Die Prophetin
lokalen Server in Baltimore, angemeldet. Sie bieten einen besonders schnellen Zugang zum Internet.«
Havers kam herüber. Sie warteten schon ungeduldig, seit der Computer, der Catherine Alexanders Kreditkarte überwachte, sie vor ein paar Stunden durch einen Warnton darauf vorbereitet hatte, daß die Karte benutzt worden war.
»Baltimore«, sagte Havers mit einem Blick auf den Bildschirm. Zeke hatte also recht gehabt.
Als Zeke am Abend zuvor behauptete, daß die Spur von Dr. Alexander und ihrem Begleiter von Las Vegas zum Dulles-Flughafen in Washington führe, war Havers skeptisch gewesen. Warum um alles in der Welt sollte sie ausgerechnet dorthin geflogen sein? »Wie schnell können Sie Zugang zu dem System in Baltimore bekommen?« fragte er Teddy.
»Hängt ganz davon ab. Ich muß ihre IP-Adresse ausfindig machen«, erwiderte Teddy, dessen Finger bereits über die Tastatur glitten. »Einen Merker anbringen, die Such-Software laden…«
»Sehen Sie sich die Teilnehmer-Dateien an. Vielleicht hat sie die Telefonnummer angegeben, über die sie sich einwählt.«
»Ja, das würde den Job sehr viel einfacher machen… He! Sehen Sie!«
Miles blickte auf den Monitor. Galaxy BBS in Baltimore benutzte Scimitar-Software von Dianuba Technologies in der Version von 1998. »Sag ich’s doch!« Teddy stieß einen leisen Pfiff aus. Er hatte an der Entwicklung des Sicherheits-Codes für Scimitar mitgearbeitet.
Ein Blick auf die Armbanduhr verriet Havers, daß es in Washington fünf Uhr morgens war. »Hängen Sie sich dran! Wenn wir Glück haben, meldet sie sich noch einmal, bevor die Verbindung wieder getrennt wird.«
Teddy machte sich daran, das System von Galaxy BBS zu knacken. Miles ging außer Hörweite des jungen Mannes. Er zog das Telefon aus der Tasche des Morgenmantels und wählte eine Nummer. Er konnte ein zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken. Sein Plan funktionierte. Miles hatte damit gerechnet, daß es Catherine Alexander nicht schweigend hinnehmen werde, daß der Name ihrer Mutter durch den Schmutz gezogen oder ihr Freund Daniel als Fälscher bezeichnet wurde. Er setzte darauf, daß sie reagieren werde wie vor ein paar Tagen, als die negative öffentliche Meinung sie dazu getrieben hatte, über Internet Hilfe zu suchen.
Miles hatte sie mit seiner Strategie sozusagen ›gezwungen‹, sich noch einmal unüberlegt ins Netz einzuwählen. Die Mühe hatte sich gelohnt. Er hatte sich von Papazian eine Fälschung des Fragments herstellen und sie gegen das echte austauschen lassen. Miles wußte jetzt, dieses Mal war ihm das Kaninchen in die Falle gegangen.
»Tut mir leid, Mr. Havers«, rief Teddy vom anderen Ende der langen Reihe von Monitoren, »Dr. Alexander hat keine Telefonnummer in Baltimore angegeben, sondern ihre eigene Nummer in Santa Monica.
Dumm ist sie nicht…«
Ja, dumm ist sie nicht, dachte Havers und nickte. Als sich Zeke meldete, ging er in die Nähe der Tür und drehte dem jungen Mann den Rücken zu, damit Teddy nicht hörte, was er sagte: »Sie sind in der Umgebung von Baltimore. Mir ist es gleich, wie Sie den Priester und diese Frau aus dem Weg räumen. Aber beschaffen Sie mir auf jeden Fall die Schriftrollen und vergessen Sie nicht den Computer. Ich brauche das Tagebuch von Stevenson.« Erika hatte gerade anklopfen wollen, obwohl die Tür einen Spalt offenstand. Sie wußte, wie wichtig Miles seine Privatsphäre war und daß er es nicht schätzte, wenn man überraschend bei ihm in einem Zimmer auftauchte. Aber anstatt anzuklopfen, wich sie langsam von der Tür zurück. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte…
ÜBERWACHUNG GALAXY BBS IP Adresse 204.16.78.101
»»Nbosc hat sich zugeschaltet, 8.02 Uhr
»»MrySpncer hat sich zugeschaltet, 8.03 Uhr
»»robertsoo? hat sich zugeschaltet, 8.05 Uhr
»»Nbosc hat abgeschaltet, 8.07 Uhr
»»LtChab hat sich zugeschaltet, 8.07 Uhr
»»kharvey hat sich zugeschaltet, 8.10 Uhr
Miles drehte den Kopf zur Seite und blickte auf die Uhr. In Baltimore war es inzwischen acht Uhr morgens. Catherine Alexander hatte sich immer noch nicht gemeldet.
Washington, D.C.
»Wie können Leute nur so leben?« sagte Raphael, der versuchte, sich die Hände an seinem Kaffeebecher zu wärmen. »Immer auf der Flucht…«
Er und Zeke saßen in ihrem Wagen und warteten gespannt darauf, daß sich Havers meldete. Es war ein eiskalter Morgen, und sie tranken Kaffee aus Styroporbechern.
Zeke haßte es, sich eine Niederlage eingestehen zu müssen. Aber als sie
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