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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Aufmerksamkeit gehabt und von allem nur das Beste bekommen hatten.
    Jetzt wurde Ägypten von Idioten geführt. Kaum einer seiner Freunde oder Vertrauten war noch am Leben. Wenn er darüber nachdachte, konnte er von Glück sagen, daß er noch am Leben war. Wenn sein älterer Bruder nicht schon in der Wiege gestorben wäre, dann . dann was? Dann wäre er in derselben Position und würde eben jetzt den Thron und die Krone übernehmen, die ihm so lange schon zustanden.
    Ipuwer hatte vor einiger Zeit aufgehört zu reden, und das gesamte Kabinett sah Thut gespannt an, während es seine Reaktion auf die Bemerkungen des halbdebilen Zweitgeborenen erwartete. Thut legte sich die Hand an den Kopf. Wo bekamen sie nur neues Gold her? Ägypten lag am Boden. Er mußte es wiederbeleben und zu einem Imperium ausweiten. Ein Imperi-um schwamm im Gold doch um welches zu kriegen, mußte man erst welches haben.
    Er trat auf den Balkon und betrachtete die Schönheit Karnaks. Goldbeschlagene Türen, goldüberzogene Böden, mit Elektrum überdeckte Obelisken. Etwas davon wegzunehmen wäre Blasphemie und in diesem ohnehin schon zerrissenen Land Selbstmord. Die Rekkit würden keinen Anstoß daran nehmen, dafür aber die Priester und Adligen - und die hatten die Macht im Land und Hats Tod noch nicht akzeptiert.
    Ohne Leiche keine Tote. Er blieb also vorerst nur Prinzregent; für die nächsten fünf Überschwemmungen würde er nur in ihrem Namen handeln, erst dann würde sie für tot erklärt. Es sei denn, er trieb diesen verfluchten Magus und diese gerissene Priesterin auf! Er ballte die Fäuste. Sie wußten alles! Sie hatten irgend etwas gesehen und waren daraufhin in der Ödnis des Sinai untergetaucht.
    Er ging in sein Zimmer zurück. »Ihr seid alle entlassen«, knurrte er.
    Ipuwer hob unterwürfig die Hand. »Verspürt Seine Majestät den Wunsch, meine Gedichte zu hören?« fragte er. »Würde dich das besänftigen?«
    Thut warf einen Blick auf den Papyrus vor dem sehnigen Mann. »Was hast du denn geschrieben?«
    Ipuwer lächelte und begann zu lesen. »Das Land dreht sich wie auf einer Töpferscheibe. Die Städte sind zerstört. Oberägypten liegt darnieder. Alles Lügen hat nichts gebracht. Das Trauern nimmt kein Ende, das Heulen will nicht verstummen. Plagen suchen Ägypten heim, der Nil ist Blut. Jeder Baum wurde vom Hagel niedergestreckt. Vom Delta bis zu den Katarakten, nirgendwo ist Grün zu sehen. Die Steine, Säulen und Mauern der Städte liegen in Asche. Ägypten verweilt unter einem Mantel der Dunkelheit.«
    Thut spürte, wie ihm die Adern aus den Schultern, der Brust und dem Bauch traten, und ballte die Fäuste. »Was für ein
    Schwachsinn ist das?« brüllte er.
    Ipuwer warf einen Blick auf den tobenden Pharao, schnappte sich den Papyrus und wich hastig rückwärts zur Tür zurück.
    »Nur eine Darstellung der vergangenen Tage, Majestät«, stotterte er.
    »Zerstöre es!« bellte Thut. »Zerreiß es, verbrenn es und vergrabe die Asche!«
    Ipuwer erschauderte und verschwand.
    Thut zwang sich zur Ruhe und ließ sich in einen Sessel fallen. Er mußte in seine Töpferwerkstatt, vielleicht würde er sogar eine Tänzerin mitnehmen. Sex oder Keramik müßten seine Seele doch beruhigen und wieder erfüllen.
    Die Nacht war angebrochen. Thut fragte sich, ob er jemals wieder voller Gleichmut zusehen würde, wie die Sonne unterging. Tief in ihm regte sich flatternde Angst, daß sie möglicherweise nicht wieder aufging und er bis ans Ende seiner Tage wie ein Schakal unter dem Mond über die Erde schleichen mußte. Er schaute hinaus auf den Garten ... Hatschepsuts Garten.
    Die Männer, zweite, dritte, vierte Söhne, hatten versucht, ihm etwas von seiner Schönheit zurückzugeben, indem sie die Tümpel gereinigt und neu gefüllt hatten, indem sie neue Kletterpflanzen gezogen hatten, die genauso wachsen sollten wie die alten, indem sie die Säulengänge gefegt und die Wände neu verputzt hatten. Trotzdem atmete der Garten etwas Gespenstisches, so als ob er auf eine Herrin wartete, die nie zurückkommen würde. Thut kehrte in die Gemächer zurück - seine Gemächer als Pharao.
    Er haßte sie, haßte die exzessive Dekoration und die Tatsache, daß überall, überall Hatschepsuts Gesicht zu sehen war! Bald würde er alle Bilder abnehmen und umschmelzen lassen, wahrscheinlich in eine Verkleidung für seinen neuen Streitwagen.
    Plötzlich erdrückt von der Ummenge dessen, was er noch veranlassen mußte, um Ägypten wieder aufzurichten, ließ er den

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