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Die Prophetin vom Rhein

Titel: Die Prophetin vom Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Ihr gehört? Wickelt sie in ein dünnes Tuch und übergebt sie Schwester Benigna! Sie soll ein halbes in heißem Wein auflösen und der Gebärenden schluckweise davon zu trinken geben. Das müsste die Geburt zügig vorantreiben. Aber sagt ihr unbedingt, dass sie aufpassen
muss! Nur ein wenig zu viel - und man bringt die Schwangere um, anstatt sie beim Kreißen zu unterstützen.«
    »Ist das alles?«
    »Noch nicht ganz. Den Blutstein, den ich um meinen Schenkel gebunden habe - nehmt den auch mit! Ich komme schon ohne ihn zurecht.«
    »Bist du sicher?« Die Nonne zögerte, dann schob sie das Hemd nach oben und löste mit spitzen Fingern das Lederband von der verschwitzten Haut.
    Eva stieß einen markerschütternden Schrei aus. Josch stürmte mit wildem Blick in die Stube.
    »Genug, Schwester, genug!«, rief er. »Ich schaue nicht länger tatenlos zu. Was immer es auch sein mag, das Ihr von Eva begehrt - geht bitte! Jetzt ist erst einmal mein Weib an der Reihe.«

    Das Kind war so klein, dass es ohne Schwierigkeit in eine kräftige Männerhand gepasst hätte, ein Häuflein Mensch, vollständig ausgebildet - aber leblos. Theresa hatte kaum noch zu atmen gewagt, als sie davorstand, dann jedoch hatte sie das Tuch beiseitegeschoben, mit dem Schwester Benigna es bedeckt hatte.
    »Ein Junge«, sagte sie und biss sich auf die Lippen, um die Tränen zurückzuhalten. »Ein kleiner, makelloser Bub. Seht doch nur, er hat schon Wimpern! Und winzige Nägel! Aber was ist das seltsame Weiße auf seiner Haut?«
    »Die Wehmütter nennen es Käseschmiere. So hast du auch einmal ausgesehen. Jedes Kind wird so geboren.«
    »Warum ist die Wehmutter nicht gekommen?«, fragte Theresa weiter. »Sie hätte ihm doch helfen müssen!«
    »Weil Eva gerade selber in den Wehen liegt. Und auch
wenn sie rechtzeitig hier gewesen wäre, gegen die teuflische Macht des Sündenbaumes hätte auch sie keine Macht. Er hat dem Kind den Tod gebracht. Da konnte keiner mehr helfen.«
    Theresa beugte sich tiefer über das Kind. »Wie schön er ist!«, sagte sie mit einem traurigen Lächeln. »Und er sieht mir sogar ein bisschen ähnlich, findet Ihr nicht? Wann werdet Ihr ihn taufen lassen? Wir müssen noch einen Namen für ihn aussuchen.«
    Benigna bedeckte den kleinen Leichnam erneut mit dem weißen Leintuch.
    »Taufen? Wie denkst du dir das?«, fragte sie seufzend. »Ein Kind der Sünde. Geatmet hat es auch nicht. Da ist eine christliche Taufe leider ganz und gar unmöglich.«
    »Ihr wollt ihn ungetauft begraben lassen? Aber das dürft Ihr nicht! Denn dann wäre ja die Erbsünde nicht von ihm genommen, und er käme geradewegs in die Hölle«, rief Theresa. »Der Kleine kann doch nichts dafür, er am allerwenigsten! Und einen Namen braucht er auch. Wie soll der liebe Gott ihn sonst zu sich rufen?«
    »Benigna?« Das war die gebieterische Stimme der Magistra, die alle sofort verstummen ließ. »Bring das Mädchen ins Äbtissinnenhaus! Und dann komm zu mir! Die Reichsgräfin fiebert stark. Wir müssen uns um sie kümmern.«
    »Was soll ich denn in Eurem Haus?«, protestierte Theresa. »Hier ist doch mein Platz, bei Mutter und diesem kleinen Bruder!«
    »Dem kann niemand mehr helfen, Kind.« Benigna legte ihr mitfühlend einen Arm um die Schulter. »Gero dagegen braucht sehr wohl deine Unterstützung. Was meinst du, wie bang dem zumute sein wird? Außerdem muss deine Mutter ruhen. Also, sei ein großes, kluges Mädchen und geh mit mir!«

    Widerstrebend ließ Theresa sich hinausführen.
    Ada, mittlerweile bequemer auf Kissen und Decken gebettet, aber noch immer auf dem Boden liegend, weil die Schwestern beim Einsetzen der Wehen nicht gewagt hatten, sie nach drüben in den Krankenbau zu schaffen, schien trotz ihres Fieberwahns jedes Wort mitbekommen zu haben. Kaum hatte sich die Tür hinter Theresa geschlossen, packte sie die Hand der Magistra und zog sie nach unten.
    »Schickt die anderen hinaus!«, flüsterte sie, als Hildegard notgedrungen bei ihr kauerte. »Ich möchte die Beichte ablegen.«
    »Ich bin kein Priester.« Hildegard wollte ihr die Hand entziehen, doch Adas Griff war zwingend. »Ihr braucht dringend neue Medizin. Euer Fieber macht uns große Sorgen.«
    »Soll es mich doch verbrennen, was schert mich das noch? Ihr habt sofort Bescheid gewusst, habt mich verdammt und weggeschickt.«
    Die Magistra rang um Fassung. »Hätte ich gewusst, wie verzweifelt Ihr seid …«
    »Nichts anderes habe ich verdient. Ich bin eine große Sünderin - Ihr aber seid die

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