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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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hatte diese notwendigen Dinge bei einem kurzen Einkauf in einem billigen Einkaufscenter am Stadtrand erstanden. Die Faltstellen der zweiten Schriftrolle erwiesen sich jedoch als weniger haltbar als die der ersten. Manche schienen bereits bei der leisesten Berührung zu reißen. Catherine fehlten in diesem Augenblick ein richtiger Arbeitsplatz und die notwendigen Instrumente. Garibaldi hatte ihr den Tisch überlassen, damit sie die Rolle glatt ausbreiten konnte. Der Laptop stand auf einem Stuhl, und er saß auf dem Bett.
    Aber Catherine hätte eine bessere Beleuchtung gebraucht, eine starke Lupe und Pinzetten, um die winzigen abgelösten Fragmente behutsam wie ein Puzzle zusammenfügen zu können.
    ›Das war im vierten Jahr der Herrschaft des Kaisers…‹ Verdammt, wie heißt er?
    Catherine kamen vor Enttäuschung beinahe die Tränen. An dieser Stelle war ein Stück Papyrus abgebro-chen und für immer verloren. Sie konnte nur hoffen, daß Sabina diesen römischen Kaiser noch einmal er-wähnte.
    »Sobald wir uns ins Netz eingewählt haben«, sagte Garibaldi und blickte auf den Monitor, »müssen wir schnell sein. Wenn Havers die Nummer Ihrer Kreditkarte hat, wird er damit bald das Konto Ihrer Zugangs-genehmigung finden. Aber um zu erfahren, wo Sie sich aufhalten, muß er das Zugangssystem knacken.
    Deshalb habe ich einen Server in Orange County gewählt. Das wird ihn auf die falsche Spur setzen.«
    Sie befanden sich nicht in Orange County. Nachdem sie Sacramento verlassen hatten, waren sie nach Sü-
    den gefahren. Aus Vorsicht wählten sie kleine Landstraßen, die durch Farmland führten. Beim Sonnenuntergang hielten sie Ausschau nach einem Motel. Die ersten, an denen sie vorüberkamen, waren für ihre Zwecke nicht geeignet, denn sie hatten Telefonanlagen. Für das Laptop-Modem benötigten sie jedoch einen direkten Anschluß, der mit der Vorwahl ›9‹ eine Verbindung herstellte. Schließlich fanden sie in einer kleinen Stadt am Fuß der Sierras ein geeignetes Motel. Die Stadt hieß ›Goshen Junction‹. Catherine mußte lächeln, denn ›Goshen‹ lag nach den Worten der Bibel an dem Weg, auf dem Mirjam und Moses ihr Volk aus Ägypten herausgeführt hatten. Mirjam, die Prophetin,…
    Während Catherine mit angehaltenem Atem den spröden Papyrus auseinanderfaltete und immer wieder verzweifelt feststellte, daß die Ränder abbrachen und sich manche Bruchstücke sofort in Staub auflösten, dachte sie an ihre Ausgrabung. Hatten die Behörden die Arbeiten unterbunden? Wurde womöglich in der Nähe wieder gesprengt? War Hungerford ersetzt worden und der Hotelneubau ging zielstrebig voran? Oder hatten ägyptische Archäologen damit begonnen, den Brunnen freizulegen und das Skelett zu bergen?
    »Ich habe noch keinen Zugang«, murmelte Garibaldi, und Catherine hörte, wie er die Nummer erneut an-wählen ließ. Ein Internet-Konto konnte man nur mit einer Kreditkarte eröffnen. Sie hatten es zuerst mit Garibaldis Karte versucht, aber festgestellt, daß er sein Limit überschritten hatte. LinkNet lehnte die Karte ab. Deshalb benutzten sie Catherines Karte, auch wenn sie wußten, daß Havers jeden Vorgang auf dem Kreditkartenkonto ›sah‹. Ab jetzt mußten sie schneller als ihr Verfolger sein. Der Wettlauf hatte eine neue Dimension angenommen. Garibaldi hatte an der Rezeption die Formalitäten erledigt. Dabei trug er wie immer seine Soutane. Catherine blieb im Auto sitzen, das außer Sichtweite stand.
    Bei jedem Aufenthalt, sei es um zu tanken oder um etwas zu essen, ja selbst im Einkaufszentrum hatten sie sich die Zeitungen angesehen – die lokalen, aber auch die Fresno Bee, die Sacramento Bee, die Los Angeles Times und sogar die San Diego Union. In allen Ausgaben entdeckten sie Catherines Porträt.
    Im Motel hatten sie sofort den Fernseher eingeschaltet, um die Nachrichten zu sehen. Garibaldi regelte den Ton herunter, während er darauf wartete, daß LinkNet in Orange County die Verbindung freischaltete.
    »Noch immer nicht«, sagte er kopfschüttelnd und ließ das Modem neu wählen. »Dabei werben sie damit, daß der Zugang innerhalb von zwei Stunden nach dem Kauf aktiviert wird. Ich hoffe, das steht nicht nur auf dem Papier!« Er hatte sich um verschiedene Server bemüht. Die meisten boten ihren Service nicht an Sonn-tagen an, und man mußte vor fünf Uhr nachmittags kaufen, um am nächsten Tag ab zwölf Uhr mittags den Zugang zu bekommen. Nur wenige, wie zum Beispiel LinkNet, nutzten die Ungeduld vieler Anwender und

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