Die Propeller-Insel
Zähne einsetzen ließ.
– Ach, diese traurige Civilisation! jammerte die erste Violine. Die frühern Kanaken brauchten kein künstliches Gebiß, wenn sie ihre Kriegsgefangnen schmunzelnd verzehrten!«
Der freundliche Leser verzeihe unserm Phantasten diese Anschauung der Dinge. Es hat in Honolulu ja einen König gegeben, oder wenigstens eine Königin, Liliuokalani, die jetzt entthront ist und die gegenüber einer Thronprätendentin, der Prinzessin Kaiulani, für die Rechte ihres Sohnes, des Prinzen Adey, entschlossen eintrat.
Kurz, lange Zeit herrschte in dem Archipel eine revolutionäre Bewegung, anz wie in manchen Staaten Amerikas und Europas, denen er also auch in dieser Beziehung ähnelt. An eine wirksame Intervention der hawaiischen Armee und an eine Zeit toller Pronunciamentos war deshalb nicht wohl zu denken, denn diese »Armee« bestand nur aus zweihundertfünfzig Conscribierten nebst ebenso vielen Freiwilligen, und fünfhundert Mann richten nicht viel aus, wenigstens nicht inmitten des Großen Oceans.
Dagegen waren die Engländer da, die die Vorgänge überwachten. Die Prinzessin Kaiulani erfreute sich, wie es scheint, der Sympathie Großbritanniens. Andrerseits zeigte sich Japan bereit, die Schutzherrschaft über die Inseln zu übernehmen, und es hatte auch Parteigänger unter den Kulis, die auf den Pflanzungen in großer Anzahl beschäftigt sind…
Nun und die Amerikaner? wird man fragen. Eine solche Frage bezüglich einer damals ganz nahe liegenden Intervention richtete Frascolin auch an Calistus Munbar.
»Die Amerikaner? antwortet der Oberintendant. O, sie gelüstet nach keinem Protectorate. Wenn sie auf den Sandwich-Inseln für ihre Dampfer der Pacificlinien eine Flottenstation haben, so werden sie nicht mehr verlangen.«
Dennoch hatte der König Kamehameha 1875 bei Gelegenheit eines Besuches des Präsidenten Grant in Washington den Archipel unter den Schutz der Vereinigten Staaten gestellt. Als Cleveland siebzehn Jahre später aber den Entschluß faßte, die Königin Liliuokalani wieder einzusetzen, nachdem auf den Sandwich-Inseln ein republikanisches Regiment unter der Präsidentschaft Sanford Dole’s eingeführt war, da regnete es aus beiden Ländern die heftigsten Proteste.
Nichts vermag eben zu ändern, was im Schicksalsbuche der Völker einmal geschrieben steht, ob diese Völker nun alten oder neuen Ursprungs sind, und der Hawaïsche Archipel bildet deshalb seit dem 4. Juli 1894 eine Republik unter der Präsidentschaft Doles und seiner Nachfolger.
Der Aufenthalt Standard-Islands hier ist auf zehn Tage bemessen. Viele seiner Bewohner benutzen das, um Honolulu und dessen Umgebungen zu besuchen. Die Familien Coverley und Tankerdon, die ersten Notabeln von Milliard-City, begeben sich alle Tage im Boote nach dessen Hafen. Andrerseits kennt, obwohl die Schraubeninsel schon vorher einmal hier lag die Bewundrung der Einwohner von Hawaï keine Grenzen und sie stürmen in hellen Haufen herbei, dieses Wunderwerk zu besichtigen. Cyrus Bikerstaff’s Polizei, die bezüglich der Zulassung Fremder immer streng ist, hält darauf, daß die Gäste zur festgesetzten Stunde wieder heimkehren. Bei derartigem Sicherheitsdienste dürfte es jedem Unberufnen schwer fallen, ohne besondre, nicht leicht erhältliche Genehmigung auf dem Juwel des Stillen Oceans länger zu verweilen. Uebrigens herrschen auf beiden Seiten gute Beziehungen, obwohl man jeden officiellen Empfang zwischen den Inseln vermeidet.
Das Quartett unternimmt einige recht interessante Ausflüge. Die Eingebornen gefallen unsern Parisern. Ihr Typus ist deutlich ausgesprochen, ihr Teint bräunlich, ihr Gesichtsausdruck gleichzeitig sanft und etwas stolz, und obgleich die Leute jetzt in einer Republik leben, sehnen sie sich doch vielleicht nach ihrer ehemaligen wilden Unabhängigkeit zurück.
»Die Luft unsres Landes ist frei,« lautet ein dortiges Sprichwort; sie selbst sind es nicht mehr.
Nach der Unterwerfung des Archipels durch Kamehameha und während der 1837 errichteten constitutionellen Monarchie wurde jede zugehörige Insel durch einen besondern Gouverneur regiert. Jetzt, unter der Republik, sind die Inseln noch in Haupt-und Nebenbezirke eingetheilt.
»Ei, ruft Pinchinat, da fehlen ja nur noch die Präfecten, Unterpräfecten und die Präfecturbeisitzer nebst der Constitution des Jahres VIII!
– Mich verlangt es, von hier wegzukommen!« knurrt Sebastian Zorn.
Das wäre unrecht gewesen, ohne vorher die landschaftliche Schönheit Oahus
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