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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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wieder frisierfähig geworden, und sie wußte, daß es ewig dauern würde, bis es wieder auf die alte Länge nachgewachsen war. Es kam gar nicht in Frage, daß sie wie ein Strahlungsopfer in die Neuzeit zurückkehrte. Sie hatte auch so schon genug zu erklären. Und sie würde zurückkehren.
    Basha war verstört, aber sie packte gehorsam Rasiermesser und Schere weg. Statt dessen brachte sie die geplättete weiße Tunika, die Chloe tragen sollte, und dazu einen langen, fransenbesetzten Schal. Nachdem sie die Tunika über den Kopf gestreift hatte, band Basha den Schal fest, so daß er Chloes Hüften und Schenkel verdeckte.
    Warum kann ich nicht jeden Tag so was anziehen? dachte Chloe. Es war natürlich keine Unterwäsche, aber es verhüllte den Leib genausogut. Der Schal hatte blaue und weiße Streifen, die mit silbernen Fäden durchschossen und mit winzigen Hörnern und Ankhs bestickt waren, und war wunderschön.
    Basha brachte die Schmuckschatulle, und Chloe entschied sich, nachdem sie die »andere« zu Rate gezogen hatte, für einen silbernen Reif mit Hörnern, einer Scheibe und einer Filigranfeder sowie für einen Armreifen aus Malachit und Silber. Dann band Basha ein Kopftuch aus gewebtem Silber um Chloes Kopf, dessen Falten ihr über die Schultern und bis auf den Rücken fielen. Zum Schluß setzte sie ihr den Reif auf und verbeugte sich.
    »Die Herrin ist bereit?«
    Chloe wunderte sich, daß sie keinerlei Schminke tragen sollte, doch als Basha sie in einen Kapuzenumhang hüllte, dämmerte ihr, daß das unerheblich war. Sie hörte winzige Glöckchen im Gang klingeln, dann ging die Tür auf, und sie sah eine ähnlich verhüllte Gestalt davor warten.
    Ihr fiel auf, daß die andere keine Sandalen trug und daß sich Basha, als sie sich zu ihr umdrehte, wieder zu Boden geworfen hatte. Wer ist das, daß Basha sich so benimmt? dachte Chloe, vergaß die Frage aber wieder, als man ihr in die wartende Sänfte half und die Vorhänge zugezogen wurden.
    Sobald sie drinnen saß, wurde sie von einem mächtigen süßen Duft eingenebelt und mußte durch den Mund atmen, um nicht zu würgen. Sie wurden durch endlose Straßen getragen, bis das Licht, das unter den Vorhängen hereindrang, beinahe verblaßt war.
    Als sie anhielten, mußte Chloe als erste aussteigen und wäre beinahe hingefallen, als sie merkte, daß sie auf einen anderen Menschen trat. Sie befanden sich vor der Tür zu einem kleinen Tempel, dessen halb verfallene Säulen von Efeu und Schlingpflanzen überwuchert waren - ein deutlicher Unterschied zu der vorrückenden Wüste um alle anderen Tempelbauten.
    Sie schritt durch die Säulenhalle, denn der Tempel war nach dem Grundriß von Karnak erbaut. Die Farbe an den Wänden der Gänge war längst verblichen, und aus den Abbildungen Hathors und ihrer verschiedenen Mythen waren die Edelsteine entfernt worden.
    Auf der Wand gegenüber wurde gezeigt, wie Hathor nach Nubien reiste, wo sie die Gestalt einer Wildkatze annahm und vollkommene Zerstörung brachte, bis der Gott Thot in der Verkleidung eines Pavians sie mit seinen Schmeicheleien nach Ägypten zurücklockte.
    Chloe konnte jedes Wort lesen und sah in ihrer Erinnerung das verschwommene Bild eines Schulraumes, wo sie diese Geschichte unzählige Male niedergeschrieben hatte, zur Strafe für ... wofür? Na super, dachte sie. Die nächste Frage ohne Antwort.
    Einen Weg durch den dichten Wald von Hathor-köpfigen Säulen suchend, gingen sie bis zur Rückwand des Tempels, sie traten in die Kammer der Göttin, und Chloe blickte sich um. Früher waren die Wände mit Silber überzogen gewesen, verriet ihr die »andere«, doch das meiste davon war entfernt worden, so daß nur noch hie und da ein Splitter des heiligen Metalls glänzte.
    Die Barke, in der die silberne Statue residieren sollte, war leer, doch vor der am besten erhaltenen Abbildung Hathors stand ein niedriger Tisch mit den rituellen Opfergaben an Getreide und Bier. Als Göttin der Musik, des Tanzes, des Lachens, des Trunks und der Liebe verkündete sie auch die Zukunft der Kinder, und zwar in der Gestalt sieben außergewöhnlich schöner Frauen. Jede der Dienerinnen hier war das physische Gegenstück zu einer der sieben Hathors. Und das Kind, dessen Zukunft sie weissagen würden, hieß Ägypten.
    O Camille, dachte Chloe, das würdest du mir nicht glauben!
    Sie setzten sich an die im Raum verteilten Tische, die mit Kelchen und Tellern gedeckt waren. Chloe las ihren Namen, RaEmhetepet, im Silber eingraviert, und setzte

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