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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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nicht so verlaufen dürfen. In der Ferne donnerte es. Sie holte tief Luft und sah, daß es bereits vier Uhr nachmittags war.
    Wie benommen ging sie in die Küche und wählte noch einmal Daniels Nummer. Diesmal meldete er sich.
    »Catherine! Gott sei Dank, daß du anrufst! Ich bin vor ein paar Minuten hier angekommen. Stell dir vor, wir sind in großen Schwierigkeiten. Kannst du so schnell wie möglich herkommen?«
    »Was ist denn los?«
    »Jemand verfolgt uns.«
    »Wie bitte?«
    »Cathy, ich bin sicher, wir sind nicht die einzigen, die etwas von dem Fund wissen.«
    »Das ist unmöglich! Wir haben die Schriftrollen unbemerkt aus dem Land geschafft, Danno!«
    »Du irrst dich. Und ich glaube zu wissen, wer hinter uns her ist. Ich komme mit den Photos zu dir…«
    »Nein, warte«, sagte sie und dachte fieberhaft nach. »Ich glaube, ich habe jemanden vor dem Zelt ge-hört…«
    » O Gott, nur das nicht…«, flüsterte sie und schloß die Augen. Julius, du hast recht… ich habe uns alle in Gefahr gebracht. »Danno, bleib in deiner Wohnung«, sagte sie. »Ich komme zu dir. Ich kann auf keinen Fall nach Hause, denn wenn uns jemand verfolgt, dann überwachen sie mein Haus. Geh nicht ans Telefon und laß keinen Menschen in die Wohnung. Ich komme, so schnell ich kann.«
    Nach einigem Suchen fand sie eine große blaue Sporttasche, die Julius vor einem Jahr zusammen mit einem Jogginganzug gekauft hatte, den er ebenfalls nie benutzte. Sie packte die Schriftrollen und die not-wendigsten Dinge in die Tasche. Catherine wollte schon aus dem Haus eilen, ging aber noch einmal in die Küche zurück und hinterließ eine Nachricht für Julius. Sie schrieb, sie sei ein paar Tage unterwegs und werde sich bald bei ihm melden. Sie schloß mit den Worten: »Ich liebe dich…« und legte das Blatt Papier gut sichtbar auf den Küchentisch. Als sie mit dem Rücken zum Regen die Haustür hinter sich zuzog, sah sie, daß Julius eine Mezuzah am verwitterten Holz des Türrahmens befestigt hatte – eine kleine Rolle mit einem Pergament, auf dem ein Text aus dem Deuteronomium, dem fünften Buch Mose, stand. Auch das war neu, wie der Gebetsschal im Wohnzimmer.
    Catherine fuhr auf der nassen Straße in Richtung Norden, und wieder überkam sie das seltsame, unerklärliche Gefühl, das sie beim Anblick der religiösen Dinge im Haus von Julius gehabt hatte. Plötzlich wußte sie, was der Grund dafür war. Ich beneide ihn.

    Santa Barbara, Kalifornien

    Catherine nahm zwei Stufen auf einmal, als sie die Treppe hinauf in den dritten Stock zu Daniels Wohnung lief. Sie hoffte inständig, daß ihm in der Zwischenzeit nichts zugestoßen war. Die Fahrt von Malibu nach Santa Barbara, die normalerweise eineinhalb Stunden dauerte, hatte an diesem stürmischen Tag beinahe vier Stunden in Anspruch genommen. ›Wir sind in großen Schwierigkeiten‹ hatte Daniel gesagt. Jemand ist hinter uns her.‹
    Wer kann das sein? dachte Catherine und klingelte. Die ägyptischen Behörden? Hungerford?
    Sie hatte auf der zermürbenden Fahrt nichts anderes getan, als über alle möglichen Verdächtigen nachzudenken. Im Hotel Isis hatte sie noch vor zwei Tagen in jedem der Gäste einen Spion gesehen. War ihr Verdacht doch nicht unbegründet gewesen? Am Guckloch erschien ein Auge, dann wurde die Wohnungstür geöffnet. »Cathy! Gott sei Dank! Komm schnell herein.« Bevor Daniel die Tür hinter ihr schloß, warf er noch einen Blick ins Treppenhaus und vergewisserte sich, daß ihr niemand gefolgt war.
    »Wer ist hinter uns her?« fragte sie, zog den Regenmantel aus und nahm die Plastikhaube vom Kopf. »Woher weißt du überhaupt, daß wir verfolgt werden?«
    »Einen Moment.« Er ging zum Fenster, schob den Vorhang etwas zur Seite und blickte auf die Straße. »Ich muß sicher sein, daß dir niemand gefolgt ist.«
    »Bestimmt nicht. Wenn jemand das Haus von Julius überwacht hätte, wäre es mir aufgefallen. Dort kann niemand parken, ohne gesehen zu werden. Außerdem habe ich mich ständig davon überzeugt, daß mir niemand gefolgt ist. Kein Wagen ist hinter mir vom Highway abgefahren, und im Rückspiegel war niemand zu sehen, der an Kreuzungen mit mir abgebogen wäre. Danno, bist du sicher, daß jemand die Schriftrollen haben will?« Er ließ den Vorhang fallen, drehte sich um und sah sie an. Wie immer trug Daniel zerknitterte, weite und bequeme Sachen. Nichts deutete auf den langen Flug hin. Er wirkte ausgeschlafen und völlig munter. Daniel litt erstaunlicherweise nie unter der

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