Ich stöpsele ihn also ein, ob die Herren nun fertig sind oder nicht.«
    »Wir sind ja fertig«, sagte Cullingham leise, während Flaxman, sich das Gesicht reibend, ein wenig zweifelnd hinzufügte: »Ja, das sind wir wohl.«
    Schwester Bishop trieb die Anwesenden in Flaxmans Hälfte des Zimmers und richtete ein Fernsehauge in diese Richtung. Es gab ein kaum hörbares Geräusch, als sie es mit der oben rechts befindlichen Buchse des Silbereis verband, und Gaspard merkte, daß er am ganzen Körper zitterte. Er hatte plötzlich das Gefühl, als wäre Leben in das Fernsehauge gekommen – ein schwacher roter Schimmer. Schwester Bishop steckte ein Mikrofon in die andere obere Buchse, und Gaspard hielt den Atem an, was er erst einige Sekunden später merkte, als er einen unfreiwillig lauten Schnaufer machte.
    »Weiter!« sagte Flaxman, der selbst ein wenig atemlos war. »Stöpseln Sie … äh … Mr. Rostchens Lautsprecher ein. So ist mir ganz komisch.« Er stockte und winkte dem Auge kurz zu. »War nicht böse gemeint, alter Knabe.«
    »Es kann sich auch um eine Miß oder Mrs. Rostchen handeln«, ermahnte ihn das Mädchen. »Unter den dreißig waren doch mehrere Frauen, nicht wahr? Nein, ich halte es für das beste, wenn Sie Ihr Ansinnen vortragen und ich seinen Lautsprecher erst dann anstelle. So läuft die Sache viel glatter ab, glauben Sie mir.«
    »Er wußte also, daß Sie ihn herbringen wollten?«
    »O ja. Ich hab’s ihm gesagt.«
    Flaxman straffte die Schultern, wandte sich dem Ei zu, schluckte trocken herunter

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