Die Propeller-Insel
kommenden Schiffe. Die Durchgänge sind indeß breit genug, so daß der Commodore Simcoë sich mit seinem schwimmenden Bauwerk getrost hineinwagen kann, abgesehen noch von denen, die Frascolin bezeichnet hatte. Unter diesen Inseln sind außer den beiden westlich gelegnen Levu, Ono Ngaloa und Kandabu die bedeutendsten.
Zwischen den aus dem Meeresgrund aufsteigenden Gipfeln breitet sich ein ganzes Meer, das Meer von Koro aus, und wenn der Archipel, den schon Cook zu Gesicht bekam und der von Bligh 1789 und von Wilson 1792 besucht wurde, so genau bekannt ist, so verdankt man das den denkwürdigen Reisen Dumont d’Urville’s 1828 und 1833, denen des Amerikaners Wilkes 1839, des Engländers Erskine 1853 und endlich der Expedition des »Herald«, Kapitän Durham, von der britischen Marine, nach deren Angaben man so verläßliche Karten desselben, die den Hydrographen alle Ehre machen, zu entwerfen vermochte.
Der Commodore Simcoë hat also gar keine Ursache, zu zögern. Von Südosten kommend, läuft man in die Straße von Vulanga ein und läßt dabei die gleichnamige Insel – eine Art Schiffszwieback, der auf einem Korallenplateau liegt – zur Linken. Am nächsten Tage fährt Standard-Island auf das innere Meer ein, das von festen unterseeischen Bergketten gegen den Wogenschwall des Oceans geschützt ist.
Natürlich ist noch nicht alle Furcht wegen der unter dem Schutze der britischen Flagge eingeführten Raubthiere verschwunden. Die Milliardeser halten noch immer die Augen offen. Durch die Gehölze werden auch jetzt noch dann und wann Treibjagden unternommen, doch ohne daß eine Spur von Raubthieren zu entdecken ist. Ebenso schweigt jedes Heulen und Brüllen. In der ersten Zeit weigern sich einzelne Furchtsame allerdings, nach dem Parke oder in die Felder hinauszugehen. Konnte man nicht befürchten, daß der Dampfer auch eine Ladung Schlangen – wie auf Martinique – eingeschmuggelt hatte, die sich doch noch irgendwo verbargen? Auf den Fang eines solchen Reptils war deshalb eine Prämie ausgesetzt worden. Man will jede Schlange mit Gold aufwiegen und so und so viel für jeden Centimeter der Länge geben, und wenn eine solche so groß wie eine Boa Constrictor wäre, würde das schon ein hübsches Sümmchen ausmachen. Da aber alle Nachsuchungen fruchtlos bleiben, kann man sich wohl beruhigen. Standard-Island hat seine ganze frühere Sicherheit wiedergewonnen. Die Urheber dieses Bubenstückes sind dabei nur um ihre Raubthiere gekommen.
Die wichtigste Folge der Sache ist jedenfalls die, daß dadurch eine vollständige Aussöhnung zwischen beiden Stadthälften stattgefunden hat. Seit dem Vorfall zwischen Walter und Coverley und dem zwischen diesem und Tankerdon besuchen sich gegenseitig die Familien von Steuerbord und Backbord, laden sich gegenseitig ein, und jetzt jagt eine Gesellschaft, eine Festlichkeit die andre. Jeden Abend findet bei den ersten Notabeln Ball und Concert statt, vorzüglich in dem Hôtel der Neunzehnten und dem der Fünfzehnten Avenue. Das Concert-Quartett kann kaum allen Anforderungen entsprechen. Uebrigens vermindert sich der Enthusiasmus für dessen Leistungen nicht, sondern scheint mehr und mehr zuzunehmen.
Endlich verbreitet sich eines Morgens, während Standard-Island mit seinen mächtigen Schrauben das ruhige Meer von Koro aufwühlt, die Nachricht, daß Jem Tankerdon sich officiell nach dem Hôtel Nat Coverley’s begeben habe, um für seinen Sohn Walter Tankerdon um die Hand der Tochter des früheren Rivalen, der Miß Dy Coverley, anzuhalten, und daß Nat Coverley die Hand seiner Tochter, der Miß Dy Coverley, dem Walter Tankerdon, dem Sohne Jem Tankerdon’s, zugesagt habe. Die Mitgistsangelegenheit hat keine Schwierigkeit bereitet. Die beiden jungen Leute sollen jedes mit zweihundert Millionen ausgestattet werden.
»Da werden sie zur Noth immer etwas zu leben haben… selbst in Europa!« bemerkt Pinchinat sehr richtig.
Jetzt regnet es Glückwünsche von allen Seiten. Der Gouverneur Cyrus Bikerstaff sacht seine innerlichste Befriedigung gar nicht zu verhehlen. Durch diese Heirat verschwinden alle Ursachen zu Rivalitäten, die für die Zukunft Standard-Islands so gefährlich zu werden drohten. Der König und die Königin von Malecarlien sind die ersten, die dem Brautpaare ihre besten Wünsche zu erkennen geben. Die Briefkästen der beiden Hôtels ersticken durch Karten, die in oder auf Aluminium gedruckt sind. Die Journale verzeichnen einmal über das andre die in Aussicht stehenden
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