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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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verstummt. Ein anderer Lärm hatte es übertönt, ein Lärm, den sie nicht einzuordnen vermochte.
    Sie sah auf, und in ihrem Kopf wurde es ein wenig klarer. Die Fensteröffnungen, die den Raum so angenehm machten, waren verrammelt. Komisch. Nachdem sie die Tür zum Garten geöffnet hatte, rieb sie ihre Augen und versuchte, das, was sie sah, mit dem in Einklang zu bringen, was sie zu sehen glaubte.
    Bevor sie das geschafft hatte, strich ein kaltes, schleimiges Etwas an ihrem nackten Bein vorbei, dann noch eines. Chloe quietschte auf, lief zu ihrer Liege und trat dabei auf etwas Weiches, Feuchtes.
    Ihre Schreie riefen Meneptah herbei, der das Zimmer mit Licht überflutete. Chloes Blick klärte sich, und sie erkannte, daß der Boden voller Amphibien war. Für Meneptah machten sie den Weg frei.
    »Herrin«, sagte er, »nimm meinen Arm, dann führe ich dich hinaus.«
    Chloe stand auf ihrer Liege und trat die Frösche hinunter, die es wagten, zu ihr heraufzuspringen. Ekelhaft! Meneptah bot ihr seine Hand an, und vorsichtig ließ sie sich hinab. Behutsam bahnten sie sich einen Weg zur Tür, und Chloe stellte fest, daß die Frösche nicht in Meneptahs Nähe kamen, aber sich dafür um so lieber auf sie stürzten. Es mußten Hunderte sein!
    Sie blickte zur offenen Tür zum Garten und sah noch mehr Frösche hereinhüpfen. Chloe und Meneptah gesellten sich im froschverstopften Gang zu Ehuru und suchten sich langsam einen Weg zu Cheftus froschfreien Gemächern. Sie versuchte, nicht mit nackten Füßen auf die Tiere zu treten, aber die waren einfach überall. Das matschige Gefühl zerquetschter Amphibien ließ sie jedesmal aufschreien. Chloe schrieb ihre Reaktion dem Schock zu. Jedenfalls versuchte sie sich das einzureden. In Wahrheit war es die Größe der Frösche, die sie verunsicherte, verbunden mit den trotzigen Augen der Tiere, die Chloe scheinbar provozieren wollten, auf sie zu treten. Sie fühlte sich momentan nicht in der Verfassung dazu, jemanden niederzustarren, am allerwenigsten einen Frosch. So biß sie die Zähne zusammen, klammerte sich an Meneptah fest und ging auf Zehenspitzen.
    Sie kamen an Cheftus Tür, vor der sich Meneptah breitbeinig aufbaute, so daß er sie mit seinem Leib blockierte. Die Frösche sprangen nicht an ihm vorbei. Chloe duckte sich unter seinem Arm hindurch und schlüpfte ins Zimmer.
    Kein Frosch zu sehen. Meneptah schloß die Tür hinter ihnen.
    Sie sah sich in Cheftus Gemächern um. »Wo ist der edle Herr Cheftu?«
    »Er ist mit den Apiru und dem Prinzen im Audienzsaal«, antwortete Ehuru. »Thutmosis bittet die Apiru soeben, bei ihrem Gott ein Wort einzulegen und die Frösche wegzunehmen. Mein Herr«, fuhr er fort, »behauptet, daß dieser Gott sie auf Bitte des Prinzen wegnehmen wird.«
    Chloe nickte.
    »Und nun, Herrin«, sagte er, »ruhe dich bitte im Zimmer nebenan aus, ich werde dich wecken, sobald er zurückgekehrt ist.«
    Chloe gähnte und folgte ihm ins Nebenzimmer. Nachdem sie tagelang nur gelegen war, hatte sie der Spießrutenlauf durch die Frösche erschöpft. Sie war so müde, daß sich sogar die hölzerne Kopfstütze gemütlich anfühlte.
    Cheftu betrat die kleine, von Fackeln erhellte Kammer. Die Wände waren mit der traditionellen Darstellung Pharaos beim Niederschlagen der Feinde bemalt, wobei Thut allerdings Hat-schepsut, ewig möge sie leben!, durch seinen toten Vater er-setzt hatte. Eine kleine, aber vielsagende Abweichung, dachte Cheftu. Er verbeugte sich knapp vor den anderen Adligen, die sich im Raum versammelt hatten. Nachdem er einen Becher mit Dattelwein von einer mit Perlenschnur bekleideten Dienerin entgegengenommen hatte, die sich mit gesenkten Augen durch die versammelten Männer bewegte, gesellte er sich zu den übrigen, die alle auf Thutmosis warteten. Die sieben Tage der Froschplage waren grauenvoll gewesen. Zum Glück war niemand an irgendwelchen Giften gestorben, die manche Frösche besaßen. Die Plage war einfach nur lästig gewesen.
    Noch nie in seinem Leben waren so viele Frösche aus dem Nil gestiegen, obwohl es durchaus vorgekommen war, daß sie sich ungehemmt vermehrten und dann kleinere Gebiete überrannten. Aber das geschah nur selten und war somit nicht von Bedeutung. Diese Frösche waren jedoch größer und aggressiver gewesen als alle, an die er sich erinnern konnte: eine mutwillige Verhöhnung Henhekets, der ägyptischen Göttin der Schöpfung und Fortpflanzung, die oft als Frosch dargestellt wurde.
    Sie erhoben sich, als Thut in den Raum trat,

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