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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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durchwirbeln würde. Cheftu ließ sich unvermittelt in einen der vielen Stühle sinken.
    »Sie muß es bei dem Großputz vor ihrem zornigen Vater versteckt haben«, murmelte er fassungslos.
    Chloe kniete davor nieder und las die tief eingekerbte Kartusche im Fuß der Statue: »Heil dir, Horus-im-Nest, Prinz Ramoses, Makepre, Mächtiger Stier der Ma’at, Der-uns-das-Licht-bringt, Geliebter Sohn Aa-kheber-Re Tehutimes, Thutmosis des Ersten, Pharaos, ewig möge er leben! Leben! Gesundheit! Wohlergehen!«
    Sie blickte in das Gesicht Moshes, des Prinzen von Ägypten und des Propheten Israels. Sie berührte den Goldarm mit den fein ausgemeißelten Muskeln, die schwarz umrahmten dunklen Augen, den Zierkragen aus Türkis, Lapis und Gold, der als Einzelstück auf den breiten goldenen Schultern ruhte.
    Er war lebensgroß, größer als die meisten Männer, hatte in perfekt pharaonischer Manier den linken Fuß vorgestellt und mit der Linken den Ankh des Lebens gepackt, während er in der Rechten die Feder der Wahrheit hielt. Er trug den blauen Helm eines Soldaten, aus dem stolz die Kobra und der Geier hervorragten, die den Leib der Hoffnung Ägyptens beschützen sollten.
    Der Künstler hatte sich genau an sein Modell gehalten; die Nase war schärfer als bei den meisten ägyptischen Skulpturen, das Kinn ausgeprägter, die Augen lagen tiefer.
    Da die Statue selbst aus Gold bestand, bestand der Schurz aus eingelegtem Lapislazuli, ein millimetergenau passendes, in unzähligen Winkeln versetztes Mosaik, mit dem die Illusion von Falten erweckt werden sollte. Die Schärpe war ein Streifen aus Goldleder mit bestickten und perlenbesetzten Rändern. Die Troddeln am Ende waren ungleichmäßig, doch die Namenskartusche war liebevoll gestickt. Chloe strich darüber und drehte sie, fasziniert von der Weichheit des Stoffes, um. Erschrocken quietschte sie auf. Cheftu trat an ihre Seite, und gemeinsam lasen sie mit großen Augen die mit kindlicher Hand geschriebene, hieratische Widmung auf der Innenseite: »Meinem Halbbruder Ramoses. Mögen die Götter dir gewogen sein, und bitte vergiß nicht, mein Pony zu füttern.« Und dann, fein säuberlich in richtigen Hieroglyphen: »Hatschepset, Zweite Prinzessin des Großen Hauses.«
    »Sie muß fast der Schlag getroffen haben, als sie ihm in Ava-ris begegnet ist«, flüsterte Chloe, ohne den Blick von der Statue wenden zu können.
    Cheftu führte sie weg, und gemeinsam durchschritten sie einen schmalen Gang zwischen überquellenden Schatzhaufen: Wurfstöcke, Pfeile und Bögen; mit Edelsteinen besetzte Köcher; Spielbretter mit teils lächerlichen, teils bezaubernd schönen Gesichtern auf den einzelnen Feldern; Fächer, Geißel, Wedel, Sandalen, Schminkschatullen, Truhen voller Leinen; Körbe voller Trockenfrüchte; Datteln, Rosinen, Trockenfleisch aus Geflügel; Kisten mit Bier und Wein, die der Kartusche und dem Datum nach aus Senmuts Haus stammten.
    Vor ihnen erhob sich ein immenses Bett mit eleganten Lotosblüten, die in Füße und Pfosten geschnitten waren, und so weichen Leinenbezügen, daß sie sich anfühlten wie aus Seide. Zwei Kopfstützen standen darauf, eine aus Ebenholz und mit der Kartusche Hats verziert, die andere aus schlichtem Holz und ungeschmückt, doch viel benutzt.
    Der Anblick erinnerte an Flitterwochen nach einem Flugzeugabsturz - es war alles da, nur kein Liebespaar. Die Dinge waren wunderschön, doch unbenutzt, und sprachen von unerfüllten Hoffnungen. Stundenlang wanderten sie umher, ab und zu etwas aufhebend, um die kunstvolle Machart zu bewundern und es dann wieder abzulegen. Die Leichen, für die Hat und Senmut alles so sorgsam vorbereitet hatten, waren verschwunden. Vielleicht wanderten ihre Seelen immer noch umher, doch all diese Kunstwerke hatten ihren Sinn verloren.
    Es war zuviel, zu schmerzhaft.
    Sie fing Cheftus tränenverhangenen Blick auf. »Raus?«
    Ihre Fackeln in den Händen, traten sie den Rückweg an und zwängten sich erneut durch die schmalen Durchstiege, die ihnen die Rückkehr erschwerten. Endlich standen sie in der schmucklosen, leeren Eingangshöhle, in der nun etwas mehr Geröll auf dem Boden lag und wo die ungefüllten Wasserkrüge lehnten. Sie kletterten die Leiter wieder hoch, atmeten in der sauberen Luft tief durch und waren recht überrascht, daß die
    Sonne bereits wieder hoch vom Himmel brannte.
    Cheftu trat als erster ins Freie und löschte die Fackeln im Sand dann warf er sie wieder hinunter und verschloß den Eingang. Es war heiß in der

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