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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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darf etwas von der Sache erfahren.« Der Tiger hob die Pranke…

    Der zweite Tag

    Mittwoch, 15. Dezember 1999
    Scharm el Scheich, Golf von Akhaba

    Allmächtiger, dachte Danno, als sich der Landrover Catherines Ausgrabung näherte. Was ist denn hier los?
    Sie hatte ihm am Telefon nicht gesagt, weshalb er unbedingt kommen sollte. Samir, der ihn am Flughafen von Scharm el Scheich erwartete, hatte wenig erzählt. Als sie jetzt in dem offenen Wagen über die Ebene fuhren, stand Daniel auf und hielt sich am Rollbügel fest. Um die Ausgrabung lag ein Ring von Zelten, Wagen, Bussen, Eseln, Touristen und Arabern. Cathy hat etwas gefunden!
    Dann sah er sie, wie sie vor ihr Zelt trat und eine Hand schützend über die Augen hob. »Ich bin da!« rief er und winkte. »Danno!« Sie rannte ihm entgegen. Er sprang vom Wagen und umarmte sie.
    »Gott sei Dank, daß du da bist…«, flüsterte ihm Catherine erleichtert ins Ohr.
    Er drückte sie fest an sich. Daniel war zwar kleiner als Cathy, aber sie trug Sandalen und er Nikes mit dicken Gummisohlen. Er war glücklich, so glücklich wie in seinen Träumen, daß sie ihn brauchte.
    Als Danno sie schließlich zögernd losließ und aufmerksam betrachtete, murmelte er betroffen: »Du meine Güte, du siehst ziemlich mitgenommen aus.«
    Sie fuhr ihm lachend durch die blonden Haare. »Du wirkst auch nicht gerade taufrisch…«
    Da hatte sie bestimmt recht. Er war von oben bis unten mit Staub bedeckt, die Haare waren schweißver-klebt, und das T-Shirt mit dem Aufdruck ›Die Erfolge von Archäologen liegen in Trümmern‹ war fleckig und zerknittert. In seinen Träumen eroberte er sie nie so verschwitzt und wenig attraktiv.
    »Laß deine Sachen im Wagen! Komm schnell in mein Zelt.« Catherine nahm ihn bei der Hand. Als sie im Zelt standen, schloß sie die Zeltklappe. »Meine Leute sind wie üblich bei der Arbeit, aber wie du siehst, weiß bereits alle Welt, daß wir etwas gefunden haben.«
    »Den Mirjam-Brunnen?«
    »Etwas viel Wichtigeres.«
    »Der Zirkus da draußen läßt auf Gold schließen.« Ihre Augen leuchteten, als sie leise sagte: »Wertvoller als Gold, Danno! Wir haben Schriftrollen gefunden, und sie sind alt, mein Gott, sie sind sehr alt…« Sie schwieg beunruhigt und hielt den Atem an. Dann ging sie zur Fensterklappe und blickte hinaus.
    »Was ist los?« fragte er verwundert.
    »Ich dachte, ich hätte draußen etwas gehört.« Sie legte den Finger an die Lippen, schloß sorgfältig wieder die Klappe und ging zum Arbeitstisch, auf dem Flaschen und Gläser standen. Er wollte etwas sagen, aber sie bedeutete ihm zu schweigen. Sie füllte zwei Gläser mit Mineralwasser. Daniel sah sich im Zelt um: Schaufeln, Pickel, Kellen und Eimer, Pinsel in allen Größen, Kameras, Landkarten und Skizzen, Meßstäbe, Schnur und Pflöcke, Bücher, ein Mikroskop, Chemikalien… Wie bei Cathy üblich, lag alles kreuz und quer durcheinander. Ein andererArbeitstisch war geheimnisvoll mit einem Laken verhüllt. Dann bemerkte er den offenen Koffer auf dem Feldbett. »Willst du verreisen?«
    Sie reichte ihm das Glas und antwortete leise: »Ich bin eigentlich nicht mehr da. Ich habe nur noch auf dich gewartet.«
    »Was ist denn los?«
    »Setz dich, Danno. Du wirst nicht glauben, was ich dir jetzt zeige.«

Zeke stand auf dem Balkon seines Hotelzimmers. Er blickte auf Jas Wasser, das bereits im Schatten lag, während die Sonne gerade hinter dem Sinaigebirge verschwand. Von der Restaurant-Terrasse unter ihm drang erregtes Stimmengewirr herauf. Auch ihnen hatte man zugeflüstert, daß die Archäologen in der Nähe etwas gefunden hatten. Spekulationen und Gerüchte heizten die Stimmung an.
    Zeke machte sich keine Gedanken darüber. Er wußte bereits, daß unter ihm Wetten um die ›Ware‹ ausge-handelt wurden, die er für seinen Auftraggeber hier abholen sollte. Wenn es Konkurrenz gab, war das nur eine willkommene Gelegenheit, die eigenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
    Über den jungen Ägypter sprach bis jetzt niemand. Er war noch nicht als vermißt gemeldet worden. Zeke rechnete damit, daß es noch ein paar Tote geben würde, bis sein Auftrag erfüllt war. Es klopfte an der Zimmertür. Der Anbieter war da.
    Während Catherine die letzten Dinge in den Koffer packte, informierte sie Daniel flüsternd über die Ereignisse der sechsunddreißig Stunden, die vergangen waren, seit Hungerford sie mit der Sprengung aus dem Schlaf gerissen hatte. »Niemand weiß, daß ich den Korb geöffnet habe«, sagte

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