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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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Zollbeamten. Wenn sie den Zoll hinter sich hatte, war es geschafft.
    Der Abflug aus Ägypten hatte sich einfacher erwiesen als erwartet. Der Flughafen von Kairo glich einem Irrenhaus, da Menschen aus aller Welt in das Land strömten, um zur Jahrtausendwende zu den Pyramiden zu pilgern. Fast alle Sicherheitskräfte waren deshalb auf die Einreisenden konzentriert, die Abreisenden dagegen durften ohne größere Formalitäten das Land verlassen.
    Man hatte Catherines Gepäck wie üblich mit Röntgenstrahlen nach Waffen untersucht, aber sie mußte weder den Koffer noch die Reisetasche öffnen.
    Die Schriftrollen befanden sich jetzt in ihrem Besitz. Mit Unbehagen stellte sie fest, daß die amerikanischen Zollbeamten die Koffer der Einreisenden durchsuchten. Sie ließen allerdings nicht jedes Gepäckstück öffnen, und einige Reisende konnten unbehelligt passieren.
    Die anderen Fluggäste schoben sich ungeduldig an Catherine vorbei, denn sie wollten die mühsame Zollabfertigung nach dem langen Flug so schnell wie möglich hinter sich bringen. Catherine zögerte und ließ die Beamten nicht aus dem Auge. Sie hoffte, einen zu finden, der etwas großzügiger war als seine Kollegen, und sich in diese Schlange stellen. Seufzend warf sie einen Blick durch die großen Fensterscheiben auf den dunklen Abend. Es schneite. Der Winter auf dem Sinai konnte zwar kalt sein, aber sie hatte vergessen, was Dezember in New York bedeutete. Sie war nicht auf Schnee vorbereitet.
    Über das Stimmengewirr der zahllosen Menschen hinweg – gereizte Touristen, aufgeregte Besucher mit Weihnachtsgeschenken und weinenden Kindern – hörte sie aus den Lautsprechern die süßlichen Klänge von ›Stille Nacht…‹ Sie hatte bei all den Aufregungen der letzten Tage völlig vergessen, daß Weihnachten bevorstand.
    Catherine fühlte sich zerschlagen. Es war eine mühsame Reise gewesen: Zuerst mit einer kleinen DC-3 von Scharm el Scheich nach Kairo, von dort nach Amman, Jordanien, und schließlich der Direktflug nach New York. Sie war bestimmt vierundzwanzig Stunden unterwegs gewesen. Immerhin atmete sie auf, als sie endlich wieder auf amerikanischem Boden stand, obwohl sie erst dann am Ziel war, wenn sie den Zoll passiert hatte… Der Beamte vor ihr ließ eine vierköpfige Familie nicht nur die Koffer öffnen, die Bedauerns-werten mußten auch alle Geschenke auspacken. Nein, zu diesem Zöllner würde sie bestimmt nicht gehen.
    Wie hoch ist eigentlich die Strafe für das illegale Einführen von Grabungsfunden, fragte sie sich plötzlich besorgt. Catherine hatte die Schriftrollen gut versteckt, aber als sie sah, wie ein Beamter sogar das Futter eines Koffers auftrennte, bezweifelte sie, ihren Schatz gut genug getarnt zu haben. Ihr Herz begann zu klopfen.
    Warum waren die Beamten bei der Abfertigung des Gepäcks so gewissenhaft? Suchten sie etwas Bestimmtes? Hatte man Angst vor Terroristen? Ihr Flug kam schließlich aus dem Nahen Osten…
    Bis jetzt war alles glattgegangen. Als ihnen im Lager der Priester den Weg versperrte, hatte sie Samir zu Hilfe gerufen. Es war seine Idee gewesen, Daniel als ›schwangere Beduinin‹ zu verkleiden. Samir spielte den erzürnten ›Bruder‹. Die Familientragödie hatte tatsächlich für die notwendige Ablenkung gesorgt.
    Catherine hatte Samir jedoch nicht die Wahrheit erzählt, sondern eine Geschichte von einem eifersüchtigen Liebhaber erfunden, der sich an ihr und Daniel rächen wolle. Samir zeigte größtes Verständnis und fuhr mit Daniel anschließend nach Kairo. Sie hatten verabredet, daß Daniel dort einen anderen Flug nahm. Sie wollten unter keinen Umständen Ägypten gemeinsam verlassen, denn falls Catherine oder den Schriftrollen etwas zustoßen sollte, hatte Daniel wenigstens die Photos.
    Während Catherine auf Daniels Ankunft aus Mexiko wartete, hatte sie die Schriftrollen photographiert und die Filme an Ort und Stelle entwickelt, wie sie es bei Ausgrabungen immer tat. Daniel nahm das Photoma-terial in sein Handgepäck. Es war eine Vorsichtsmaßnahme, denn bei diesem Abenteuer mußten sie auf alles gefaßt seih.
    Um die Beamten aus Kairo zu täuschen, hatte Catherine das Jesus-Fragment zurückgelassen, und auch den Korb, den sie mit Steinen gefüllt und wieder in das Leinengewebe eingepackt hatte. Bei der Durchsuchung ihres Zelts würde man genau das finden, was alle Zeugen gesehen hatten – einen Korb und ein Papyrus-Fragment.
    Samir wollte dem hilfsbereiten Mr. Mylonas im Hotel Isis ausrichten, Catherine sei

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