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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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die Sandsteinwände hatte man Säulen gemeißelt, halbrunde Versionen der Hathor-köpfigen Säulen in Hatschepsuts Totentempel in Deir El-Bahri, dem »Glanzreichsten« Die gleiche elegant ansteigende Rampe wie dort wies auf Senmut als Architekten hin.
    Überall war Gold, Lösegeld für einen Pharao. Es sah fast so aus als hätte jemand ihren gesamten Besitz hier abgeladen: vergoldete Stühle und kleine Tische, überhäuft mit bemalten und goldbeschlagenen Truhen, in denen die Kleider lagen, die Hat seit ihrer Geburt getragen hatte.
    Sie drangen weiter durch den Gang vor, bis sie vor einem gigantischen Wandgemälde anhielten, das bereits vollendet und in seiner sehnsüchtigen Stimmung unglaublich schön war. Ein Mann und eine Frau standen in ihrem Garten, er hatte den Arm um ihre Taille gelegt und hielt eine Lotosblüte an ihre Nase. Sie blickten auf herumtollende, mit Gänsen und Affen spielende Kinder, deren Jugendlocken im leichten Wind flogen. Eine riesige Sykomore verzweigte sich schützend und umarmend über den gesamten Garten, von den fliegenden Enten bis zu den akkurat wiedergegebenen Fischen im Teich. Dieses Bild sprach aus dem Herzen eines Mannes, dem alles vergönnt gewesen war - nur kein Familienleben mit der Frau seines Herzens. Hat trug ein gefälteltes, halbdurchsichtiges Leinenkleid; allein der Ankh in ihren langen Fingern und der GeierKopfschmuck über ihrem fein geflochtenen schwarzen Haar ließen ihren Rang erkennen.
    Sich selbst hatte Senmut ausgesprochen bescheiden dargestellt und dabei weder das Alter um seine Augen noch die fast bäuerlichen Züge seines Gesichts und seiner Ohren verheimlicht. Er war elegant gekleidet, doch am detailliertesten war sein Juwelenschmuck dargestellt. Er trug einen langen Brustschmuck, und mit hoch erhobener Fackel konnten Chloe und Cheftu die Worte entziffern, die neben das Auge des Horus hingemalt worden waren: »Behütet meinen Bruder vor allem Bösen; errettet seine Seele an den Gestaden der Nacht; all seine Sünden hat er für mich begangen. Wägt sein Herz und befindet es für rein.«
    »Sie hat bis in alle Ewigkeit die Verantwortung für seine Vergehen übernommen«, flüsterte Cheftu. »Sie hat ihn bis in alle Ewigkeit, bis in die Nachwelt hinein geliebt.«
    »Ich wette, diese Kette liegt hier irgendwo«, flüsterte Chloe mit tränenerstickter Stimme.
    »Ja.« Cheftu zog sie an seine Brust. Dann lösten sie sich aus dem Bann, in den das Gemälde sie gezogen hatte, und folgten einer kurzen Treppe hinauf in den Vorraum der Grabkammer. Er war so gut wie leer; ein großer Teil der Wandzeichnungen war bereits skizziert, aber noch nicht ausgeführt worden. Cheftu schätzte, daß sie sich innerhalb des Felsens nun knapp über Bodenhöhe befanden. »Das ist unglaublich«, sagte er. »Ich habe immer gewußt, daß Senmut ein brillanter Architekt ist, aber das hier ist genial, einfach genial.«
    Damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Sie wandten sich von einigen noch nicht zu Ende gegrabenen Irrgängen ab und betraten die Grabkammer. Zum ersten Mal in ihrem Leben begriff Chloe den Wahnsinn des Goldes. Ihr Herz schlug schneller, ihre Augen brannten, und ein paar Minuten lang konnte sie nur daran denken, wieviel sie wohl mitnehmen könnte. Cheftu steckte die Fackeln in verschiedene Halter, dann sahen sie sich mit staunenden Augen um. In jeder Ecke standen lebensgroße Statuen. So auch die des Anubis, dessen Kragen mit unzähligen Edelsteinen besetzt war und dessen Obsidiankörper so fein gearbeitet war, daß man sogar die Sehnen in der Schulter des Schakals erkennen konnte. In den übrigen Ecken standen Amun, Hathor und Hapi - Amun aus Gold, Hathor aus Granit, Hapi aus Grünstein. Alle waren mit Juwelen behängt und in so feines Leinen gekleidet, daß es aussah wie aus Spinnweben genäht.
    Am anderen Ende des Raumes standen die goldbeschlagenen Sarkophagdeckel, die alle auf den granitenen Sarg warteten, in dem der Leichnam liegen würde, ehe er in den nächsten und übernächsten und überübernächsten Sarkophag eingeschlossen würde wie eine russische Puppe für Riesen. Daneben warteten zwölf lebensgroße Ushebti mit vergoldeten Körpern und Onyxaugen. Es gab mit Gold, Email und Elektrum überzogene Altäre. Der Frisiertisch, den Hat als Kind besessen hatte, stand etwas abseits, mit Schminktöpfchen und Puppen bestückt und flankiert von dazu passenden Stühlen.
    Dann sahen sie es, jenes Objekt, das nach seiner Entdeckung die moderne Welt wie ein Gyroskop

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