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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eine unterseeische Gebirgskette, die man von Westnordwest nach Ostsüdost neunhundert Meilen weit verfolgen könnte, wenn sich die viertausend Meter tiefen Abgründe, die sie von andern oceanischen Ländern trennen, einmal entleerten. Von dieser Kette ragen nur acht Gipfel empor: Nühau, Kaouaï, Oahu, Molokaï, Lanaï, Mauï, Kaluhani und Hawaï. Diese acht ungleich großen Inseln bilden den Hawaïchen Archipel oder die Gruppe der Sandwich-Inseln, und reichen über die Grenzen der Tropen nur mit dem Felsen-und Klippengewirre hinaus, das sich nach Westen hin fortsetzt.
    Während sie Sebastian Zorn brummen und sich in einen Winkel zurückziehen lassen, da er gegen alle Naturmerkwürdigkeiten gleichgiltig ist, unterhalten sich Pinchinat, Yvernes und Frascolin über die Reise, wie folgt:
    »Wahrhaftig, sagte der eine, ich bin nicht böse darüber, die Sandwich-Inseln einmal zu besuchen. Da wir nun einmal über den Großen Ocean fahren, halt’ ich es wenigstens für richtig, davon möglichst viel Erinnerungen mit heimzunehmen.
    – Und ich füge hinzu, meinte ein andrer, daß wir dadurch einmal die Pawnies, Sioux und die übrigen gar zu civilisierten Indianer des Farwest los werden, und es mißfällt mir gar nicht, einmal mit leibhaftigen Wilden – mit Menschenfressern zusammenzutreffen.
    – Die Hawaïner sind das also noch immer? fragte der dritte.
    – Wir wollen es hoffen, antwortet Pinchinat ernsthaft. Ihre Großväter waren es, die den Capitän Cook verzehrten, und wenn die Großväter einen so berühmten Seefahrer gekostet haben, ist wohl anzunehmen, daß die Enkel an Menschenfleisch auch noch Geschmack finden.«
    Man wird zugeben, der Bratschist sprach sehr unrespectierlich von dem berühmten englischen Seemanne, der diesen Archipel 1778 entdeckte.
    Aus diesem Gespräche geht hervor, daß unsre Künstler durch die Zufälle bei ihrer Fahrt mit mehr waschechten Eingebornen zusammenzutreffen hofften, als mit den Exemplaren, die im Jardin d’Acclimatisation zur Schau gestellt werden, und diese jedenfalls in ihrer Heimat sehen zu können erwarteten. Sie empfinden daher eine gewisse Ungeduld, dort anzukommen, und warten jeden Tag darauf, daß die Wachposten auf dem Observatorium die ersten Höhen der Hawaïschen Inseln melden.
    Das geschieht am Morgen des 6. Juli. Sofort verbreitet sich diese Nachricht und die Anzeigetafel des Casinos zeigt die telautographische Inschrift:
    »Standard-Island in Sicht der Sandwich-Inseln«
    Freilich ist man noch fünfzig (See-) Meilen entfernt, doch die höchsten Bergspitzen der Gruppe, die der Insel Hawaï, welche über viertausendzweihundert Meter emporsteigen, sind bei klarem Wetter schon aus dieser Entfernung sichtbar.
    Von Nordosten kommend, steuert der Commodore Ethel Simcoë auf Oahu mit der Hauptstadt Honolulu zu, die gleichzeitig die Hauptstadt des ganzen Archipels ist. Diese Insel ist die dritte der geographischen Breite nach; Nühau, ein großes Viehgehege, und Kaouaï liegen nordwestlich davon. Oahu ist nicht die größte der Sandwich-Inseln, da sie nur sechzehnhundertachtzig Quadratkilometer mißt, während Hawaï sich fast über siebzehntausend ausdehnt. Die Gesammtoberfläche der übrigen Inseln beträgt nur dreitausendachthundert Quadratkilometer.
    Natürlich haben die Pariser Künstler seit dem Tage der Abfahrt angenehme Verbindungen mit den obern Beamten von Standard-Island angeknüpft. Alle, der Gouverneur, der Commodore Simcoë, der Oberst Stewart, wie die Oberingenieure Watson und Somwah haben sich beeilt, ihnen theilnahmsvoll entgegenzukommen. Bei ihren häufigen Besuchen des Observatoriums verweilen sie oft stundenlang auf dessen Plattform. Da erscheint es nicht auffällig, daß Yvernes und Pinchinat, die wißbegierigsten der Truppe, sich auch am heutigen Tage daselbst eingefunden hatten, und gegen zehn Uhr vormittags beförderte sie der Aufzug nach »dem Top des Mastbaums«, wie der Bratschist sich ausdrückte.
    Der Commodore Ethel Simcoë befand sich schon oben, und indem er den beiden Freunden sein Fernrohr lieh, machte er sie auf einen Punkt am südwestlichen Horizonte zwischen den niedrigen Dünsten am Himmel aufmerksam.
    »Das ist der Mauna Loa von Hawaï, sagt er, oder es ist der Mauna Kea, beide sehr schöne Vulcane, die die Insel 1852 und 1855 mit einem siebenhundert Quadratkilometer großen Lavastrome bedeckten und deren Krater 1880 noch siebenhundert Millionen Cubikmeter Eruptivstoffe auswarfen.
    – Herrlich! antwortet Yvernes. Glauben Sie,

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