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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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oben und ertastete die silberne Scheibe. Sie wollte sich nicht lösen lassen. »Du gestattest, meine Schwester«, sagte ReShera, erhob sich und zog die fünf Zentimeter große Scheibe heraus.
    Durch ein schnelles Klopfen mit ihrem langen Fingernagel klappte sie den Deckel auf und gab dann eine Prise des Pulvers darin in ihren Kelch mit warmem Blut. Heilige Scheiße! dachte Chloe. Worauf habe ich mich da eingelassen? Vom Bluttrinken oder irgendwelchen Drogen hat Camille nie etwas erzählt! ReShera reichte ihr die Phiole, und Chloe blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls eine Prise in ihr »Getränk« zu geben.
    Herit-tshatsha-ah begann drauflos zu schmausen, zog dabei das Fleisch von den Knochen und tränkte es in der Milch, ehe sie es verschlang. Chloe tat es ihr nach und gab sich alle Mühe, keinen Gedanken daran zu verschwenden, was sie da aß. Es konnte kaum schlimmer sein als Heuschrecken in Schokolade.
    Hoffte sie wenigstens.
    Schließlich waren Fleisch und Milch verspeist, und ReShera erhob ihren Kelch. Die Priesterinnen, Chloe eingeschlossen, folgten ihrem Beispiel und leerten die Becher. Chloe schluckte mühsam, das Gesicht hinter dem Kelchrand zu einer Grimasse verzerrt.
    Jede Frau setzte ihren Becher wieder ab, ohne den makabren Schnurrbart von ihrem Gesicht zu wischen. Chloe merkte, wie das Blut in ihrem Gesicht zu trocknen begann, doch auf Tischmanieren schien man hier keinen besonderen Wert zu legen.
    Die Sklavinnen räumten die Teller ab, dann trugen sie den Tisch hinaus, und gerade als Chloe beinahe zu Boden gefallen wäre, brachten sie Kissen. Sie fühlte sich merkwürdig leicht, als sie so zur Decke aufstarrte. RaAfu begann zu heulen, dann stimmten die anderen Frauen mit ein. Zu Chloes Leidwesen klangen sie in ihrem neuzeitlichen Gehör nicht unbedingt harmonisch, aber etwas in Chloe befahl ihr, den Mund zu öffnen. Mit den Wölfen muß man heulen .
    Ankhem-Nesrt stimmte ein Gebet an. Alle fielen mit ein, wenn auch nicht zur selben Zeit und ganz eindeutig nicht in derselben Tonlage. Chloe sang ebenfalls, allerdings ohne daß sie sich an die Worte erinnerte, die aus ihrem Mund kamen, oder sie auch nur verstanden hätte. Es klang so ähnlich wie daß sie in die Zukunft sehen und Ägypten beschützen sollten . aber sicher war Chloe da nicht.
    Verschwommene Erinnerungen stiegen in ihr auf. Sie sah sich selbst mit einem arabischen Mann zusammen, die Leiber wie Bänder ineinander verflochten, sich windend, auf der Suche nach Lust. Camille stand in der Tür, das Gesicht vor Entsetzen entstellt. Der Araber kam ihr irgendwie vertraut vor und zog sich wieder an. Chloe ließ sich nackt und ohne jede Scham in ihrem Bett zurücksinken, mit großen und feindseligen braunen Augen.
    Ruha-ets schrilles Jaulen riß Chloe aus ihrer Träumerei. Ger-chets Heulen hatte sich zu einem Schreien gesteigert, und als Chloe sich mühsam in halbsitzende Position hochgekämpft hatte, sah sie ReShera mit weit aufgerissenen Augen und riesigen Pupillen durch den Raum taumeln und geloben, daß sie Hathors Hand der Rache sein und die Priesterschaft reinigen würde, damit Ägypten den Wüstengott der Sklaven verjagen konnte.
    Dann kippte ReShera seitlich nach hinten weg wie ein Kreisel, der an Schwung verliert, und schlug der Länge nach auf den Boden, wo sie mitten im Wort verstummte. Auf einen Ellbogen gestützt, an dessen Existenz sie sich nur mit Mühe erinnerte, beobachtete Chloe die wirren, schlangengleichen Tänze dreier Priesterinnen - sieben, acht und zehn Uhr, wie Chloe glaubte, doch das war verflucht schwer zu sagen, wo alle die gleichen Sachen anhatten und überhaupt ...
    Sie begann, hysterisch über die drei Frauen zu lachen, die herumtapsten wie eine antike Version der drei Bären, die ineinanderliefen, gegen die Wände krachten und über ihre eigenen Füße stolperten. Sie mußte immer lauter lachen, als sie aufstand und ihnen nachtaumelte. Es war wie Autoscooter-Fähren, nur nicht so schmerzhaft, da sie nicht das geringste spürte.
    Das Fackellicht fing ebenfalls an zu tanzen, das orangefarbene Flackern verblaßte zu Weiß und verwandelte sich dann in . Gene Kelly! Was hatte er im alten Ägypten zu suchen? Er sah so jung aus!
    Sie machte schon den Mund auf, um ihn zu fragen, doch ehe er antworten konnte, hatte er sich bereits in ein riesiges schnauzbärtiges Comicwesen mit einem Stern im Bauchnabel verwandelt, den Starbelly Sneech von Dr. Seuss. Als sie die Hand ausstreckte, um den Bauch der Comicfigur zu berühren,

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