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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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gänzlich unverständlich fanden (auch wenn diese Titel bei Erscheinen als aufregend und mutig empfunden worden waren). Die verrückte Vermutung eines bösartigen Humanisten, daß dieses Nichtverstehen an der absoluten Unverständlichkeit des Wortschmalzes selbst läge – das er als verbales Opium ohne jegliche Bedeutung bezeichnete und das daher keine Vorbereitung auf gehaltvollen Lesestoff darstellen könnte –, kam gar nicht erst in die Presse.
    Die Verleger sagten den Autoren Amnestie für ihren Aufstand zu und versprachen ihnen Toilettenräume, die von denen der Roboter getrennt waren, und eine pauschale siebzehnprozentige Gehaltszulage – wenn sie Manuskripte von niedrigster Wortmaschinenqualität ablieferten: Stufe Hanover-Schreiber Mark I.
    Die Autoren hockten sich im Schneidersitz wieder zusammen, verschränkten die Arme, starrten einander in die bleichen Gesichter und konzentrierten sich verzweifelter denn je.
    Nichts.

7

    Ganz am Ende der Leser-Straße – weit hinter der Stel le, wo die Traumstraße zur Alptraumstraße wird, ist der Raketen-Verlag zu Hause.
    Kaum fünf Minuten nach ihrem Entschluß, hier Hil fe und Aufklärung zu suchen, trugen Gaspard de la Nuit und Zane Gort ihre Tragbahre mit der schlanken rosa Last eine stehengebliebene Rolltreppe hinauf, die zu den Räumen der Geschäftsleitung führte. Gaspard ging voran, während Zane das Schlußlicht bildete und die anstrengende Aufgabe zu bewältigen hatte, sein Ende der Bahre hoch über den Kopf zu heben, damit Miß Rosa in der Horizontalen blieb.
    »Da habe ich dir ja was Schönes geraten«, sagte Gaspard. »Hier ist auch kein Strom. Nach dem Durcheinander unten im Erdgeschoß zu urteilen, sind die Autoren bis hierher gekommen.«
    »Weiter, Partner«, erwiderte Zane zuversichtlich. »Wie ich mich erinnere, ist der obere Teil des Gebäudes an einen anderen Stromkreis angeschlossen.«
    Gaspard machte vor einer einfachen Tür halt, auf der untereinander die Namen »FLAXMAN« und »CULLINGHAM« standen. Er hob das Knie und drückte in Hüfthöhe auf einen Knopf. Als nichts geschah, versetzte er der Tür einen heftigen Tritt. Sie schwang auf und gab den Blick frei auf ein Büro, das mit luxuriöser Einfachheit ausgestattet war. Hinter einem Doppeltisch – zwei zusammengeschobene Halb monde, ein seltsamer Effekt – saßen ein kleiner dunk ler Mann mit breitem energischem Grinsen und ein großer blonder Mann, der nur müde lächelte. Sie schienen ein angenehm-ruhiges Gespräch geführt zu haben – was Gaspard angesichts der eben erlittenen schwerwiegenden Schäden doch seltsam anmutete. Die beiden sahen sich nicht ohne Überraschung um – der kleine dunkle Mann fuhr ein wenig zusammen –, doch Verärgerung zeigten sie nicht.
    Gaspard trat wortlos ein. Auf ein Zeichen des Roboters stellten sie die Bahre vorsichtig ab.
    »Wirst du jetzt allein mit ihr fertig, Zane?« fragte Gaspard.
    Der Roboter, der mit seiner Greiferspitze bereits ei ne Steckdose erkundete, nickte. »Endlich Elektrizität«, sagte er. »Mehr brauche ich nicht.«
    Gaspard näherte sich dem Doppeltisch. Auf diesen Metern vermittelten ihm seine Sinne ein gespenstisches Encore der beiden letzten Stunden – die brüllenden Autoren, Heloises Hohnworte, Homers Kanonenschläge, der Faustschlag des großen Tölpels – vor allen Dingen der Gestank nach verbrannten und zersprengten Büchern und Wortmaschinen. Das sich aus diesen Eindrücken ergebende unbekannte Gefühl – Wut – erschien Gaspard wie ein Treibstoff, den er sein ganzes Leben entbehrt hatte. Er stützte beide Hände breit auf den grotesken Tisch.
    »Also?« fragte er unfreundlich.
    »Also was, Gaspard?« fragte der kleine dunkle Mann geistesabwesend. Er malte auf einem silbergrauen Blatt Papier herum, versah es mit ausgeschwärzten Ovalen, die zum Teil mit Kringeln und Schleifchen verziert waren wie Ostereier.
    »Ich meine, wo waren Sie, als Ihre Wortmaschinen zerstört wurden?« Gaspard schlug mit der Faust auf den Tisch. Der kleine Schwarze fuhr erneut zusammen. Gaspard fuhr fort: »Hören Sie, Mr. Flaxman, Sie und Mr. Cullingham –« mit einem Kopfnicken deutete er auf den großen blonden Mann – »stellen den Raketen-Verlag dar. Für mich ist das mehr als nur ein Besitzverhältnis, auch mehr als nur ein Meistern der Probleme – es bedeutet Verantwortung, Loyalität. Warum waren Sie nicht da unten und haben für Ihre Maschi nen gekämpft? Warum haben Sie das mir und einem einzigen treuen Roboter

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