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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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›Bücher‹ aus Papyrus mit Ledereinbänden, die hervorragend erhalten waren. Man hatte sie in dünnes Leinen gewickelt, verschnürt und in diesen Korb gepackt. Jemand mußte viel Mühe auf sich genommen haben, damit sie nicht entdeckt wurden. Warum hatte man sie nicht einfach vernichtet?
    Warum waren sie mit so großem Aufwand begraben worden?
    Catherine nahm das erste Buch in die Hand. Sie tat es mit der Behutsamkeit und Vorsicht, die sie im Laufe der Jahre beim Umgang mit zerbrechlichen und seltenen Gegenständen gelernt hatte. Langsam schlug sie es auf.
    Die Amerikaner gaben dem Gepäckträger, der sie zu ihrem Zimmer führte, ein gutes Trinkgeld. Dann verschlossen sie die Tür und gingen daran, ihr vorübergehendes Einsatzzentrum funktionsfähig zu machen.
    Das Handwerkszeug ihres Metiers befand sich in den Reisetaschen – Nachtgläser russischer Herkunft, was-serdichte Stablampen, Klappmesser aus Edelstahl, ein Laser-Entfernungsmesser, Betäubungsgewehre mit einer Leistung bis zu 200.000 Volt und ein tragbarer GPS-Navigator, mit dem sie überall auf der Erde ihre genaue Position bestimmen konnten.
    Sie hatten auch präzise Landkarten der Küste des Golfs von Akkaba und Saudi-Arabiens mit sich, sowie LANDSAT-Photos vom südlichen Sinai, dem Suezkanal und dem Roten Meer. Die beiden Männer hatten jedoch weder Flugtickets noch Reisepässe. Sie wußten, wie man unbemerkt in fremde Länder einreiste und sie ebenso unbemerkt wieder verließ. Trommelrevolver mit neunzehn Schuß und Laservisier und Kleinka-libergewehre mit Zielfernrohr hatten sie bereits am Strand in Schulterhalftern unter den Jacken verborgen.
    Der Einsatz konnte beginnen.
    Zeke, der die Verbindung mit ihrem Auftraggeber hielt, trat auf den Balkon hinaus. Vor ihm lag das dunkle Wasser. Er warf einen prüfenden Blick hinunter zur Auffahrt. Nach dem Ende der Bauchtanzvorstellung fuhren die Gäste laut hupend und mit quietschenden Reifen davon. Zekes Augen wanderten den Strand entlang nach Norden, in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Scharm el Scheich war unter Tauchern als eine der besten Stellen der Welt bekannt, aber sie hatten am Ufer Tafeln gesehen, die in englisch, arabisch und französisch vor Haien warnten. Zeke überlegte, ob die Haie die Leiche des jungen Ägypters bereits gefunden hatten.
    Wenn der böige Wind nicht plötzlich die Waffen unter Zekes Jackett enthüllt hätte, wäre der Junge vermutlich noch am Leben gewesen. Aber so war ihnen keine andere Wahl geblieben, als ihn zu töten. Außerdem hatte es keine große Mühe gemacht. Der Junge war nicht stark und auch nicht schwer. Sie brauchten nicht viele Steine, damit die Leiche im Wasser versank. Wie lange mochte es dauern, bis man den jungen Ägypter vermißte? Aber auch das war nicht weiter wichtig. Zeke drehte sich nach seinem Partner um und sagte betont langsam: »Keine Zeugen…«
    Catherine drückte auf eine Taste ihres Diktiergerätes. »Das erste Buch«, sprach sie auf Band, »besteht aus typischen Papyrus-Seiten, die leicht überlappend aneinandergeklebt sind. Es ist wie ein Akkordeon gefaltet und nicht an einer Seite gebunden. Geöffnet hat es die Standardlänge von zwanzig Seiten. Jedes Blatt ist beschrieben. Der Text befindet sich auf den rechten, den ungeraden Seiten. An den Rändern sind horizontal verlaufende Fasern erkennbar.«
    Sie entfaltete behutsam den spröden Papyrus. Der Wind wurde zum Sturm und jagte mit einem gespenstischen Heulen über den Golf, das die Beduinen die Schreie der Verdammten nannten.
    Catherine holte eine große Lupe und rückte die Lampe näher an den Papyrus. Sie schob sich die langen Haare aus dem Gesicht und begann, die Worte des uralten Dokuments zu lesen. Plötzlich hörte sie vor dem Zelt ein Geräusch. Sie richtete sich auf und lauschte.
    »Hallo?« rief sie. »Wer ist da?«
    Sie ging zum Zelteingang, öffnete den Reißverschluß und blickte angestrengt in die stürmische Nacht.
    In den Zelten war alles still. Ihre Leute schliefen. Der Wind drehte, und sie hörte Ziegenglocken und hin und wieder das helle Meckern einer Ziege. Die Wüste war in ein seltsam übernatürliches Licht getaucht.
    Sie lauschte mit angehaltenem Atem. Dann hörte sie ein anderes Geräusch – Schritte auf dem Geröll.
    Sie griff nach der Taschenlampe, verließ das Zelt und richtete den Lichtstrahl auf den Grabungsplatz. Zuerst sah sie nur die Gräben und die Absperrungsseile, die im Wind schaukelten. Sand wurde über die Steine gefegt. Aber dann entdeckte

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