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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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viel…«
    Dann war die Verbindung abgerissen. Was hatte sie ihm noch sagen wollen?
    Wie auch immer, Julius würde nicht aufgeben. Er wußte einfach, daß sie füreinander geschaffen waren. Er hatte sogar schon die Eheringe gekauft.
    Diesmal, so hatte er sich vorgenommen, würde seine Ehe besser laufen. Ganz anders als die Beziehung mit Rachel. Julius hatte Medizin studiert, weil das der Familientradition entsprach. Sein Vater war Arzt gewesen, ebenso sein Großvater und sein Urgroßvater. Nach dem Examen hatte er eine Praxis eröffnet, aber bald festgestellt, daß er nicht wirklich glücklich war. Nach einem Jahr mußte er sich eingestehen, daß ihm die Berufung fehlte und er nicht die Gabe besaß, seine Patienten zu heilen. Er sehnte sich nach dem stillen Leben eines Wissenschaftlers. Ihn hatte schon immer das Altertum interessiert, und er hatte sich bereits an der Universität mit Ägyptologie und Paläontologie beschäftigt. Die Lösung lag auf der Hand. Er nutzte sein medizinisches Wissen und machte die Paläopathologie zu seinem Spezialgebiet. Die Erforschung von Krankheiten des Altertums war eine neue Sparte. Hier gab es noch viel wissenschaftliches Neuland.
    Rachel reichte danach die Scheidung ein. Sie erklärte, bei der Eheschließung sei sie in dem Glauben gewesen, einen Arzt zu heiraten. Julius habe mit seinem Entschluß, mehrere tausend Jahre alte Skelette zu erforschen, sein Eheversprechen gebrochen Rachel war inzwischen mit einem Schönheitschirurgen verheiratet, der viermal soviel verdiente wie Julius. Alle waren glücklich. Julius traf sich mit seinen beiden heranwach-senden Kindern an den Wochenenden und in den Ferien. Hin und wieder nahm er sie sogar zu archäologischen Ausgrabungen mit. Er blickte auf die Uhr. Der Sturm ließ nicht nach. Es hatte den Anschein, als wollte der Wind die kleinen Häuser entlang der Küste davonfegen. Wenn sich die hohen Wellen am Strand brachen, spürte Julius, wie sein Haus vibrierte. Nach der Scheidung von Rachel dachte Julius, er werde nie wieder heiraten. Er zweifelte sogar daran, daß er jemals eine Frau finden werde, die seine außergewöhnlichen Interessen teilen konnte und damit einverstanden wäre, daß er ganze Nächte im Institut verbrachte oder sich längere Zeit bei Ausgrabungen im Ausland aufhielt. Dann lernte er Catherine kennen, die beruf-lich ähnliche Ziele wie er verfolgte. Diese Frau verstand sehr gut, daß man über einen Knochenfund oder beim Anblick eines versteinerten Blatts in Begeisterung geraten konnte. Außerdem war sie sehr attraktiv.
    Manchmal glaubte Julius zu träumen – wie jetzt, als er sich vorstellte, sie sei gekommen, um seinen Hei-ratsantrag doch anzunehmen.
    Nur das kann der Grund für die überraschende Heimreise sein, dachte er.
    Cathy wollte es ihm natürlich persönlich sagen, und dann konnten sie gemeinsam feiern. Der Zeitpunkt ihrer Rückkehr war gut gewählt. Auch er hatte Neuigkeiten für sie. Der Champagner lag bereits im Kühlschrank. Sie mußte nur noch kommen.
    Julius drehte dem Sturm den Rücken zu und ging ins Wohnzimmer. Ein Blick zum Kaminsims, wo die Uhr stand, machte ihn unruhig.
    Wo bleibt sie nur?
    ›Man hofft, daß der Flugverkehr am frühen Morgen wieder aufgenommen werden kann‹, hatte sie ihm am Abend zuvor gesagt.
    ›Ich bin auf der Zehn-Uhr-Maschine gebucht, das bedeutet, ich müßte um halb eins in Los Angeles eintreffen. Du mußt aber nicht zum Flughafen kommen, Julius. Es ergibt keinen Sinn, daß wir beide in diesem Sturm auf der Straße sind. Ich nehme mir einen Leihwagen und fahre direkt zu dir.‹
    Inzwischen war es beinahe drei Uhr nachmittags. Sie hätte eigentlich längst dasein müssen. Im Radio hatte man vor Schlammlawinen auf der Küstenstraße gewarnt. War die Straße blockiert? Oder wartete sie noch immer in New York auf einen Flug? Nein, dann hätte sie inzwischen bestimmt wieder angerufen…
    Er konnte seiner Aufregung kaum noch Herr werden und ging zur Haustür, um nach ihr Ausschau zu halten. Langsam fügte sich alles bestens. Es mußte ihm nur noch gelingen, Catherine zum Judentum zu bekehren. Dann war sein Glück vollkommen.
    Julius wußte, daß sie einmal eine gläubige Katholikin gewesen war. Er hatte die Hoffnung, daß sie durch ihn den Glauben an Gott wiederfinden würde. Wenn es nicht das Judentum war, dann konnte sie seinetwe-gen auch wieder Katholikin werden. Er hatte vor nicht langer Zeit selbst einen geistigen Durchbruch erlebt und wollte seine spirituellen Erfahrungen mit

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